gelebet, wirklich getrauet gewesen, und diese Zeit so zu bestimmen, daß sie mit Herrn Hickmanns Besuche bey Jhrem Onkel zuträfe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine zuverläßige Per-* son, die der Onkel ernennen würde, bey der Trau- handlung gegenwärtig sey - - Alle diese Dinge machen mich geneigt zu versuchen, ob sich nicht alles wohl zusammen reimen lasse. Und dennoch setzet mich das, was an beyden Seiten der Frage vorkommt, in so große Verwirrung, daß ich den teuflischen Kerl nothwendig verabscheuen muß,* dessen Erfindungen und durchtriebene Ränke ei- nem nachdenckenden Kopfe beständig zu thun ma- chen, und ihm doch keine Mittel übrig lassen, auf eine völlige Entdeckung zu kommen.
Was ich aber muthmaßen möchte, ist dieß, daß Tomlinson, so einen guten Schein er auch hat, ein bloßes Triebwerk ist, das Lovelace re- gieret und zu einer Absicht brauchet, die bisher noch nicht erhalten ist - - So viel ist gewiß,* daß nicht allein Tomlinson, sondern auch Men- nel, der Sie, wie ich denke, mehr als einmal in diesem schändlichen Hause besucht hat, wohl wissen muß, daß es ein schändliches Haus ist.
Was können Sie denn sonderliches davon denken, daß sich Tomlinson auf die geschehene Nachfrage vortheilhaft für dasselbe erkläret hat?
So gar Lovelace selbst muß es wissen; und wo er es nicht vorher, ehe er Sie dahin gebracht, gewußt hat: so muß er es bald hernach erfah- ren haben.
Viel-
K 2
gelebet, wirklich getrauet geweſen, und dieſe Zeit ſo zu beſtimmen, daß ſie mit Herrn Hickmanns Beſuche bey Jhrem Onkel zutraͤfe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine zuverlaͤßige Per-* ſon, die der Onkel ernennen wuͤrde, bey der Trau- handlung gegenwaͤrtig ſey ‒ ‒ Alle dieſe Dinge machen mich geneigt zu verſuchen, ob ſich nicht alles wohl zuſammen reimen laſſe. Und dennoch ſetzet mich das, was an beyden Seiten der Frage vorkommt, in ſo große Verwirrung, daß ich den teufliſchen Kerl nothwendig verabſcheuen muß,* deſſen Erfindungen und durchtriebene Raͤnke ei- nem nachdenckenden Kopfe beſtaͤndig zu thun ma- chen, und ihm doch keine Mittel uͤbrig laſſen, auf eine voͤllige Entdeckung zu kommen.
Was ich aber muthmaßen moͤchte, iſt dieß, daß Tomlinſon, ſo einen guten Schein er auch hat, ein bloßes Triebwerk iſt, das Lovelace re- gieret und zu einer Abſicht brauchet, die bisher noch nicht erhalten iſt ‒ ‒ So viel iſt gewiß,* daß nicht allein Tomlinſon, ſondern auch Men- nel, der Sie, wie ich denke, mehr als einmal in dieſem ſchaͤndlichen Hauſe beſucht hat, wohl wiſſen muß, daß es ein ſchaͤndliches Haus iſt.
Was koͤnnen Sie denn ſonderliches davon denken, daß ſich Tomlinſon auf die geſchehene Nachfrage vortheilhaft fuͤr daſſelbe erklaͤret hat?
So gar Lovelace ſelbſt muß es wiſſen; und wo er es nicht vorher, ehe er Sie dahin gebracht, gewußt hat: ſo muß er es bald hernach erfah- ren haben.
