sie, mein Herr Capitain, was müßte das für ein Mensch seyn, der eine solche Gelegenheit mis- brauchte? Kennen sie die Fräulein?
Jch habe nur einmahl die Ehre gehabt, sie in der Kirche zu sehen; und ich würde sie schwerlich wieder kennen.
Sie nicht wieder kennen? - - Jch dächte, daß kein Mensch auf der Welt sie gesehen hätte, der sie nicht unter tausenden wieder kennen sollte.
Jch erinnere mich, daß ich glaubte, nie ein schöneres Frauenzimmer in meinem Leben gesehen zu haben. Jch glaube indessen, sie werden darin mit mir einig seyn, Herr Lovelace, daß es besser ist, wenn ihre Anverwandten ihnen durch einen unbilligen Verdacht Unrecht thun, als wenn sie der Fräulein Unrecht gethan hätten. Jch hoffe, sie werden mir erlauben, meine Frage zu wieder- hohlen.
Dorcas kam eilig herein.
Ein fremder Herr verlangt sie den Augen- blick zu sprechen. Die Fräulein! (in das Ohr.)
Konnte meine schöne Heilige durch Dorcas eine solche Unwahrheit sagen lassen, um mich ab- zuhalten, daß ich keine Unwahrheit sagen möch- te? - -
Bittet den Herrn, daß er unten in einen Saal gehet. Jch werde ihm augenblicklich auf- warten.
Dorcas gehet hinaus.
Jch wußte wohl, daß mich das liebe Kind un- terrichten wollte, wie ich die Gewissens-Frage des
Capi-
ſie, mein Herr Capitain, was muͤßte das fuͤr ein Menſch ſeyn, der eine ſolche Gelegenheit mis- brauchte? Kennen ſie die Fraͤulein?
Jch habe nur einmahl die Ehre gehabt, ſie in der Kirche zu ſehen; und ich wuͤrde ſie ſchwerlich wieder kennen.
Sie nicht wieder kennen? ‒ ‒ Jch daͤchte, daß kein Menſch auf der Welt ſie geſehen haͤtte, der ſie nicht unter tauſenden wieder kennen ſollte.
Jch erinnere mich, daß ich glaubte, nie ein ſchoͤneres Frauenzimmer in meinem Leben geſehen zu haben. Jch glaube indeſſen, ſie werden darin mit mir einig ſeyn, Herr Lovelace, daß es beſſer iſt, wenn ihre Anverwandten ihnen durch einen unbilligen Verdacht Unrecht thun, als wenn ſie der Fraͤulein Unrecht gethan haͤtten. Jch hoffe, ſie werden mir erlauben, meine Frage zu wieder- hohlen.
Dorcas kam eilig herein.
Ein fremder Herr verlangt ſie den Augen- blick zu ſprechen. Die Fraͤulein! (in das Ohr.)
Konnte meine ſchoͤne Heilige durch Dorcas eine ſolche Unwahrheit ſagen laſſen, um mich ab- zuhalten, daß ich keine Unwahrheit ſagen moͤch- te? ‒ ‒
Bittet den Herrn, daß er unten in einen Saal gehet. Jch werde ihm augenblicklich auf- warten.
Dorcas gehet hinaus.
Jch wußte wohl, daß mich das liebe Kind un- terrichten wollte, wie ich die Gewiſſens-Frage des
Capi-
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ſie, mein Herr Capitain, was muͤßte das fuͤr ein
Menſch ſeyn, der eine ſolche Gelegenheit mis-
brauchte? Kennen ſie die Fraͤulein?
Jch habe nur einmahl die Ehre gehabt, ſie in
der Kirche zu ſehen; und ich wuͤrde ſie ſchwerlich
wieder kennen.
Sie nicht wieder kennen? ‒ ‒ Jch daͤchte,
daß kein Menſch auf der Welt ſie geſehen haͤtte,
der ſie nicht unter tauſenden wieder kennen ſollte.
Jch erinnere mich, daß ich glaubte, nie ein
ſchoͤneres Frauenzimmer in meinem Leben geſehen
zu haben. Jch glaube indeſſen, ſie werden darin
mit mir einig ſeyn, Herr Lovelace, daß es beſſer
iſt, wenn ihre Anverwandten ihnen durch einen
unbilligen Verdacht Unrecht thun, als wenn ſie
der Fraͤulein Unrecht gethan haͤtten. Jch hoffe,
ſie werden mir erlauben, meine Frage zu wieder-
hohlen.
Dorcas kam eilig herein.
Ein fremder Herr verlangt ſie den Augen-
blick zu ſprechen. Die Fraͤulein! (in das Ohr.)
Konnte meine ſchoͤne Heilige durch Dorcas
eine ſolche Unwahrheit ſagen laſſen, um mich ab-
zuhalten, daß ich keine Unwahrheit ſagen moͤch-
te? ‒ ‒
Bittet den Herrn, daß er unten in einen
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Jch wußte wohl, daß mich das liebe Kind un-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/353>, abgerufen am 23.07.2024.
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