rechtschaffenen Mann auf keine Weise in Gefahr bringen: wie durch die Hitze von diesem unbändi- gen Gemüthe leicht geschehen könnte.
Was kann ich denn für einen bessern Weg wählen, wenn ich diese Dinge überlege, als in die Ferne zu einer von den englischen Pflanzstädten zu gehen, wo niemand außer Jhnen etwas von mir wissen soll; ja sie selbst nicht einmal, ich muß es Jhnen frey gestehen, gar zu bald; nicht eher, als bis ich einen festen Sitz habe, und, wenn es Gott so gefällt, eine erträgliche Lebensart nach meiner Gemüthsverfassung führen kann. Denn es ist kein geringer Theil von meinem Kummer, daß meine unbedächtige Aufführung Jhnen, al- lerliebste Freundinn, einen so schweren Freund- schaftszoll aufgeleget hat: da ich vordem Jhnen mehr Vergnügen als Sorge zu machen hoffete.
Jch befinde mich itzo bey einer gewissen Frau Moore zu Hampstead. Mein Herz sagte mir nichts gutes zu, als ich in diesen Flecken kam: weil ich mit ihm mehr als einmal hier gewesen war. Allein die Kutsche, die in Bereitschast war, hierher zu gehen, kam mir so wohl zu stat- ten, daß ich nicht wußte, was ich bessers thun könnte. Außerdem werde ich hier nicht länger bleiben, als bis ich Jhre Antwort auf mein ge- genwärtiges erhalten kann. Haben Sie die Güte mir in derselben Nachricht zu geben, ob ich nicht nach Jhrem ehemaligen Vorschlage; glücklich würde ich seyn, wenn ich mir ihn bey- zeiten zu Nutze gemacht hätte; durch Hülfe der
Frau
rechtſchaffenen Mann auf keine Weiſe in Gefahr bringen: wie durch die Hitze von dieſem unbaͤndi- gen Gemuͤthe leicht geſchehen koͤnnte.
Was kann ich denn fuͤr einen beſſern Weg waͤhlen, wenn ich dieſe Dinge uͤberlege, als in die Ferne zu einer von den engliſchen Pflanzſtaͤdten zu gehen, wo niemand außer Jhnen etwas von mir wiſſen ſoll; ja ſie ſelbſt nicht einmal, ich muß es Jhnen frey geſtehen, gar zu bald; nicht eher, als bis ich einen feſten Sitz habe, und, wenn es Gott ſo gefaͤllt, eine ertraͤgliche Lebensart nach meiner Gemuͤthsverfaſſung fuͤhren kann. Denn es iſt kein geringer Theil von meinem Kummer, daß meine unbedaͤchtige Auffuͤhrung Jhnen, al- lerliebſte Freundinn, einen ſo ſchweren Freund- ſchaftszoll aufgeleget hat: da ich vordem Jhnen mehr Vergnuͤgen als Sorge zu machen hoffete.
Jch befinde mich itzo bey einer gewiſſen Frau Moore zu Hampſtead. Mein Herz ſagte mir nichts gutes zu, als ich in dieſen Flecken kam: weil ich mit ihm mehr als einmal hier geweſen war. Allein die Kutſche, die in Bereitſchaſt war, hierher zu gehen, kam mir ſo wohl zu ſtat- ten, daß ich nicht wußte, was ich beſſers thun koͤnnte. Außerdem werde ich hier nicht laͤnger bleiben, als bis ich Jhre Antwort auf mein ge- genwaͤrtiges erhalten kann. Haben Sie die Guͤte mir in derſelben Nachricht zu geben, ob ich nicht nach Jhrem ehemaligen Vorſchlage; gluͤcklich wuͤrde ich ſeyn, wenn ich mir ihn bey- zeiten zu Nutze gemacht haͤtte; durch Huͤlfe der
Frau
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rechtſchaffenen Mann auf keine Weiſe in Gefahr
bringen: wie durch die Hitze von dieſem unbaͤndi-
gen Gemuͤthe leicht geſchehen koͤnnte.
Was kann ich denn fuͤr einen beſſern Weg
waͤhlen, wenn ich dieſe Dinge uͤberlege, als in die
Ferne zu einer von den engliſchen Pflanzſtaͤdten
zu gehen, wo niemand außer Jhnen etwas von
mir wiſſen ſoll; ja ſie ſelbſt nicht einmal, ich muß
es Jhnen frey geſtehen, gar zu bald; nicht eher,
als bis ich einen feſten Sitz habe, und, wenn es
Gott ſo gefaͤllt, eine ertraͤgliche Lebensart nach
meiner Gemuͤthsverfaſſung fuͤhren kann. Denn
es iſt kein geringer Theil von meinem Kummer,
daß meine unbedaͤchtige Auffuͤhrung Jhnen, al-
lerliebſte Freundinn, einen ſo ſchweren Freund-
ſchaftszoll aufgeleget hat: da ich vordem Jhnen
mehr Vergnuͤgen als Sorge zu machen hoffete.
Jch befinde mich itzo bey einer gewiſſen Frau
Moore zu Hampſtead. Mein Herz ſagte mir
nichts gutes zu, als ich in dieſen Flecken kam:
weil ich mit ihm mehr als einmal hier geweſen
war. Allein die Kutſche, die in Bereitſchaſt
war, hierher zu gehen, kam mir ſo wohl zu ſtat-
ten, daß ich nicht wußte, was ich beſſers thun
koͤnnte. Außerdem werde ich hier nicht laͤnger
bleiben, als bis ich Jhre Antwort auf mein ge-
genwaͤrtiges erhalten kann. Haben Sie die
Guͤte mir in derſelben Nachricht zu geben, ob
ich nicht nach Jhrem ehemaligen Vorſchlage;
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/180>, abgerufen am 22.11.2024.
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