Viel-
K 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0153"n="147"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
gelebet, wirklich getrauet geweſen, und dieſe Zeit<lb/>ſo zu beſtimmen, daß ſie mit Herrn Hickmanns<lb/>
Beſuche bey Jhrem Onkel zutraͤfe. Jch bedenke,<lb/>
wie er darauf dringet, daß eine zuverlaͤßige Per-<noteplace="right">*</note><lb/>ſon, die der Onkel ernennen wuͤrde, bey der Trau-<lb/>
handlung gegenwaͤrtig ſey ‒‒ Alle dieſe Dinge<lb/>
machen mich geneigt zu verſuchen, ob ſich nicht<lb/>
alles wohl zuſammen reimen laſſe. Und dennoch<lb/>ſetzet mich das, was an beyden Seiten der Frage<lb/>
vorkommt, in ſo große Verwirrung, daß ich den<lb/>
teufliſchen Kerl nothwendig verabſcheuen muß,<noteplace="right">*</note><lb/>
deſſen Erfindungen und durchtriebene Raͤnke ei-<lb/>
nem nachdenckenden Kopfe beſtaͤndig zu thun ma-<lb/>
chen, und ihm doch keine Mittel uͤbrig laſſen, auf<lb/>
eine voͤllige Entdeckung zu kommen.</p><lb/><p>Was ich aber muthmaßen moͤchte, iſt dieß,<lb/>
daß Tomlinſon, ſo einen guten Schein er auch<lb/>
hat, ein bloßes Triebwerk iſt, das Lovelace re-<lb/>
gieret und zu einer Abſicht brauchet, die bisher<lb/>
noch nicht erhalten iſt ‒‒ So viel iſt gewiß,<noteplace="right">*</note><lb/>
daß nicht allein Tomlinſon, ſondern auch Men-<lb/>
nel, der Sie, wie ich denke, mehr als einmal in<lb/>
dieſem ſchaͤndlichen Hauſe beſucht hat, wohl wiſſen<lb/>
muß, daß es ein ſchaͤndliches Haus iſt.</p><lb/><p>Was koͤnnen Sie denn ſonderliches davon<lb/>
denken, daß ſich Tomlinſon auf die geſchehene<lb/>
Nachfrage <hirendition="#fr">vortheilhaft</hi> fuͤr daſſelbe erklaͤret hat?</p><lb/><p>So gar Lovelace ſelbſt muß es wiſſen; und<lb/>
wo er es nicht vorher, ehe er Sie dahin gebracht,<lb/>
gewußt hat: ſo muß er es bald hernach erfah-<lb/>
ren haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Viel-</fw><lb/></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[147/0153]
gelebet, wirklich getrauet geweſen, und dieſe Zeit
ſo zu beſtimmen, daß ſie mit Herrn Hickmanns
Beſuche bey Jhrem Onkel zutraͤfe. Jch bedenke,
wie er darauf dringet, daß eine zuverlaͤßige Per-
ſon, die der Onkel ernennen wuͤrde, bey der Trau-
handlung gegenwaͤrtig ſey ‒ ‒ Alle dieſe Dinge
machen mich geneigt zu verſuchen, ob ſich nicht
alles wohl zuſammen reimen laſſe. Und dennoch
ſetzet mich das, was an beyden Seiten der Frage
vorkommt, in ſo große Verwirrung, daß ich den
teufliſchen Kerl nothwendig verabſcheuen muß,
deſſen Erfindungen und durchtriebene Raͤnke ei-
nem nachdenckenden Kopfe beſtaͤndig zu thun ma-
chen, und ihm doch keine Mittel uͤbrig laſſen, auf
eine voͤllige Entdeckung zu kommen.
*
*
Was ich aber muthmaßen moͤchte, iſt dieß,
daß Tomlinſon, ſo einen guten Schein er auch
hat, ein bloßes Triebwerk iſt, das Lovelace re-
gieret und zu einer Abſicht brauchet, die bisher
noch nicht erhalten iſt ‒ ‒ So viel iſt gewiß,
daß nicht allein Tomlinſon, ſondern auch Men-
nel, der Sie, wie ich denke, mehr als einmal in
dieſem ſchaͤndlichen Hauſe beſucht hat, wohl wiſſen
muß, daß es ein ſchaͤndliches Haus iſt.
*
Was koͤnnen Sie denn ſonderliches davon
denken, daß ſich Tomlinſon auf die geſchehene
Nachfrage vortheilhaft fuͤr daſſelbe erklaͤret hat?
So gar Lovelace ſelbſt muß es wiſſen; und
wo er es nicht vorher, ehe er Sie dahin gebracht,
gewußt hat: ſo muß er es bald hernach erfah-
ren haben.
Viel-
K 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/153>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.