Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



und bey der ich mir selbst verächtlich bin, weil ich
einen Endzweck dabey habe, den ich nicht gestehen
darf. Dieses ist eine von den Folgen, die sich selbst
zugezogen hat, und die nunmehr zu späte bereuet

Jhre
Cl. Harlowe.


Der vierte Brief
von
Fräulein Howe an Fräulein Clarissa
Harlowe.

Jch billige Jhren Entschluß ungemein. Sie
sollen den Menschen verlassen, wenn ihr On-
ckle Jhnen einige Hoffnung zur Aussöhnung mit den
Jhrigen macht. Seit zwey Stunden habe ich so
viel glaubwürdige Nachrichten von seiner Auffüh-
rung gehöret, daß ich ihn für den abscheulichsten und
gefährlichsten Feind unseres Geschlechts halten muß.
Jch versichere Jhnen, wenn er ein zehnfaches Leben
hätte, so könnten noch wol zwantzig Uebelthaten un-
begangen seyn, und er würde dennoch schon verdient
haben, sein zehnfaches Leben zu verlieren; wenn das
anders wahr ist, was ich gehört habe.

Wenn Sie sich noch einmahl so weit erniedrigen,
vertraut mit ihm zu reden, so fragen Sie ihn doch
um die Jungfer Betterton, und was es mit der
für ein Ende genommen hat. Und wenn er mit der

Sprache



und bey der ich mir ſelbſt veraͤchtlich bin, weil ich
einen Endzweck dabey habe, den ich nicht geſtehen
darf. Dieſes iſt eine von den Folgen, die ſich ſelbſt
zugezogen hat, und die nunmehr zu ſpaͤte bereuet

Jhre
Cl. Harlowe.


Der vierte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Jch billige Jhren Entſchluß ungemein. Sie
ſollen den Menſchen verlaſſen, wenn ihr On-
ckle Jhnen einige Hoffnung zur Ausſoͤhnung mit den
Jhrigen macht. Seit zwey Stunden habe ich ſo
viel glaubwuͤrdige Nachrichten von ſeiner Auffuͤh-
rung gehoͤret, daß ich ihn fuͤr den abſcheulichſten und
gefaͤhrlichſten Feind unſeres Geſchlechts halten muß.
Jch verſichere Jhnen, wenn er ein zehnfaches Leben
haͤtte, ſo koͤnnten noch wol zwantzig Uebelthaten un-
begangen ſeyn, und er wuͤrde dennoch ſchon verdient
haben, ſein zehnfaches Leben zu verlieren; wenn das
anders wahr iſt, was ich gehoͤrt habe.

Wenn Sie ſich noch einmahl ſo weit erniedrigen,
vertraut mit ihm zu reden, ſo fragen Sie ihn doch
um die Jungfer Betterton, und was es mit der
fuͤr ein Ende genommen hat. Und wenn er mit der

Sprache
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0034" n="28"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und bey der ich mir &#x017F;elb&#x017F;t vera&#x0364;chtlich bin, weil ich<lb/>
einen Endzweck dabey habe, den ich nicht ge&#x017F;tehen<lb/>
darf. Die&#x017F;es i&#x017F;t eine von den Folgen, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zugezogen hat, und die nunmehr zu &#x017F;pa&#x0364;te bereuet</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhre<lb/><hi rendition="#fr">Cl. Harlowe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der vierte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Howe an Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a<lb/>
Harlowe.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Mittewochens den 10 May.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch billige Jhren Ent&#x017F;chluß ungemein. Sie<lb/>
&#x017F;ollen den Men&#x017F;chen verla&#x017F;&#x017F;en, wenn ihr On-<lb/>
ckle Jhnen einige Hoffnung zur Aus&#x017F;o&#x0364;hnung mit den<lb/>
Jhrigen macht. Seit zwey Stunden habe ich &#x017F;o<lb/>
viel glaubwu&#x0364;rdige Nachrichten von &#x017F;einer Auffu&#x0364;h-<lb/>
rung geho&#x0364;ret, daß ich ihn fu&#x0364;r den ab&#x017F;cheulich&#x017F;ten und<lb/>
gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten Feind un&#x017F;eres Ge&#x017F;chlechts halten muß.<lb/>
Jch ver&#x017F;ichere Jhnen, wenn er ein zehnfaches Leben<lb/>
ha&#x0364;tte, &#x017F;o ko&#x0364;nnten noch wol zwantzig Uebelthaten un-<lb/>
begangen &#x017F;eyn, und er wu&#x0364;rde dennoch &#x017F;chon verdient<lb/>
haben, &#x017F;ein zehnfaches Leben zu verlieren; wenn das<lb/>
anders wahr i&#x017F;t, was ich geho&#x0364;rt habe.</p><lb/>
          <p>Wenn Sie &#x017F;ich noch einmahl &#x017F;o weit erniedrigen,<lb/>
vertraut mit ihm zu reden, &#x017F;o fragen Sie ihn doch<lb/>
um die Jungfer <hi rendition="#fr">Betterton,</hi> und was es mit der<lb/>
fu&#x0364;r ein Ende genommen hat. Und wenn er mit der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sprache</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0034] und bey der ich mir ſelbſt veraͤchtlich bin, weil ich einen Endzweck dabey habe, den ich nicht geſtehen darf. Dieſes iſt eine von den Folgen, die ſich ſelbſt zugezogen hat, und die nunmehr zu ſpaͤte bereuet Jhre Cl. Harlowe. Der vierte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Mittewochens den 10 May. Jch billige Jhren Entſchluß ungemein. Sie ſollen den Menſchen verlaſſen, wenn ihr On- ckle Jhnen einige Hoffnung zur Ausſoͤhnung mit den Jhrigen macht. Seit zwey Stunden habe ich ſo viel glaubwuͤrdige Nachrichten von ſeiner Auffuͤh- rung gehoͤret, daß ich ihn fuͤr den abſcheulichſten und gefaͤhrlichſten Feind unſeres Geſchlechts halten muß. Jch verſichere Jhnen, wenn er ein zehnfaches Leben haͤtte, ſo koͤnnten noch wol zwantzig Uebelthaten un- begangen ſeyn, und er wuͤrde dennoch ſchon verdient haben, ſein zehnfaches Leben zu verlieren; wenn das anders wahr iſt, was ich gehoͤrt habe. Wenn Sie ſich noch einmahl ſo weit erniedrigen, vertraut mit ihm zu reden, ſo fragen Sie ihn doch um die Jungfer Betterton, und was es mit der fuͤr ein Ende genommen hat. Und wenn er mit der Sprache

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/34
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/34>, abgerufen am 24.11.2024.