mit Räuken und Ausschub von einer Zeit zur an- dern herumzusühren - Wie! trauete ich mir selbst nicht? - Ließ ich andere von mir denken, *daß ich nicht schweigen könnte? - - Allein das Haus, das von einer Zeit zur andern bezogen werden sollte, hat uns beyde - wie Schaafe, wie *zahme Schaafe in eine Falle gebracht - So wahr ich lebe, meine liebe Freundinn, der Kerl ist *ein ehrenloser ein verächtlicher Betrieger - Jch muß es frey heraussagen. - - Wie hat er wohl über uns beyde ins Fäustchen gelacht! dafür will ich Bürge seyn: ob ich gleich nicht sagen kann, wie lange er so gesinnt gewesen.
Wer hätte aber wohl denken sollen, daß ein Mann von guten Umständen und auch noch von ziemlich gutem Rufe; ich meyne den Dole- *man, gewiß nicht ihren schlechten Kerl; - - der zwar vorher in der That liederlich gewesen - - ich habe mich nach ihm erkundiget - - vor langer Zeit - - und so habe ich desto eher die verlangte Nachricht bekommen - - aber der doch hernach an ein Frauenzimmer von gutem Herkommen verheyrathet worden - - der einen Anfall vom Schlage gehabt - - und wie man *denken sollte, sich bekehret hat - ein solches Haus - - Gewiß, meine Wertheste, wenn er sich nur im geringsten darnach erkundigt hat, so hat er fin- den müssen, daß es ein böses Haus ist - - einem solchen Manne, als Lovelace ist, vorschlagen soll- te, daß er seine Verlobte, ja, wie man damals dachte, gar seine Vertrauete dahin brächte?
Jch
mit Raͤuken und Auſſchub von einer Zeit zur an- dern herumzuſuͤhren ‒ Wie! trauete ich mir ſelbſt nicht? ‒ Ließ ich andere von mir denken, *daß ich nicht ſchweigen koͤnnte? ‒ ‒ Allein das Haus, das von einer Zeit zur andern bezogen werden ſollte, hat uns beyde ‒ wie Schaafe, wie *zahme Schaafe in eine Falle gebracht ‒ So wahr ich lebe, meine liebe Freundinn, der Kerl iſt *ein ehrenloſer ein veraͤchtlicher Betrieger ‒ Jch muß es frey herausſagen. ‒ ‒ Wie hat er wohl uͤber uns beyde ins Faͤuſtchen gelacht! dafuͤr will ich Buͤrge ſeyn: ob ich gleich nicht ſagen kann, wie lange er ſo geſinnt geweſen.
Wer haͤtte aber wohl denken ſollen, daß ein Mann von guten Umſtaͤnden und auch noch von ziemlich gutem Rufe; ich meyne den Dole- *man, gewiß nicht ihren ſchlechten Kerl; ‒ ‒ der zwar vorher in der That liederlich geweſen ‒ ‒ ich habe mich nach ihm erkundiget ‒ ‒ vor langer Zeit ‒ ‒ und ſo habe ich deſto eher die verlangte Nachricht bekommen ‒ ‒ aber der doch hernach an ein Frauenzimmer von gutem Herkommen verheyrathet worden ‒ ‒ der einen Anfall vom Schlage gehabt ‒ ‒ und wie man *denken ſollte, ſich bekehret hat ‒ ein ſolches Haus ‒ ‒ Gewiß, meine Wertheſte, wenn er ſich nur im geringſten darnach erkundigt hat, ſo hat er fin- den muͤſſen, daß es ein boͤſes Haus iſt ‒ ‒ einem ſolchen Manne, als Lovelace iſt, vorſchlagen ſoll- te, daß er ſeine Verlobte, ja, wie man damals dachte, gar ſeine Vertrauete dahin braͤchte?
Jch
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mit Raͤuken und Auſſchub von einer Zeit zur an-
dern herumzuſuͤhren ‒ Wie! trauete ich mir
ſelbſt nicht? ‒ Ließ ich andere von mir denken,
daß ich nicht ſchweigen koͤnnte? ‒ ‒ Allein das
Haus, das von einer Zeit zur andern bezogen
werden ſollte, hat uns beyde ‒ wie Schaafe, wie
zahme Schaafe in eine Falle gebracht ‒ So
wahr ich lebe, meine liebe Freundinn, der Kerl iſt
ein ehrenloſer ein veraͤchtlicher Betrieger ‒ Jch
muß es frey herausſagen. ‒ ‒ Wie hat er wohl
uͤber uns beyde ins Faͤuſtchen gelacht! dafuͤr will
ich Buͤrge ſeyn: ob ich gleich nicht ſagen kann,
wie lange er ſo geſinnt geweſen.
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Wer haͤtte aber wohl denken ſollen, daß ein
Mann von guten Umſtaͤnden und auch noch von
ziemlich gutem Rufe; ich meyne den Dole-
man, gewiß nicht ihren ſchlechten Kerl; ‒ ‒
der zwar vorher in der That liederlich geweſen
‒ ‒ ich habe mich nach ihm erkundiget ‒ ‒ vor
langer Zeit ‒ ‒ und ſo habe ich deſto eher die
verlangte Nachricht bekommen ‒ ‒ aber der
doch hernach an ein Frauenzimmer von gutem
Herkommen verheyrathet worden ‒ ‒ der einen
Anfall vom Schlage gehabt ‒ ‒ und wie man
denken ſollte, ſich bekehret hat ‒ ein ſolches Haus
‒ ‒ Gewiß, meine Wertheſte, wenn er ſich nur
im geringſten darnach erkundigt hat, ſo hat er fin-
den muͤſſen, daß es ein boͤſes Haus iſt ‒ ‒ einem
ſolchen Manne, als Lovelace iſt, vorſchlagen ſoll-
te, daß er ſeine Verlobte, ja, wie man damals
dachte, gar ſeine Vertrauete dahin braͤchte?
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/146>, abgerufen am 25.11.2024.
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