gen Gestirne. Es ist für mein Gewissen eine große Erleichterung, mußt du glauben. Jst das wahr, was Hudibras saget: so stehet meiner entlaufenen Geliebten auch noch Vergnügen im Ueberflusse bevor.
Jn Wahrheit, es ist so vergnügt, Berückt zu seyn, als zu berücken: Gleichwie bey Taschenspielerstücken Die Einfalt sich mit Lust betrügt; Und stets ihr Wundern höher treibt, Je fremder ihr der Handgriff bleibt.
Hier hast du auch den Brief von meiner lie- ben Taschenspielerinn an mich. Das ist der andere von den innern Briefen, die mir Wil- helm geschickt hat.
Donnerstags den 8ten Jun.
Herr Lovelace.
Geben Sie mir keine Ursache, mich vor Jh- rer Zurückkunft zu fürchten. Wofern Sie nicht ewig von mir gehasset seyn wollen: so übersen- den Sie mir durch den Ueberbringer des gegen- wärtigen nur eine halbe Zeile, und versichern mich darinn, daß Sie auf eine ganze Woche, von heute an, nicht den geringsten Versuch thun wol- len, mich zu sehen. Jch kann Jhnen nicht ins Gesicht sehen, ohne eben so viele Verwirrung als Widerwillen blicken zu lassen. Die Gefällig- keit, welche Sie mir hierinn thun werden, ist für Jhre schändliche Aufführung in verwichener Nacht nur ein elendes Opfer.
Sie
gen Geſtirne. Es iſt fuͤr mein Gewiſſen eine große Erleichterung, mußt du glauben. Jſt das wahr, was Hudibras ſaget: ſo ſtehet meiner entlaufenen Geliebten auch noch Vergnuͤgen im Ueberfluſſe bevor.
Jn Wahrheit, es iſt ſo vergnuͤgt, Beruͤckt zu ſeyn, als zu beruͤcken: Gleichwie bey Taſchenſpielerſtuͤcken Die Einfalt ſich mit Luſt betruͤgt; Und ſtets ihr Wundern hoͤher treibt, Je fremder ihr der Handgriff bleibt.
Hier haſt du auch den Brief von meiner lie- ben Taſchenſpielerinn an mich. Das iſt der andere von den innern Briefen, die mir Wil- helm geſchickt hat.
Donnerſtags den 8ten Jun.
Herr Lovelace.
Geben Sie mir keine Urſache, mich vor Jh- rer Zuruͤckkunft zu fuͤrchten. Wofern Sie nicht ewig von mir gehaſſet ſeyn wollen: ſo uͤberſen- den Sie mir durch den Ueberbringer des gegen- waͤrtigen nur eine halbe Zeile, und verſichern mich darinn, daß Sie auf eine ganze Woche, von heute an, nicht den geringſten Verſuch thun wol- len, mich zu ſehen. Jch kann Jhnen nicht ins Geſicht ſehen, ohne eben ſo viele Verwirrung als Widerwillen blicken zu laſſen. Die Gefaͤllig- keit, welche Sie mir hierinn thun werden, iſt fuͤr Jhre ſchaͤndliche Auffuͤhrung in verwichener Nacht nur ein elendes Opfer.
Sie
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gen Geſtirne. Es iſt fuͤr mein Gewiſſen eine
große Erleichterung, mußt du glauben. Jſt
das wahr, was Hudibras ſaget: ſo ſtehet meiner
entlaufenen Geliebten auch noch Vergnuͤgen im
Ueberfluſſe bevor.
Jn Wahrheit, es iſt ſo vergnuͤgt,
Beruͤckt zu ſeyn, als zu beruͤcken:
Gleichwie bey Taſchenſpielerſtuͤcken
Die Einfalt ſich mit Luſt betruͤgt;
Und ſtets ihr Wundern hoͤher treibt,
Je fremder ihr der Handgriff bleibt.
Hier haſt du auch den Brief von meiner lie-
ben Taſchenſpielerinn an mich. Das iſt der
andere von den innern Briefen, die mir Wil-
helm geſchickt hat.
Donnerſtags den 8ten Jun.
Herr Lovelace.
Geben Sie mir keine Urſache, mich vor Jh-
rer Zuruͤckkunft zu fuͤrchten. Wofern Sie nicht
ewig von mir gehaſſet ſeyn wollen: ſo uͤberſen-
den Sie mir durch den Ueberbringer des gegen-
waͤrtigen nur eine halbe Zeile, und verſichern
mich darinn, daß Sie auf eine ganze Woche, von
heute an, nicht den geringſten Verſuch thun wol-
len, mich zu ſehen. Jch kann Jhnen nicht ins
Geſicht ſehen, ohne eben ſo viele Verwirrung als
Widerwillen blicken zu laſſen. Die Gefaͤllig-
keit, welche Sie mir hierinn thun werden, iſt fuͤr
Jhre ſchaͤndliche Auffuͤhrung in verwichener
Nacht nur ein elendes Opfer.
Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/192>, abgerufen am 22.11.2024.
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