"Jhnen und bewundert Sie allein unter allen "Frauenzimmern. Zuletzt entdeckte sie es aber "nur im Vertrauen, der Fräulein Biddulph "schristlich. Die Fräulein Biddulph besorgte, "es möchte mich beunruhigen, wenn ich es er- "führe, und offenbarte es ebenfalls nur im Ver- "trauen der Fräulein Bloyd. Und so gieng es "als eine ärgerliche Sache, die man sich nur ins "Ohr sagte, durch verschiedne Hände, und kam "alsdenn erst an mich. Dieß geschahe nicht eher "als verwichnen Montag.
Jch dachte, ich hätte über eine so erstaunli- che Nachricht in Ohnmacht sinken sollen. Aber *die Wuth nahm bey mir überhand und vertrieb die plötzliche Uebelkeit. Jch ersuchte die Fräu- lein Lloyd, einer jeden Person von ihrer Seite wiederum die Verschwiegenheit zu empfehlen. Jch gestand ihr, ich wollte um aller Welt nicht, daß es meine Mutter oder jemand von Jhren *Angehörigen erführe. Und von Stunde an trug ich einem zuverläßigen Freunde auf, nach Tom- linson sich so viel, als nur immer möglich wäre, zu erkundigen.
*Jch war schon vorher willens gewesen, es zu thun. Weil ich mir aber einbildete, es würde unnöthig seyn; und mir nicht einmal in den Sinn kommen ließ, daß Sie in einem solchen Hause seyn könnten; Sie auch selbst mit Jhren veränderten Umständen von guter Hoffnung zu- frieden waren: so stand ich davon ab. Das *that ich um so viel eher: da die Sache so getrie-
ben
„Jhnen und bewundert Sie allein unter allen „Frauenzimmern. Zuletzt entdeckte ſie es aber „nur im Vertrauen, der Fraͤulein Biddulph „ſchriſtlich. Die Fraͤulein Biddulph beſorgte, „es moͤchte mich beunruhigen, wenn ich es er- „fuͤhre, und offenbarte es ebenfalls nur im Ver- „trauen der Fraͤulein Bloyd. Und ſo gieng es „als eine aͤrgerliche Sache, die man ſich nur ins „Ohr ſagte, durch verſchiedne Haͤnde, und kam „alsdenn erſt an mich. Dieß geſchahe nicht eher „als verwichnen Montag.
Jch dachte, ich haͤtte uͤber eine ſo erſtaunli- che Nachricht in Ohnmacht ſinken ſollen. Aber *die Wuth nahm bey mir uͤberhand und vertrieb die ploͤtzliche Uebelkeit. Jch erſuchte die Fraͤu- lein Lloyd, einer jeden Perſon von ihrer Seite wiederum die Verſchwiegenheit zu empfehlen. Jch geſtand ihr, ich wollte um aller Welt nicht, daß es meine Mutter oder jemand von Jhren *Angehoͤrigen erfuͤhre. Und von Stunde an trug ich einem zuverlaͤßigen Freunde auf, nach Tom- linſon ſich ſo viel, als nur immer moͤglich waͤre, zu erkundigen.
*Jch war ſchon vorher willens geweſen, es zu thun. Weil ich mir aber einbildete, es wuͤrde unnoͤthig ſeyn; und mir nicht einmal in den Sinn kommen ließ, daß Sie in einem ſolchen Hauſe ſeyn koͤnnten; Sie auch ſelbſt mit Jhren veraͤnderten Umſtaͤnden von guter Hoffnung zu- frieden waren: ſo ſtand ich davon ab. Das *that ich um ſo viel eher: da die Sache ſo getrie-
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„Jhnen und bewundert Sie allein unter allen
„Frauenzimmern. Zuletzt entdeckte ſie es aber
„nur im Vertrauen, der Fraͤulein Biddulph
„ſchriſtlich. Die Fraͤulein Biddulph beſorgte,
„es moͤchte mich beunruhigen, wenn ich es er-
„fuͤhre, und offenbarte es ebenfalls nur im Ver-
„trauen der Fraͤulein Bloyd. Und ſo gieng es
„als eine aͤrgerliche Sache, die man ſich nur ins
„Ohr ſagte, durch verſchiedne Haͤnde, und kam
„alsdenn erſt an mich. Dieß geſchahe nicht eher
„als verwichnen Montag.
Jch dachte, ich haͤtte uͤber eine ſo erſtaunli-
che Nachricht in Ohnmacht ſinken ſollen. Aber
die Wuth nahm bey mir uͤberhand und vertrieb
die ploͤtzliche Uebelkeit. Jch erſuchte die Fraͤu-
lein Lloyd, einer jeden Perſon von ihrer Seite
wiederum die Verſchwiegenheit zu empfehlen.
Jch geſtand ihr, ich wollte um aller Welt nicht,
daß es meine Mutter oder jemand von Jhren
Angehoͤrigen erfuͤhre. Und von Stunde an trug
ich einem zuverlaͤßigen Freunde auf, nach Tom-
linſon ſich ſo viel, als nur immer moͤglich waͤre,
zu erkundigen.
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Jch war ſchon vorher willens geweſen, es zu
thun. Weil ich mir aber einbildete, es wuͤrde
unnoͤthig ſeyn; und mir nicht einmal in den
Sinn kommen ließ, daß Sie in einem ſolchen
Hauſe ſeyn koͤnnten; Sie auch ſelbſt mit Jhren
veraͤnderten Umſtaͤnden von guter Hoffnung zu-
frieden waren: ſo ſtand ich davon ab. Das
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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