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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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gekommen wäre. Er wisse beynahe von seinen Sin-
nen nicht. Die gantze vorige Woche sey er so em-
pfindlich gekränckt worden; und nun wollte ich von
Höflichkeit und Wohlstand reden, da er doch von
meinem edlen Hertzen gehoffet hätte - -

Hoffen sie was sie wollen. Jch bleibe dabey,
daß unsere Gemüther sich nicht für einander schicken.
Sie haben mich in diese Noth gebracht. Von allen
Freunden bin ich verlassen, die einzige Fräulein
Howe ausgenommen. Jch will ihnen meine wahre
Gesinnung nicht verbergen. Es geschiehet gantz
wider meinen Willen, daß ich ihnen wegen des
Schutzes verbunden seyn muß, den ich wegen der
Anschläge meines Bruders nöthig habe. Denn die
Fräulein Howe glaubt, daß noch nicht alle Ge-
fahr vorüber sey. Jhnen bin am ungernsten sür
ihren Schutz verpflichtet, da eben sie mich in diese
Umstände gebracht haben, und zwar gantz wider
meinen Willen. Vergessen sie das nicht - -

Jch vergesse es nicht, Fräulein. Sie erinnern
mich so oft daran, daß ich es ohnmöglich vergessen
kann.

Jch will dem ohngeachtet ihren Schutz anneh-
men, so lange er nöthig ist, wenn sie mir heilig
versprechen, daß sie nicht Unglück suchen, sondern
ihm vielmehr aus dem Wege gehen wollen. Al-
lein was hindert sie, mich allein zu lassen? kann ich
nicht an sie schicken, wenn es nöthig ist? Es ist of-
fenbar, daß Frau Fretchville selbst nicht wisse
was sie will. Die Leute in diesem Hause werden
[zw]ar von Tagen zu Tagen höflicher, allein ich wünsch-

te



gekommen waͤre. Er wiſſe beynahe von ſeinen Sin-
nen nicht. Die gantze vorige Woche ſey er ſo em-
pfindlich gekraͤnckt worden; und nun wollte ich von
Hoͤflichkeit und Wohlſtand reden, da er doch von
meinem edlen Hertzen gehoffet haͤtte ‒ ‒

Hoffen ſie was ſie wollen. Jch bleibe dabey,
daß unſere Gemuͤther ſich nicht fuͤr einander ſchicken.
Sie haben mich in dieſe Noth gebracht. Von allen
Freunden bin ich verlaſſen, die einzige Fraͤulein
Howe ausgenommen. Jch will ihnen meine wahre
Geſinnung nicht verbergen. Es geſchiehet gantz
wider meinen Willen, daß ich ihnen wegen des
Schutzes verbunden ſeyn muß, den ich wegen der
Anſchlaͤge meines Bruders noͤthig habe. Denn die
Fraͤulein Howe glaubt, daß noch nicht alle Ge-
fahr voruͤber ſey. Jhnen bin am ungernſten ſuͤr
ihren Schutz verpflichtet, da eben ſie mich in dieſe
Umſtaͤnde gebracht haben, und zwar gantz wider
meinen Willen. Vergeſſen ſie das nicht ‒ ‒

Jch vergeſſe es nicht, Fraͤulein. Sie erinnern
mich ſo oft daran, daß ich es ohnmoͤglich vergeſſen
kann.

Jch will dem ohngeachtet ihren Schutz anneh-
men, ſo lange er noͤthig iſt, wenn ſie mir heilig
verſprechen, daß ſie nicht Ungluͤck ſuchen, ſondern
ihm vielmehr aus dem Wege gehen wollen. Al-
lein was hindert ſie, mich allein zu laſſen? kann ich
nicht an ſie ſchicken, wenn es noͤthig iſt? Es iſt of-
fenbar, daß Frau Fretchville ſelbſt nicht wiſſe
was ſie will. Die Leute in dieſem Hauſe werden
[zw]ar von Tagen zu Tagen hoͤflicher, allein ich wuͤnſch-

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[79/0085] gekommen waͤre. Er wiſſe beynahe von ſeinen Sin- nen nicht. Die gantze vorige Woche ſey er ſo em- pfindlich gekraͤnckt worden; und nun wollte ich von Hoͤflichkeit und Wohlſtand reden, da er doch von meinem edlen Hertzen gehoffet haͤtte ‒ ‒ Hoffen ſie was ſie wollen. Jch bleibe dabey, daß unſere Gemuͤther ſich nicht fuͤr einander ſchicken. Sie haben mich in dieſe Noth gebracht. Von allen Freunden bin ich verlaſſen, die einzige Fraͤulein Howe ausgenommen. Jch will ihnen meine wahre Geſinnung nicht verbergen. Es geſchiehet gantz wider meinen Willen, daß ich ihnen wegen des Schutzes verbunden ſeyn muß, den ich wegen der Anſchlaͤge meines Bruders noͤthig habe. Denn die Fraͤulein Howe glaubt, daß noch nicht alle Ge- fahr voruͤber ſey. Jhnen bin am ungernſten ſuͤr ihren Schutz verpflichtet, da eben ſie mich in dieſe Umſtaͤnde gebracht haben, und zwar gantz wider meinen Willen. Vergeſſen ſie das nicht ‒ ‒ Jch vergeſſe es nicht, Fraͤulein. Sie erinnern mich ſo oft daran, daß ich es ohnmoͤglich vergeſſen kann. Jch will dem ohngeachtet ihren Schutz anneh- men, ſo lange er noͤthig iſt, wenn ſie mir heilig verſprechen, daß ſie nicht Ungluͤck ſuchen, ſondern ihm vielmehr aus dem Wege gehen wollen. Al- lein was hindert ſie, mich allein zu laſſen? kann ich nicht an ſie ſchicken, wenn es noͤthig iſt? Es iſt of- fenbar, daß Frau Fretchville ſelbſt nicht wiſſe was ſie will. Die Leute in dieſem Hauſe werden zwar von Tagen zu Tagen hoͤflicher, allein ich wuͤnſch- te

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/85>, abgerufen am 22.11.2024.