so wilden Gemüthe, und einem Menschen, der Sie durch niederträchtige Künste berückt und weggeführet hatte, Gegenliebe zeigen, ohne dadurch diese Künste zu billigen?
*Daher ist es vielleicht nicht schwer zu glau- ben, daß es einem solchen schlechten Kerl, als er ist, möglich geworden, seinen alten Vorurtheilen ge- gen den Ehestand, und der Rachbegierde, die al- lezeit eine Hauptbegierde bey ihm gewesen war, freyen Lauf zu lassen.
Dieß ist meines Erachtens der einzige Weg, seine scheuslichen Absichten zu erklären, weswe- gen er sie in ein schändliches Haus gebracht hat.
*Und läßt sich nun nicht alles übrige natürlich erklären? Sein zögern; seine quälende Weit- läuftigkeiten; seine Bemühung, wodurch er Sie dahin gebracht, sich gefallen zu lassen, daß er in eben dem Hause wohnete; sein Vorgeben bey den Leuten in demselben, als wenn Sie sein Weib wären, zwar mit einiger Einschränkung, jedoch *sonder Zweifel, da er der ärgste Bösewicht ist, in der Hoffnung, sich den Vortheil über Sie zu Nu- tze zu machen; sein Einfall, Sie in der Gesellschaft seiner ausschweifenden Mitgesellen zu bringen; der Versuch, Jhnen die Jungfer Partington als eine Beyschläferinn aufzudringen, welcher nach aller Wahrscheinlichkeit seine Erfindung zu der ärg- sten Absicht war; das Schrecken worinn er Sie zu verschiednen malen gesetzet hat; sein Zudrin- gen, Jhnen wider Jhren Willen Gesellschaft zu
leisten,
ſo wilden Gemuͤthe, und einem Menſchen, der Sie durch niedertraͤchtige Kuͤnſte beruͤckt und weggefuͤhret hatte, Gegenliebe zeigen, ohne dadurch dieſe Kuͤnſte zu billigen?
*Daher iſt es vielleicht nicht ſchwer zu glau- ben, daß es einem ſolchen ſchlechten Kerl, als er iſt, moͤglich geworden, ſeinen alten Vorurtheilen ge- gen den Eheſtand, und der Rachbegierde, die al- lezeit eine Hauptbegierde bey ihm geweſen war, freyen Lauf zu laſſen.
Dieß iſt meines Erachtens der einzige Weg, ſeine ſcheuslichen Abſichten zu erklaͤren, weswe- gen er ſie in ein ſchaͤndliches Haus gebracht hat.
*Und laͤßt ſich nun nicht alles uͤbrige natuͤrlich erklaͤren? Sein zoͤgern; ſeine quaͤlende Weit- laͤuftigkeiten; ſeine Bemuͤhung, wodurch er Sie dahin gebracht, ſich gefallen zu laſſen, daß er in eben dem Hauſe wohnete; ſein Vorgeben bey den Leuten in demſelben, als wenn Sie ſein Weib waͤren, zwar mit einiger Einſchraͤnkung, jedoch *ſonder Zweifel, da er der aͤrgſte Boͤſewicht iſt, in der Hoffnung, ſich den Vortheil uͤber Sie zu Nu- tze zu machen; ſein Einfall, Sie in der Geſellſchaft ſeiner ausſchweifenden Mitgeſellen zu bringen; der Verſuch, Jhnen die Jungfer Partington als eine Beyſchlaͤferinn aufzudringen, welcher nach aller Wahrſcheinlichkeit ſeine Erfindung zu der aͤrg- ſten Abſicht war; das Schrecken worinn er Sie zu verſchiednen malen geſetzet hat; ſein Zudrin- gen, Jhnen wider Jhren Willen Geſellſchaft zu
leiſten,
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[152/0158]
ſo wilden Gemuͤthe, und einem Menſchen, der
Sie durch niedertraͤchtige Kuͤnſte beruͤckt und
weggefuͤhret hatte, Gegenliebe zeigen, ohne dadurch
dieſe Kuͤnſte zu billigen?
Daher iſt es vielleicht nicht ſchwer zu glau-
ben, daß es einem ſolchen ſchlechten Kerl, als er iſt,
moͤglich geworden, ſeinen alten Vorurtheilen ge-
gen den Eheſtand, und der Rachbegierde, die al-
lezeit eine Hauptbegierde bey ihm geweſen war,
freyen Lauf zu laſſen.
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Dieß iſt meines Erachtens der einzige Weg,
ſeine ſcheuslichen Abſichten zu erklaͤren, weswe-
gen er ſie in ein ſchaͤndliches Haus gebracht
hat.
Und laͤßt ſich nun nicht alles uͤbrige natuͤrlich
erklaͤren? Sein zoͤgern; ſeine quaͤlende Weit-
laͤuftigkeiten; ſeine Bemuͤhung, wodurch er Sie
dahin gebracht, ſich gefallen zu laſſen, daß er in
eben dem Hauſe wohnete; ſein Vorgeben bey den
Leuten in demſelben, als wenn Sie ſein Weib
waͤren, zwar mit einiger Einſchraͤnkung, jedoch
ſonder Zweifel, da er der aͤrgſte Boͤſewicht iſt, in
der Hoffnung, ſich den Vortheil uͤber Sie zu Nu-
tze zu machen; ſein Einfall, Sie in der Geſellſchaft
ſeiner ausſchweifenden Mitgeſellen zu bringen; der
Verſuch, Jhnen die Jungfer Partington als eine
Beyſchlaͤferinn aufzudringen, welcher nach aller
Wahrſcheinlichkeit ſeine Erfindung zu der aͤrg-
ſten Abſicht war; das Schrecken worinn er Sie
zu verſchiednen malen geſetzet hat; ſein Zudrin-
gen, Jhnen wider Jhren Willen Geſellſchaft zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/158>, abgerufen am 22.11.2024.
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