Dorcas versuchte in unserer Abwesenheit, an den höltzernen Schranck in dem finstern Cabinet zu kommen. Aber es geht ohne Gewalt nicht an. Und sich blos aus Nutzen in wichtige Gefahr zu setzen, war nicht zu entschuldigen.
Frl. Sinclair, und die Nymphen alle sind der Meynung, daß ich nun in so viel Gewogenheit bey ihr stehe, und einen so mercklichen Antheil an ih- rem Vertrauen, und selbst an ihrer Gewogenheit ha- be, daß ich thun darf was ich will, und die Ge- walt meiner Leidenschaft vorwenden kann, wel- ches ihren Gedancken nach die Gewalt die man gegen ihr Geschlechte ausübt, verzeihungs-werth macht, so gut als eine vergönnte Entschuldigung mit den Personen beyden Geschlechts die dabey nicht betroffen sind; und alle bieten ihre hülfrei- chen Hände an. Warum nicht? sagen sie; ist sie nicht von allen als meine Frau angesehen wor- den? - - Und ist sie nicht auf gutem Wege mit ihren Freunden ausgesöhnt zu werden; welches sonst ihr Vorwand war die Vollziehung auf- zuschieben?
Sie treiben mich weiter an: weil es so schwer ist, die Nacht zur Freundin zu haben, sollte ich es am Tage versuchen. Sie erinnern mich, die La- ge ihres Hauses sey so beschaffen, daß man von außen keinen Lärmen darinnen hören könne, und lachen mich aus, daß ich es für nöthig ansehe,
daß
Dorcas verſuchte in unſerer Abweſenheit, an den hoͤltzernen Schranck in dem finſtern Cabinet zu kommen. Aber es geht ohne Gewalt nicht an. Und ſich blos aus Nutzen in wichtige Gefahr zu ſetzen, war nicht zu entſchuldigen.
Frl. Sinclair, und die Nymphen alle ſind der Meynung, daß ich nun in ſo viel Gewogenheit bey ihr ſtehe, und einen ſo mercklichen Antheil an ih- rem Vertrauen, und ſelbſt an ihrer Gewogenheit ha- be, daß ich thun darf was ich will, und die Ge- walt meiner Leidenſchaft vorwenden kann, wel- ches ihren Gedancken nach die Gewalt die man gegen ihr Geſchlechte ausuͤbt, verzeihungs-werth macht, ſo gut als eine vergoͤnnte Entſchuldigung mit den Perſonen beyden Geſchlechts die dabey nicht betroffen ſind; und alle bieten ihre huͤlfrei- chen Haͤnde an. Warum nicht? ſagen ſie; iſt ſie nicht von allen als meine Frau angeſehen wor- den? ‒ ‒ Und iſt ſie nicht auf gutem Wege mit ihren Freunden ausgeſoͤhnt zu werden; welches ſonſt ihr Vorwand war die Vollziehung auf- zuſchieben?
Sie treiben mich weiter an: weil es ſo ſchwer iſt, die Nacht zur Freundin zu haben, ſollte ich es am Tage verſuchen. Sie erinnern mich, die La- ge ihres Hauſes ſey ſo beſchaffen, daß man von außen keinen Laͤrmen darinnen hoͤren koͤnne, und lachen mich aus, daß ich es fuͤr noͤthig anſehe,
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Dorcas verſuchte in unſerer Abweſenheit, an
den hoͤltzernen Schranck in dem finſtern Cabinet
zu kommen. Aber es geht ohne Gewalt nicht an.
Und ſich blos aus Nutzen in wichtige Gefahr zu
ſetzen, war nicht zu entſchuldigen.
Frl. Sinclair, und die Nymphen alle ſind der
Meynung, daß ich nun in ſo viel Gewogenheit bey
ihr ſtehe, und einen ſo mercklichen Antheil an ih-
rem Vertrauen, und ſelbſt an ihrer Gewogenheit ha-
be, daß ich thun darf was ich will, und die Ge-
walt meiner Leidenſchaft vorwenden kann, wel-
ches ihren Gedancken nach die Gewalt die man
gegen ihr Geſchlechte ausuͤbt, verzeihungs-werth
macht, ſo gut als eine vergoͤnnte Entſchuldigung
mit den Perſonen beyden Geſchlechts die dabey
nicht betroffen ſind; und alle bieten ihre huͤlfrei-
chen Haͤnde an. Warum nicht? ſagen ſie; iſt
ſie nicht von allen als meine Frau angeſehen wor-
den? ‒ ‒ Und iſt ſie nicht auf gutem Wege mit
ihren Freunden ausgeſoͤhnt zu werden; welches
ſonſt ihr Vorwand war die Vollziehung auf-
zuſchieben?
Sie treiben mich weiter an: weil es ſo ſchwer
iſt, die Nacht zur Freundin zu haben, ſollte ich
es am Tage verſuchen. Sie erinnern mich, die La-
ge ihres Hauſes ſey ſo beſchaffen, daß man von
außen keinen Laͤrmen darinnen hoͤren koͤnne, und
lachen mich aus, daß ich es fuͤr noͤthig anſehe,
daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/403>, abgerufen am 23.11.2024.
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