mir bezahlet währe, zum Schelm werden mögte. So habe das Jhre Knaden überlassen.
Meine knädige Freilein weis nichts davon, daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es währe am besten, keinen Fus von hier zu setzen, weil sie die Loschies nur auf ein paar Tage ge- nommen hat.
Wenn Jhre Knaden hier auf die Höhe kom- men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen- ke herum oder auf die Heide sehen lassen. Jch habe mir einen andern Rock geborcht, stat Jhre Knaden Lieferey, und eine schwarze Parrucke, so kann ich von meine Freilein nicht gekant wer- den, wenn sie mich ja sehen sollte, und habe es so gemacht, als wenn ich Zahnschmerzen hätte, mit meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann man die Zähn, welche mir Jhre Knaden mit Jhre Knaden Hände auszuschlagen beliebet ha- ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre Knaden es beschreiben, nicht erkennen.
Die beyden innern Briefe habe ich von mei- ne Freilein bekommen, ehe sie von dem vorigen Hause abgegangen ist. Den einen sollte ich in Wilsons Haus lassen für die Freilein Howe: den nächsten sollt ich Jhre Knaden bringen. Aber ich wust, das Jhre Knaden nicht an dem bestimm- ten Ort wahren, und besorgte, daß es so kommen mögte, wie es ausgefallen ist. Dessentwegen habe ich ihn für Jhre Knaden zuruckbehalten, und so konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre Knaden selbst zu sehen bekäme. Jch machte es
nur
mir bezahlet waͤhre, zum Schelm werden moͤgte. So habe das Jhre Knaden uͤberlaſſen.
Meine knaͤdige Freilein weis nichts davon, daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es waͤhre am beſten, keinen Fus von hier zu ſetzen, weil ſie die Loſchies nur auf ein paar Tage ge- nommen hat.
Wenn Jhre Knaden hier auf die Hoͤhe kom- men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen- ke herum oder auf die Heide ſehen laſſen. Jch habe mir einen andern Rock geborcht, ſtat Jhre Knaden Lieferey, und eine ſchwarze Parrucke, ſo kann ich von meine Freilein nicht gekant wer- den, wenn ſie mich ja ſehen ſollte, und habe es ſo gemacht, als wenn ich Zahnſchmerzen haͤtte, mit meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann man die Zaͤhn, welche mir Jhre Knaden mit Jhre Knaden Haͤnde auszuſchlagen beliebet ha- ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre Knaden es beſchreiben, nicht erkennen.
Die beyden innern Briefe habe ich von mei- ne Freilein bekommen, ehe ſie von dem vorigen Hauſe abgegangen iſt. Den einen ſollte ich in Wilſons Haus laſſen fuͤr die Freilein Howe: den naͤchſten ſollt ich Jhre Knaden bringen. Aber ich wuſt, das Jhre Knaden nicht an dem beſtimm- ten Ort wahren, und beſorgte, daß es ſo kommen moͤgte, wie es ausgefallen iſt. Deſſentwegen habe ich ihn fuͤr Jhre Knaden zuruckbehalten, und ſo konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre Knaden ſelbſt zu ſehen bekaͤme. Jch machte es
nur
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mir bezahlet waͤhre, zum Schelm werden moͤgte.
So habe das Jhre Knaden uͤberlaſſen.
Meine knaͤdige Freilein weis nichts davon,
daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es
waͤhre am beſten, keinen Fus von hier zu ſetzen,
weil ſie die Loſchies nur auf ein paar Tage ge-
nommen hat.
Wenn Jhre Knaden hier auf die Hoͤhe kom-
men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen-
ke herum oder auf die Heide ſehen laſſen. Jch
habe mir einen andern Rock geborcht, ſtat Jhre
Knaden Lieferey, und eine ſchwarze Parrucke, ſo
kann ich von meine Freilein nicht gekant wer-
den, wenn ſie mich ja ſehen ſollte, und habe es ſo
gemacht, als wenn ich Zahnſchmerzen haͤtte, mit
meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann
man die Zaͤhn, welche mir Jhre Knaden mit
Jhre Knaden Haͤnde auszuſchlagen beliebet ha-
ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre
Knaden es beſchreiben, nicht erkennen.
Die beyden innern Briefe habe ich von mei-
ne Freilein bekommen, ehe ſie von dem vorigen
Hauſe abgegangen iſt. Den einen ſollte ich in
Wilſons Haus laſſen fuͤr die Freilein Howe: den
naͤchſten ſollt ich Jhre Knaden bringen. Aber
ich wuſt, das Jhre Knaden nicht an dem beſtimm-
ten Ort wahren, und beſorgte, daß es ſo kommen
moͤgte, wie es ausgefallen iſt. Deſſentwegen
habe ich ihn fuͤr Jhre Knaden zuruckbehalten, und
ſo konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/190>, abgerufen am 25.11.2024.
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