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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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der sich in der besten Absicht unserer Sache an-
nimmt, so würde ich eine Frage sehr übel nehmen,
bey der meine Ehre und die Ehre eines mir so wer-
then Frauenzimmers in Zweifel gezogen wird.
Ehe ich aber ihre Frage gerade zu beantworte, so
erlauben sie mir, daß ich auch ein paar Fragen
thun darf.

Von Hertzen gern. Fragen sie, was sie be-
lieben: ich will aufrichtig und offenhertzig ant-
worten.

Sie sagen, Herr Harlowe habe erfahren,
daß wir mit einander in der Comödie gewesen sind:
und daß wir uns beyde in einem Hause aufhal-
ten. Allein, ich bitte sie, wie hat er das erfahren
können? Denn aus gewissen Ursachen, die mich
nicht eigentlich angehen, habe ich es mir gefallen
lassen, daß niemand etwas von unserm Aufent-
halt wissen sollte. Dieses gehet so weit, daß nicht
einmahl die Fräulein Howe, mit der meine Lieb-
ste Briefe wechselt, weiß, in welchem Hause wir
wohnen, und ihre Briefe in ein drittes Haus schi-
cken muß.

Ein Pachter des Herrn Harlowe hat sie ge-
sehen. Er hat auf alle ihre Schritte und Tritte
Achtung gegeben. Als die Comödie zu Ende war,
folgete er ihrer Kutsche bis an das Haus nach.
Den andern Tag, der ein Sonntag war, setzte er
sich früh Morgens zu Pferde, und brachte seinem
Herrn Nachricht von dem, was er gesehen hatte.

Wie



der ſich in der beſten Abſicht unſerer Sache an-
nimmt, ſo wuͤrde ich eine Frage ſehr uͤbel nehmen,
bey der meine Ehre und die Ehre eines mir ſo wer-
then Frauenzimmers in Zweifel gezogen wird.
Ehe ich aber ihre Frage gerade zu beantworte, ſo
erlauben ſie mir, daß ich auch ein paar Fragen
thun darf.

Von Hertzen gern. Fragen ſie, was ſie be-
lieben: ich will aufrichtig und offenhertzig ant-
worten.

Sie ſagen, Herr Harlowe habe erfahren,
daß wir mit einander in der Comoͤdie geweſen ſind:
und daß wir uns beyde in einem Hauſe aufhal-
ten. Allein, ich bitte ſie, wie hat er das erfahren
koͤnnen? Denn aus gewiſſen Urſachen, die mich
nicht eigentlich angehen, habe ich es mir gefallen
laſſen, daß niemand etwas von unſerm Aufent-
halt wiſſen ſollte. Dieſes gehet ſo weit, daß nicht
einmahl die Fraͤulein Howe, mit der meine Lieb-
ſte Briefe wechſelt, weiß, in welchem Hauſe wir
wohnen, und ihre Briefe in ein drittes Haus ſchi-
cken muß.

Ein Pachter des Herrn Harlowe hat ſie ge-
ſehen. Er hat auf alle ihre Schritte und Tritte
Achtung gegeben. Als die Comoͤdie zu Ende war,
folgete er ihrer Kutſche bis an das Haus nach.
Den andern Tag, der ein Sonntag war, ſetzte er
ſich fruͤh Morgens zu Pferde, und brachte ſeinem
Herrn Nachricht von dem, was er geſehen hatte.

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[349/0355] der ſich in der beſten Abſicht unſerer Sache an- nimmt, ſo wuͤrde ich eine Frage ſehr uͤbel nehmen, bey der meine Ehre und die Ehre eines mir ſo wer- then Frauenzimmers in Zweifel gezogen wird. Ehe ich aber ihre Frage gerade zu beantworte, ſo erlauben ſie mir, daß ich auch ein paar Fragen thun darf. Von Hertzen gern. Fragen ſie, was ſie be- lieben: ich will aufrichtig und offenhertzig ant- worten. Sie ſagen, Herr Harlowe habe erfahren, daß wir mit einander in der Comoͤdie geweſen ſind: und daß wir uns beyde in einem Hauſe aufhal- ten. Allein, ich bitte ſie, wie hat er das erfahren koͤnnen? Denn aus gewiſſen Urſachen, die mich nicht eigentlich angehen, habe ich es mir gefallen laſſen, daß niemand etwas von unſerm Aufent- halt wiſſen ſollte. Dieſes gehet ſo weit, daß nicht einmahl die Fraͤulein Howe, mit der meine Lieb- ſte Briefe wechſelt, weiß, in welchem Hauſe wir wohnen, und ihre Briefe in ein drittes Haus ſchi- cken muß. Ein Pachter des Herrn Harlowe hat ſie ge- ſehen. Er hat auf alle ihre Schritte und Tritte Achtung gegeben. Als die Comoͤdie zu Ende war, folgete er ihrer Kutſche bis an das Haus nach. Den andern Tag, der ein Sonntag war, ſetzte er ſich fruͤh Morgens zu Pferde, und brachte ſeinem Herrn Nachricht von dem, was er geſehen hatte. Wie

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/355>, abgerufen am 22.11.2024.