Jch möchte gern eine einzige hören. Kranck! Unter allen Schelmereyen hätte ich auf diese am wenigsten gedacht.
Vielleicht meinst du, ich suchte die Fräulein an mein Bette zu bringen, die Schelmerey ist schon grau und alt! vor 3000 Jahren hat sie schon ein Bruder gebrauchet. Mir würde es lieber seyn, wenn ich ihrem Bette könnte nahe kommen. Doch ich will mich herablassen und dich eben so weise machen als ich bin.
Jch bin voller Unruhe über den Anschlag der Fräulein Howe. Jch zweifele nicht daran, daß sie von mir fliehet, wenn ich einen vergeblichen Versuch thue, und sie fliehen kann. Jch glaubte ehemahls sie hätte mich lieb: allein nun zweifele ich daran; zum wenigsten glaube ich nicht, daß sie mich mit solcher Jnbrunst liebet, mir eine vor- setzliche und vorher überlegte Sünde zu vergeben.
Was wird es dir aber helsen, wenn du kranck bist?
Geduld! Jch gedencke so kranck nicht zu seyn als Dorcas mich machen soll. Aber ich werde greulich Athem holen, und etwas geronnenes Ge- blüte ausspeien. Es wird gewiß eine Ader in der Lunge gesprungen seyn. Jch werde eine Bou- teille von Fatons Blut stillender Medicin holen lassen, allein keinen Doctor, Wenn sie noch et- was menschliches hat, so wird es ihr nahe gehen. Hat sie aber Liebe, so wird gewiß die Liebe wieder
zum
U 5
Um mehr als einer Urſache willen, Belford.
Jch moͤchte gern eine einzige hoͤren. Kranck! Unter allen Schelmereyen haͤtte ich auf dieſe am wenigſten gedacht.
Vielleicht meinſt du, ich ſuchte die Fraͤulein an mein Bette zu bringen, die Schelmerey iſt ſchon grau und alt! vor 3000 Jahren hat ſie ſchon ein Bruder gebrauchet. Mir wuͤrde es lieber ſeyn, wenn ich ihrem Bette koͤnnte nahe kommen. Doch ich will mich herablaſſen und dich eben ſo weiſe machen als ich bin.
Jch bin voller Unruhe uͤber den Anſchlag der Fraͤulein Howe. Jch zweifele nicht daran, daß ſie von mir fliehet, wenn ich einen vergeblichen Verſuch thue, und ſie fliehen kann. Jch glaubte ehemahls ſie haͤtte mich lieb: allein nun zweifele ich daran; zum wenigſten glaube ich nicht, daß ſie mich mit ſolcher Jnbrunſt liebet, mir eine vor- ſetzliche und vorher uͤberlegte Suͤnde zu vergeben.
Was wird es dir aber helſen, wenn du kranck biſt?
Geduld! Jch gedencke ſo kranck nicht zu ſeyn als Dorcas mich machen ſoll. Aber ich werde greulich Athem holen, und etwas geronnenes Ge- bluͤte ausſpeien. Es wird gewiß eine Ader in der Lunge geſprungen ſeyn. Jch werde eine Bou- teille von Fatons Blut ſtillender Medicin holen laſſen, allein keinen Doctor, Wenn ſie noch et- was menſchliches hat, ſo wird es ihr nahe gehen. Hat ſie aber Liebe, ſo wird gewiß die Liebe wieder
zum
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Um mehr als einer Urſache willen, Belford.
Jch moͤchte gern eine einzige hoͤren. Kranck!
Unter allen Schelmereyen haͤtte ich auf dieſe am
wenigſten gedacht.
Vielleicht meinſt du, ich ſuchte die Fraͤulein
an mein Bette zu bringen, die Schelmerey iſt
ſchon grau und alt! vor 3000 Jahren hat ſie
ſchon ein Bruder gebrauchet. Mir wuͤrde es
lieber ſeyn, wenn ich ihrem Bette koͤnnte nahe
kommen. Doch ich will mich herablaſſen und
dich eben ſo weiſe machen als ich bin.
Jch bin voller Unruhe uͤber den Anſchlag der
Fraͤulein Howe. Jch zweifele nicht daran, daß
ſie von mir fliehet, wenn ich einen vergeblichen
Verſuch thue, und ſie fliehen kann. Jch glaubte
ehemahls ſie haͤtte mich lieb: allein nun zweifele
ich daran; zum wenigſten glaube ich nicht, daß
ſie mich mit ſolcher Jnbrunſt liebet, mir eine vor-
ſetzliche und vorher uͤberlegte Suͤnde zu vergeben.
Was wird es dir aber helſen, wenn du
kranck biſt?
Geduld! Jch gedencke ſo kranck nicht zu ſeyn
als Dorcas mich machen ſoll. Aber ich werde
greulich Athem holen, und etwas geronnenes Ge-
bluͤte ausſpeien. Es wird gewiß eine Ader in
der Lunge geſprungen ſeyn. Jch werde eine Bou-
teille von Fatons Blut ſtillender Medicin holen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/319>, abgerufen am 23.11.2024.
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