fahrung gebracht werden; warum sollten den meine Freunde keine Nachricht davon bekom- men, von deren Nachfrage und Kundschaft ich einige Zeitungen von ihr erwarten kann?
Sie hatte einen braunen glanzseidnen Schlaf- rock an, der sauber und als neu aussahe, wie wegen einer ihr natürlichen Nettigkeit ein jedes Ding thut, das sie trägt, es mag neu oder nicht neu seyn, einen Bieberhut, einen schwarzen Band um den Hals und blaue Knöpfchen vor der Brust; einen gestickten Rock von fleischfar- bichtem Atlaß; einen Ring mit einem Rubin an ihren Fingern. Jn ihrer ganzen Person und und in ihrem Anstande herrschet, wie ich es aus- drücken werde, so wohl ein erhabnes Wesen als eine Schönheit, die alle und jede, welche sie sehen, nöthiget, mehr als einmal ihre Aufmerk. samkeit auf sie zu richten.
Auf die Beschreibung ihrer Person will ich ein wenig mehr Fleiß wenden. Mein Gemüth muß sich vorher noch mehr selbst gelassen seyn, ehe ich das unternehmen kann. Jch will zu- gleich drohen, daß, wenn nach Verlauf einer ge- setzten Zeit, zu ihrer freywilligen Rückkehr, keine Nachrichten einlaufen, ich alle und jede, die sich unterstehen, sie zu hegen zu beherbergen, aufzu- hetzen oder wider mich zu reizen, mit aller der Rache verfolgen will, die ein beleidigter Cavallier und Ehemann durch die Gesetze oder sonst zu nehmen bemächtiget seyn mag.
Wieder
fahrung gebracht werden; warum ſollten den meine Freunde keine Nachricht davon bekom- men, von deren Nachfrage und Kundſchaft ich einige Zeitungen von ihr erwarten kann?
Sie hatte einen braunen glanzſeidnen Schlaf- rock an, der ſauber und als neu ausſahe, wie wegen einer ihr natuͤrlichen Nettigkeit ein jedes Ding thut, das ſie traͤgt, es mag neu oder nicht neu ſeyn, einen Bieberhut, einen ſchwarzen Band um den Hals und blaue Knoͤpfchen vor der Bruſt; einen geſtickten Rock von fleiſchfar- bichtem Atlaß; einen Ring mit einem Rubin an ihren Fingern. Jn ihrer ganzen Perſon und und in ihrem Anſtande herrſchet, wie ich es aus- druͤcken werde, ſo wohl ein erhabnes Weſen als eine Schoͤnheit, die alle und jede, welche ſie ſehen, noͤthiget, mehr als einmal ihre Aufmerk. ſamkeit auf ſie zu richten.
Auf die Beſchreibung ihrer Perſon will ich ein wenig mehr Fleiß wenden. Mein Gemuͤth muß ſich vorher noch mehr ſelbſt gelaſſen ſeyn, ehe ich das unternehmen kann. Jch will zu- gleich drohen, daß, wenn nach Verlauf einer ge- ſetzten Zeit, zu ihrer freywilligen Ruͤckkehr, keine Nachrichten einlaufen, ich alle und jede, die ſich unterſtehen, ſie zu hegen zu beherbergen, aufzu- hetzen oder wider mich zu reizen, mit aller der Rache verfolgen will, die ein beleidigter Cavallier und Ehemann durch die Geſetze oder ſonſt zu nehmen bemaͤchtiget ſeyn mag.
Wieder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0136"n="130"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
fahrung gebracht werden; warum ſollten den<lb/>
meine <hirendition="#fr">Freunde</hi> keine Nachricht davon bekom-<lb/>
men, von deren Nachfrage und Kundſchaft ich<lb/>
einige Zeitungen von ihr erwarten kann?</p><lb/><p>Sie hatte einen braunen glanzſeidnen Schlaf-<lb/>
rock an, der ſauber und als neu ausſahe, wie<lb/>
wegen einer ihr natuͤrlichen Nettigkeit ein jedes<lb/>
Ding thut, das ſie traͤgt, es mag neu oder nicht<lb/>
neu ſeyn, einen Bieberhut, einen ſchwarzen<lb/>
Band um den Hals und blaue Knoͤpfchen vor<lb/>
der Bruſt; einen geſtickten Rock von fleiſchfar-<lb/>
bichtem Atlaß; einen Ring mit einem Rubin an<lb/>
ihren Fingern. Jn ihrer ganzen Perſon und<lb/>
und in ihrem Anſtande herrſchet, wie ich es aus-<lb/>
druͤcken werde, ſo wohl ein erhabnes Weſen als<lb/>
eine Schoͤnheit, die alle und jede, welche ſie<lb/>ſehen, noͤthiget, mehr als einmal ihre Aufmerk.<lb/>ſamkeit auf ſie zu richten.</p><lb/><p>Auf die Beſchreibung ihrer Perſon will ich<lb/>
ein wenig mehr Fleiß wenden. Mein Gemuͤth<lb/>
muß ſich vorher noch mehr ſelbſt gelaſſen ſeyn,<lb/>
ehe ich das unternehmen kann. Jch will zu-<lb/>
gleich drohen, daß, wenn nach Verlauf einer ge-<lb/>ſetzten Zeit, zu ihrer freywilligen Ruͤckkehr, keine<lb/>
Nachrichten einlaufen, ich alle und jede, die ſich<lb/>
unterſtehen, ſie zu hegen zu beherbergen, aufzu-<lb/>
hetzen oder wider mich zu reizen, mit aller der<lb/>
Rache verfolgen will, die ein beleidigter Cavallier<lb/>
und Ehemann durch die Geſetze oder ſonſt zu<lb/>
nehmen bemaͤchtiget ſeyn mag.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wieder</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[130/0136]
fahrung gebracht werden; warum ſollten den
meine Freunde keine Nachricht davon bekom-
men, von deren Nachfrage und Kundſchaft ich
einige Zeitungen von ihr erwarten kann?
Sie hatte einen braunen glanzſeidnen Schlaf-
rock an, der ſauber und als neu ausſahe, wie
wegen einer ihr natuͤrlichen Nettigkeit ein jedes
Ding thut, das ſie traͤgt, es mag neu oder nicht
neu ſeyn, einen Bieberhut, einen ſchwarzen
Band um den Hals und blaue Knoͤpfchen vor
der Bruſt; einen geſtickten Rock von fleiſchfar-
bichtem Atlaß; einen Ring mit einem Rubin an
ihren Fingern. Jn ihrer ganzen Perſon und
und in ihrem Anſtande herrſchet, wie ich es aus-
druͤcken werde, ſo wohl ein erhabnes Weſen als
eine Schoͤnheit, die alle und jede, welche ſie
ſehen, noͤthiget, mehr als einmal ihre Aufmerk.
ſamkeit auf ſie zu richten.
Auf die Beſchreibung ihrer Perſon will ich
ein wenig mehr Fleiß wenden. Mein Gemuͤth
muß ſich vorher noch mehr ſelbſt gelaſſen ſeyn,
ehe ich das unternehmen kann. Jch will zu-
gleich drohen, daß, wenn nach Verlauf einer ge-
ſetzten Zeit, zu ihrer freywilligen Ruͤckkehr, keine
Nachrichten einlaufen, ich alle und jede, die ſich
unterſtehen, ſie zu hegen zu beherbergen, aufzu-
hetzen oder wider mich zu reizen, mit aller der
Rache verfolgen will, die ein beleidigter Cavallier
und Ehemann durch die Geſetze oder ſonſt zu
nehmen bemaͤchtiget ſeyn mag.
Wieder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/136>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.