die Catechismus-Lehre nimmt. Alle verlassen sich darauf, daß ich viel vertragen kann.
M. - - Hall den 22sten May.
Mein lieber Vetter,
Wir haben mit Schmertzen auf die Nachricht gehoffet, daß das erwünschte Band geknü- pfet wäre. Unser Onckel ist sehr unpaß gewesen: er wüßte sich aber doch nicht zu beruhigen, wenn er nicht selbst an Sie schreiben könnte. Er meinte, dieses wäre die eintzige Gelegenheit die er vielleicht in seinem Leben haben möchte, Jhnen eine gute Ermahnung zu geben, die etwas fruchten würde. Er hat sich alle Tage etliche Stunden hingesetzt, zu schreiben, wenn das Podagra es ihm zuließ: und er überlieset jetzt sein geschriebenes. Er meint, es würde mehr bey Jhnen ausrichten, wenn Sie sähen, daß alles mit seiner eigenen Hand ge- schrieben wäre.
Gewiß, mein lieber Herr Vetter, das gantze Hertz hängt ihm an Jhnen. Jch wollte, daß Sie sich nur halb so lieb hätten, als er Sie hat. Jch glaube aber, Sie würden sich selbst mehr lieben, wenn Sie von Jhrer gantzen Familie etwas we- niger geliebet würden.
Wenn unser Onckel nicht schreiben konnte, so hat er den Pritchard zu sich kommen lassen, und mit ihm von der Einträglichkeit der Güter gere- det, die er Jhnen an dem erwünschten Tage zu überlassen gedencket, damit er Jhren Brief desto
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die Catechismus-Lehre nimmt. Alle verlaſſen ſich darauf, daß ich viel vertragen kann.
M. ‒ ‒ Hall den 22ſten May.
Mein lieber Vetter,
Wir haben mit Schmertzen auf die Nachricht gehoffet, daß das erwuͤnſchte Band geknuͤ- pfet waͤre. Unſer Onckel iſt ſehr unpaß geweſen: er wuͤßte ſich aber doch nicht zu beruhigen, wenn er nicht ſelbſt an Sie ſchreiben koͤnnte. Er meinte, dieſes waͤre die eintzige Gelegenheit die er vielleicht in ſeinem Leben haben moͤchte, Jhnen eine gute Ermahnung zu geben, die etwas fruchten wuͤrde. Er hat ſich alle Tage etliche Stunden hingeſetzt, zu ſchreiben, wenn das Podagra es ihm zuließ: und er uͤberlieſet jetzt ſein geſchriebenes. Er meint, es wuͤrde mehr bey Jhnen ausrichten, wenn Sie ſaͤhen, daß alles mit ſeiner eigenen Hand ge- ſchrieben waͤre.
Gewiß, mein lieber Herr Vetter, das gantze Hertz haͤngt ihm an Jhnen. Jch wollte, daß Sie ſich nur halb ſo lieb haͤtten, als er Sie hat. Jch glaube aber, Sie wuͤrden ſich ſelbſt mehr lieben, wenn Sie von Jhrer gantzen Familie etwas we- niger geliebet wuͤrden.
Wenn unſer Onckel nicht ſchreiben konnte, ſo hat er den Pritchard zu ſich kommen laſſen, und mit ihm von der Eintraͤglichkeit der Guͤter gere- det, die er Jhnen an dem erwuͤnſchten Tage zu uͤberlaſſen gedencket, damit er Jhren Brief deſto
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die Catechismus-Lehre nimmt. Alle verlaſſen ſich
darauf, daß ich viel vertragen kann.
M. ‒ ‒ Hall den 22ſten May.
Mein lieber Vetter,
Wir haben mit Schmertzen auf die Nachricht
gehoffet, daß das erwuͤnſchte Band geknuͤ-
pfet waͤre. Unſer Onckel iſt ſehr unpaß geweſen:
er wuͤßte ſich aber doch nicht zu beruhigen, wenn
er nicht ſelbſt an Sie ſchreiben koͤnnte. Er meinte,
dieſes waͤre die eintzige Gelegenheit die er vielleicht
in ſeinem Leben haben moͤchte, Jhnen eine gute
Ermahnung zu geben, die etwas fruchten wuͤrde.
Er hat ſich alle Tage etliche Stunden hingeſetzt,
zu ſchreiben, wenn das Podagra es ihm zuließ:
und er uͤberlieſet jetzt ſein geſchriebenes. Er
meint, es wuͤrde mehr bey Jhnen ausrichten, wenn
Sie ſaͤhen, daß alles mit ſeiner eigenen Hand ge-
ſchrieben waͤre.
Gewiß, mein lieber Herr Vetter, das gantze
Hertz haͤngt ihm an Jhnen. Jch wollte, daß Sie
ſich nur halb ſo lieb haͤtten, als er Sie hat. Jch
glaube aber, Sie wuͤrden ſich ſelbſt mehr lieben,
wenn Sie von Jhrer gantzen Familie etwas we-
niger geliebet wuͤrden.
Wenn unſer Onckel nicht ſchreiben konnte, ſo
hat er den Pritchard zu ſich kommen laſſen, und
mit ihm von der Eintraͤglichkeit der Guͤter gere-
det, die er Jhnen an dem erwuͤnſchten Tage zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/282>, abgerufen am 25.11.2024.
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