Hier legt Herr Lovelace sich einen Fluch auf, der allzu anstößig ist, daß man ihn wiederholen sollte, wo er sich nicht an der Fräulein rächen wolle, wenn er sie noch einmal in die Hände be- kommen würde.
Eben itzo habe ich die schnaubende Kröte Dorcas wieder weggehen lassen, welche von der alten Mutter mit Thränen zu mir gebracht wur- de, daß ich ihr verzeihen möchte. Jch habe ihr auf eine verneinende und unwillige Art verge- ben. - - Jch will aber auch bey Gelegenheit eben so heftig auf die beyden Nymphen wegen der Folgen meiner eignen Thorheit fluchen. Dieß wird ein gutes Mittel seyn, ihnen zuvorzukom- men, daß sie sich nicht über mich lustig machen, weil ich eine so herrliche Gelegenheit, als ich die verwichne Nacht oder vielmehr diesen Morgen gehabt, aus den Händen gelassen habe.
Jch habe aus den Nachrichten von dem Chai- seträger und aus dem, was Dorcas von der Flucht dieser Grausamen bemerket hat, eine Be- schreibung von ihrem Anzuge herausgebracht. Wo ich sonst nichts von ihr erfahren kann, bin ich willens, sie als ein verlaufen Weib sowohl mit ihrem Geburts-als angenommenen Namen in die Zeitungen setzen zu lassen. Denn ihre Entlau- fung wird gar bald von allen Freunden in Er-
fah-
Fünfter Theil. J
Wenn jemals ‒ ‒
Hier legt Herr Lovelace ſich einen Fluch auf, der allzu anſtoͤßig iſt, daß man ihn wiederholen ſollte, wo er ſich nicht an der Fraͤulein raͤchen wolle, wenn er ſie noch einmal in die Haͤnde be- kommen wuͤrde.
Eben itzo habe ich die ſchnaubende Kroͤte Dorcas wieder weggehen laſſen, welche von der alten Mutter mit Thraͤnen zu mir gebracht wur- de, daß ich ihr verzeihen moͤchte. Jch habe ihr auf eine verneinende und unwillige Art verge- ben. ‒ ‒ Jch will aber auch bey Gelegenheit eben ſo heftig auf die beyden Nymphen wegen der Folgen meiner eignen Thorheit fluchen. Dieß wird ein gutes Mittel ſeyn, ihnen zuvorzukom- men, daß ſie ſich nicht uͤber mich luſtig machen, weil ich eine ſo herrliche Gelegenheit, als ich die verwichne Nacht oder vielmehr dieſen Morgen gehabt, aus den Haͤnden gelaſſen habe.
Jch habe aus den Nachrichten von dem Chai- ſetraͤger und aus dem, was Dorcas von der Flucht dieſer Grauſamen bemerket hat, eine Be- ſchreibung von ihrem Anzuge herausgebracht. Wo ich ſonſt nichts von ihr erfahren kann, bin ich willens, ſie als ein verlaufen Weib ſowohl mit ihrem Geburts-als angenommenen Namen in die Zeitungen ſetzen zu laſſen. Denn ihre Entlau- fung wird gar bald von allen Freunden in Er-
fah-
Fuͤnfter Theil. J
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0135"n="129"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Wenn jemals ‒‒</p><lb/><note><p><hirendition="#fr">Hier legt Herr Lovelace ſich einen Fluch<lb/>
auf, der allzu anſtoͤßig iſt, daß man<lb/>
ihn wiederholen ſollte, wo er ſich nicht<lb/>
an der Fraͤulein raͤchen wolle, wenn<lb/>
er ſie noch einmal in die Haͤnde be-<lb/>
kommen wuͤrde.</hi></p></note><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Eben itzo habe ich die ſchnaubende Kroͤte<lb/>
Dorcas wieder weggehen laſſen, welche von der<lb/>
alten Mutter mit Thraͤnen zu mir gebracht wur-<lb/>
de, daß ich ihr verzeihen moͤchte. Jch habe ihr<lb/>
auf eine verneinende und unwillige Art verge-<lb/>
ben. ‒‒ Jch will aber auch bey Gelegenheit<lb/>
eben ſo heftig auf die beyden Nymphen wegen<lb/>
der Folgen meiner eignen Thorheit fluchen. Dieß<lb/>
wird ein gutes Mittel ſeyn, ihnen zuvorzukom-<lb/>
men, daß ſie ſich nicht uͤber mich luſtig machen,<lb/>
weil ich eine ſo herrliche Gelegenheit, als ich die<lb/>
verwichne Nacht oder vielmehr dieſen Morgen<lb/>
gehabt, aus den Haͤnden gelaſſen habe.</p><lb/><p>Jch habe aus den Nachrichten von dem Chai-<lb/>ſetraͤger und aus dem, was Dorcas von der<lb/>
Flucht dieſer Grauſamen bemerket hat, eine Be-<lb/>ſchreibung von ihrem Anzuge herausgebracht.<lb/>
Wo ich ſonſt nichts von ihr erfahren kann, bin<lb/>
ich willens, ſie als ein verlaufen Weib ſowohl mit<lb/>
ihrem Geburts-als angenommenen Namen in die<lb/>
Zeitungen ſetzen zu laſſen. Denn ihre Entlau-<lb/>
fung wird gar bald von allen <hirendition="#fr">Freunden</hi> in Er-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Fuͤnfter Theil.</hi> J</fw><fwplace="bottom"type="catch">fah-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0135]
Wenn jemals ‒ ‒
Hier legt Herr Lovelace ſich einen Fluch
auf, der allzu anſtoͤßig iſt, daß man
ihn wiederholen ſollte, wo er ſich nicht
an der Fraͤulein raͤchen wolle, wenn
er ſie noch einmal in die Haͤnde be-
kommen wuͤrde.
Eben itzo habe ich die ſchnaubende Kroͤte
Dorcas wieder weggehen laſſen, welche von der
alten Mutter mit Thraͤnen zu mir gebracht wur-
de, daß ich ihr verzeihen moͤchte. Jch habe ihr
auf eine verneinende und unwillige Art verge-
ben. ‒ ‒ Jch will aber auch bey Gelegenheit
eben ſo heftig auf die beyden Nymphen wegen
der Folgen meiner eignen Thorheit fluchen. Dieß
wird ein gutes Mittel ſeyn, ihnen zuvorzukom-
men, daß ſie ſich nicht uͤber mich luſtig machen,
weil ich eine ſo herrliche Gelegenheit, als ich die
verwichne Nacht oder vielmehr dieſen Morgen
gehabt, aus den Haͤnden gelaſſen habe.
Jch habe aus den Nachrichten von dem Chai-
ſetraͤger und aus dem, was Dorcas von der
Flucht dieſer Grauſamen bemerket hat, eine Be-
ſchreibung von ihrem Anzuge herausgebracht.
Wo ich ſonſt nichts von ihr erfahren kann, bin
ich willens, ſie als ein verlaufen Weib ſowohl mit
ihrem Geburts-als angenommenen Namen in die
Zeitungen ſetzen zu laſſen. Denn ihre Entlau-
fung wird gar bald von allen Freunden in Er-
fah-
Fuͤnfter Theil. J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/135>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.