drigkeit gebohren sind. Jch gestehe es, man muß einen Geist haben, wenn man über diese Schwach- heiten hinweg sehen will. Allein habe ich denn keinen Geist? Den wirst du mir nicht absprechen. Siehe mich demnach als eine Ausnahme von der Regel an.
Nun habe ich einen Grund, deswegen ich so und nicht anders handeln muß. Mein Onckle hat eben bey den fieberhaften Anfällen seiner Frey- gebigkeit beschlossen, der Fräulein tausend Pfund Spiel. Gelder auszusetzen. Wenn ich die Fräulein heyrathe, so wird er ihr, und nicht mir, alles ver- machen, was er mir zu vermachen gedachte. Er hat so gar gedrohet, mir alles zu entziehen, was ich von ihm zu hoffen habe, wenn ich nicht der be- quemste Mann für sie bin. Er bedenckt nicht, daß ein so unvergleichliches Frauenzimmer nie mit seinem Manne übel zufrieden seyn kann, ohne ihn zu beschimpfen: denn wer wird ihr Unrecht ge- ben? Eine neue Ursache, die Lovelacen abhält, die Clarissa zu heyrathen!
Mein Onckle hat gewiß viel Verstand, daß er die Frau in solche Umstände setzen will, darin sie frey und ungebunden ist, und zuletzt ihrem Gebie- ter den Gehorsam aufkündigen wird. Er selbst hat erfahren, was für Folgen daraus entstehen, wenn die Frau des Mannes nicht nöthig hat. Meine Geliebte verlanget in ihrem zerrissenen Auf- satz nicht mehr als 200 Pfund des Jahres zu ih- ren besondern Ausgaben. Jch drang darauf, daß sie eine ansehnlichere Summe bestimmen sollte.
Sie
drigkeit gebohren ſind. Jch geſtehe es, man muß einen Geiſt haben, wenn man uͤber dieſe Schwach- heiten hinweg ſehen will. Allein habe ich denn keinen Geiſt? Den wirſt du mir nicht abſprechen. Siehe mich demnach als eine Ausnahme von der Regel an.
Nun habe ich einen Grund, deswegen ich ſo und nicht anders handeln muß. Mein Onckle hat eben bey den fieberhaften Anfaͤllen ſeiner Frey- gebigkeit beſchloſſen, der Fraͤulein tauſend Pfund Spiel. Gelder auszuſetzen. Wenn ich die Fraͤulein heyrathe, ſo wird er ihr, und nicht mir, alles ver- machen, was er mir zu vermachen gedachte. Er hat ſo gar gedrohet, mir alles zu entziehen, was ich von ihm zu hoffen habe, wenn ich nicht der be- quemſte Mann fuͤr ſie bin. Er bedenckt nicht, daß ein ſo unvergleichliches Frauenzimmer nie mit ſeinem Manne uͤbel zufrieden ſeyn kann, ohne ihn zu beſchimpfen: denn wer wird ihr Unrecht ge- ben? Eine neue Urſache, die Lovelacen abhaͤlt, die Clariſſa zu heyrathen!
Mein Onckle hat gewiß viel Verſtand, daß er die Frau in ſolche Umſtaͤnde ſetzen will, darin ſie frey und ungebunden iſt, und zuletzt ihrem Gebie- ter den Gehorſam aufkuͤndigen wird. Er ſelbſt hat erfahren, was fuͤr Folgen daraus entſtehen, wenn die Frau des Mannes nicht noͤthig hat. Meine Geliebte verlanget in ihrem zerriſſenen Auf- ſatz nicht mehr als 200 Pfund des Jahres zu ih- ren beſondern Ausgaben. Jch drang darauf, daß ſie eine anſehnlichere Summe beſtimmen ſollte.
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drigkeit gebohren ſind. Jch geſtehe es, man muß
einen Geiſt haben, wenn man uͤber dieſe Schwach-
heiten hinweg ſehen will. Allein habe ich denn
keinen Geiſt? Den wirſt du mir nicht abſprechen.
Siehe mich demnach als eine Ausnahme von der
Regel an.
Nun habe ich einen Grund, deswegen ich ſo
und nicht anders handeln muß. Mein Onckle
hat eben bey den fieberhaften Anfaͤllen ſeiner Frey-
gebigkeit beſchloſſen, der Fraͤulein tauſend Pfund
Spiel. Gelder auszuſetzen. Wenn ich die Fraͤulein
heyrathe, ſo wird er ihr, und nicht mir, alles ver-
machen, was er mir zu vermachen gedachte. Er
hat ſo gar gedrohet, mir alles zu entziehen, was
ich von ihm zu hoffen habe, wenn ich nicht der be-
quemſte Mann fuͤr ſie bin. Er bedenckt nicht,
daß ein ſo unvergleichliches Frauenzimmer nie mit
ſeinem Manne uͤbel zufrieden ſeyn kann, ohne ihn
zu beſchimpfen: denn wer wird ihr Unrecht ge-
ben? Eine neue Urſache, die Lovelacen abhaͤlt,
die Clariſſa zu heyrathen!
Mein Onckle hat gewiß viel Verſtand, daß er
die Frau in ſolche Umſtaͤnde ſetzen will, darin ſie
frey und ungebunden iſt, und zuletzt ihrem Gebie-
ter den Gehorſam aufkuͤndigen wird. Er ſelbſt
hat erfahren, was fuͤr Folgen daraus entſtehen,
wenn die Frau des Mannes nicht noͤthig hat.
Meine Geliebte verlanget in ihrem zerriſſenen Auf-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/308>, abgerufen am 27.11.2024.
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