Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



zwingen Sie sie, daß sie sich schämen müssen.
Wir wollen uns eine Ehre daraus machen, wenn
wir mit Wahrheit sagen können: die Fräulein
Harlowe hat weder sich selbst, noch ihre Fami-
lie dadurch beschimpft, daß Sie zu unserer Fami-
lie übergegangen ist. Thun Sie das: so können
Sie meiner und Jhrer beyden Basen Liebe Zeit-
Lebens versichert seyn.

Jhre Aufführung in der Welt betreffend,
sind dieses meine Wünsche: wiewohl ich glaube,
daß die Weisheit Jhrer Gemahlin ohnedem Jhr
Leit-Stern seyn wird. Halten Sie das nicht für
eine Schande: Verstand genug, allein wenig
Weisheit haben Sie bisher gezeiget.

Suchen Sie in das Parlament zu kommen,
so bald als es möglich ist: denn Sie haben solche
Gaben, daß Sie etwas rechtes darinne vorstellen
können. Wer ist geschickter dazu, seinen Rath
zu geben, wenn neue Gesetze gemacht werden soll-
ten, als derjenige, den alle alte Gesetze nicht im
Zaum halten konnten?

So lange Sie in S. Stephans Capelle *
sind, (ich hoffe, Sie werden sich das nicht abschre-
cken lassen, daß es eine Capelle heißt. Jch habe
manchen wilden Lerm darin gehört. Der Spre-
cher hat schlimme Zeit dabey. Allein wir Lords
sehen mehr auf das Decorum. Aber was wollte
ich doch sagen? Jch muß in das vorige zurück se-
hen). Jch sage, so lange Sie im Parlament-

Hause
* Das Parlament kommt in S. Stephans Capelle
zusammen.



zwingen Sie ſie, daß ſie ſich ſchaͤmen muͤſſen.
Wir wollen uns eine Ehre daraus machen, wenn
wir mit Wahrheit ſagen koͤnnen: die Fraͤulein
Harlowe hat weder ſich ſelbſt, noch ihre Fami-
lie dadurch beſchimpft, daß Sie zu unſerer Fami-
lie uͤbergegangen iſt. Thun Sie das: ſo koͤnnen
Sie meiner und Jhrer beyden Baſen Liebe Zeit-
Lebens verſichert ſeyn.

Jhre Auffuͤhrung in der Welt betreffend,
ſind dieſes meine Wuͤnſche: wiewohl ich glaube,
daß die Weisheit Jhrer Gemahlin ohnedem Jhr
Leit-Stern ſeyn wird. Halten Sie das nicht fuͤr
eine Schande: Verſtand genug, allein wenig
Weisheit haben Sie bisher gezeiget.

Suchen Sie in das Parlament zu kommen,
ſo bald als es moͤglich iſt: denn Sie haben ſolche
Gaben, daß Sie etwas rechtes darinne vorſtellen
koͤnnen. Wer iſt geſchickter dazu, ſeinen Rath
zu geben, wenn neue Geſetze gemacht werden ſoll-
ten, als derjenige, den alle alte Geſetze nicht im
Zaum halten konnten?

So lange Sie in S. Stephans Capelle *
ſind, (ich hoffe, Sie werden ſich das nicht abſchre-
cken laſſen, daß es eine Capelle heißt. Jch habe
manchen wilden Lerm darin gehoͤrt. Der Spre-
cher hat ſchlimme Zeit dabey. Allein wir Lords
ſehen mehr auf das Decorum. Aber was wollte
ich doch ſagen? Jch muß in das vorige zuruͤck ſe-
hen). Jch ſage, ſo lange Sie im Parlament-

