meinen jetzigen Umständen, und dem was ich zu hoffen habe, völlig zufrieden zu seyn. - - Mit ei- nem Frauenzimmer, deren Verdienste alle Güter des Glücks übertreffen, wäre ich genug belohnt, wenn sie auch nicht das Geringste zu mir brächte. So wahr als das Evangelium! Belford; war- um hatte diese Scene nicht die Wahrheit zum Grunde?
Meine Liebste drückte durch ihre Augen ihre Danckbarkeit aus, ehe die Lippen solche hervorbrin- gen konnten. O Herr Lovelace sagte sie - - Sie ha- ben unendlich - - Und da hielt sie inne - -
Der Capitain fing an eine Lobrede auf mich zu halten. Er war wircklich gerührt.
O daß doch bey meiner Liebe nicht so eine Ver- mischung von Rache und Stoltz wäre! dachte ich. - - Aber (meine alte Entschuldigung) kann ich ihr nicht allemahl alles vergelten? Jst nicht ihre Tugend nun auf der höchsten Staffel ihrer Prüfung? Wollte sie, wie die Freunde meiner niemahls zanckenden Rosebud, alles Mistrauen bey Seite setzen - - Wollte sie sich völlig auf mich verlassen, und mich nur vierzehn Tage lang im Leben der Eh- re prüfen - - Was denn? - - Jch kann nicht sa- gen was.
Verachte mich nicht, mein Freund, wegen mei- nes Wanckelmuths - - Nun stimm ich wohl in zweyen Briefen mit mir selbst überein - - Wer erwartet ein gesetztes Wesen von Mannsbildern von unserer Gemüthsart? Aber ich bin vor Lie- be thöricht - - von Rachgier entflammt - - Mit
mei-
meinen jetzigen Umſtaͤnden, und dem was ich zu hoffen habe, voͤllig zufrieden zu ſeyn. ‒ ‒ Mit ei- nem Frauenzimmer, deren Verdienſte alle Guͤter des Gluͤcks uͤbertreffen, waͤre ich genug belohnt, wenn ſie auch nicht das Geringſte zu mir braͤchte. So wahr als das Evangelium! Belford; war- um hatte dieſe Scene nicht die Wahrheit zum Grunde?
Meine Liebſte druͤckte durch ihre Augen ihre Danckbarkeit aus, ehe die Lippen ſolche hervorbrin- gen konnten. O Herr Lovelace ſagte ſie ‒ ‒ Sie ha- ben unendlich ‒ ‒ Und da hielt ſie inne ‒ ‒
Der Capitain fing an eine Lobrede auf mich zu halten. Er war wircklich geruͤhrt.
O daß doch bey meiner Liebe nicht ſo eine Ver- miſchung von Rache und Stoltz waͤre! dachte ich. ‒ ‒ Aber (meine alte Entſchuldigung) kann ich ihr nicht allemahl alles vergelten? Jſt nicht ihre Tugend nun auf der hoͤchſten Staffel ihrer Pruͤfung? Wollte ſie, wie die Freunde meiner niemahls zanckenden Roſebud, alles Mistrauen bey Seite ſetzen ‒ ‒ Wollte ſie ſich voͤllig auf mich verlaſſen, und mich nur vierzehn Tage lang im Leben der Eh- re pruͤfen ‒ ‒ Was denn? ‒ ‒ Jch kann nicht ſa- gen was.
Verachte mich nicht, mein Freund, wegen mei- nes Wanckelmuths ‒ ‒ Nun ſtimm ich wohl in zweyen Briefen mit mir ſelbſt uͤberein ‒ ‒ Wer erwartet ein geſetztes Weſen von Mannsbildern von unſerer Gemuͤthsart? Aber ich bin vor Lie- be thoͤricht ‒ ‒ von Rachgier entflammt ‒ ‒ Mit
mei-
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meinen jetzigen Umſtaͤnden, und dem was ich zu
hoffen habe, voͤllig zufrieden zu ſeyn. ‒ ‒ Mit ei-
nem Frauenzimmer, deren Verdienſte alle Guͤter
des Gluͤcks uͤbertreffen, waͤre ich genug belohnt,
wenn ſie auch nicht das Geringſte zu mir braͤchte.
So wahr als das Evangelium! Belford; war-
um hatte dieſe Scene nicht die Wahrheit zum
Grunde?
Meine Liebſte druͤckte durch ihre Augen ihre
Danckbarkeit aus, ehe die Lippen ſolche hervorbrin-
gen konnten. O Herr Lovelace ſagte ſie ‒ ‒ Sie ha-
ben unendlich ‒ ‒ Und da hielt ſie inne ‒ ‒
Der Capitain fing an eine Lobrede auf mich
zu halten. Er war wircklich geruͤhrt.
O daß doch bey meiner Liebe nicht ſo eine Ver-
miſchung von Rache und Stoltz waͤre! dachte ich. ‒ ‒
Aber (meine alte Entſchuldigung) kann ich ihr nicht
allemahl alles vergelten? Jſt nicht ihre Tugend nun
auf der hoͤchſten Staffel ihrer Pruͤfung? Wollte
ſie, wie die Freunde meiner niemahls zanckenden
Roſebud, alles Mistrauen bey Seite ſetzen ‒ ‒
Wollte ſie ſich voͤllig auf mich verlaſſen, und
mich nur vierzehn Tage lang im Leben der Eh-
re pruͤfen ‒ ‒ Was denn? ‒ ‒ Jch kann nicht ſa-
gen was.
Verachte mich nicht, mein Freund, wegen mei-
nes Wanckelmuths ‒ ‒ Nun ſtimm ich wohl in
zweyen Briefen mit mir ſelbſt uͤberein ‒ ‒ Wer
erwartet ein geſetztes Weſen von Mannsbildern
von unſerer Gemuͤthsart? Aber ich bin vor Lie-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/380>, abgerufen am 23.07.2024.
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