Hauſe
* Das Parlament kommt in S. Stephans Capelle
zuſammen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="292"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zwingen Sie &#x017F;ie, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Wir wollen uns eine Ehre daraus machen, wenn<lb/>
wir mit Wahrheit &#x017F;agen ko&#x0364;nnen: die Fra&#x0364;ulein<lb/><hi rendition="#fr">Harlowe</hi> hat weder &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, noch ihre Fami-<lb/>
lie dadurch be&#x017F;chimpft, daß Sie zu un&#x017F;erer Fami-<lb/>
lie u&#x0364;bergegangen i&#x017F;t. Thun Sie das: &#x017F;o ko&#x0364;nnen<lb/>
Sie meiner und Jhrer beyden Ba&#x017F;en Liebe Zeit-<lb/>
Lebens ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Jhre Auffu&#x0364;hrung in der Welt betreffend,<lb/>
&#x017F;ind die&#x017F;es meine Wu&#x0364;n&#x017F;che: wiewohl ich glaube,<lb/>
daß die Weisheit Jhrer Gemahlin ohnedem Jhr<lb/>
Leit-Stern &#x017F;eyn wird. Halten Sie das nicht fu&#x0364;r<lb/>
eine Schande: Ver&#x017F;tand genug, allein wenig<lb/>
Weisheit haben Sie bisher gezeiget.</p><lb/>
          <p>Suchen Sie in das Parlament zu kommen,<lb/>
&#x017F;o bald als es mo&#x0364;glich i&#x017F;t: denn Sie haben &#x017F;olche<lb/>
Gaben, daß Sie etwas rechtes darinne vor&#x017F;tellen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Wer i&#x017F;t ge&#x017F;chickter dazu, &#x017F;einen Rath<lb/>
zu geben, wenn neue Ge&#x017F;etze gemacht werden &#x017F;oll-<lb/>
ten, als derjenige, den alle alte Ge&#x017F;etze nicht im<lb/>
Zaum halten konnten?</p><lb/>
          <p>So lange Sie in S. <hi rendition="#fr">Stephans</hi> Capelle <note place="foot" n="*">Das Parlament kommt in S. Stephans Capelle<lb/>
zu&#x017F;ammen.</note><lb/>
&#x017F;ind, (ich hoffe, Sie werden &#x017F;ich das nicht ab&#x017F;chre-<lb/>
cken la&#x017F;&#x017F;en, daß es eine Capelle heißt. Jch habe<lb/>
manchen wilden Lerm darin geho&#x0364;rt. Der Spre-<lb/>
cher hat &#x017F;chlimme Zeit dabey. Allein wir Lords<lb/>
&#x017F;ehen mehr auf das <hi rendition="#aq">Decorum.</hi> Aber was wollte<lb/>
ich doch &#x017F;agen? Jch muß in das vorige zuru&#x0364;ck &#x017F;e-<lb/>
hen). Jch &#x017F;age, &#x017F;o lange Sie im Parlament-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hau&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0298] zwingen Sie ſie, daß ſie ſich ſchaͤmen muͤſſen. Wir wollen uns eine Ehre daraus machen, wenn wir mit Wahrheit ſagen koͤnnen: die Fraͤulein Harlowe hat weder ſich ſelbſt, noch ihre Fami- lie dadurch beſchimpft, daß Sie zu unſerer Fami- lie uͤbergegangen iſt. Thun Sie das: ſo koͤnnen Sie meiner und Jhrer beyden Baſen Liebe Zeit- Lebens verſichert ſeyn. Jhre Auffuͤhrung in der Welt betreffend, ſind dieſes meine Wuͤnſche: wiewohl ich glaube, daß die Weisheit Jhrer Gemahlin ohnedem Jhr Leit-Stern ſeyn wird. Halten Sie das nicht fuͤr eine Schande: Verſtand genug, allein wenig Weisheit haben Sie bisher gezeiget. Suchen Sie in das Parlament zu kommen, ſo bald als es moͤglich iſt: denn Sie haben ſolche Gaben, daß Sie etwas rechtes darinne vorſtellen koͤnnen. Wer iſt geſchickter dazu, ſeinen Rath zu geben, wenn neue Geſetze gemacht werden ſoll- ten, als derjenige, den alle alte Geſetze nicht im Zaum halten konnten? So lange Sie in S. Stephans Capelle * ſind, (ich hoffe, Sie werden ſich das nicht abſchre- cken laſſen, daß es eine Capelle heißt. Jch habe manchen wilden Lerm darin gehoͤrt. Der Spre- cher hat ſchlimme Zeit dabey. Allein wir Lords ſehen mehr auf das Decorum. Aber was wollte ich doch ſagen? Jch muß in das vorige zuruͤck ſe- hen). Jch ſage, ſo lange Sie im Parlament- Hauſe * Das Parlament kommt in S. Stephans Capelle zuſammen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/298
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/298>, abgerufen am 25.11.2024.