Jch habe ihn bey dem Hinuntergehen nicht angetroffen. Er ist überaus ungnädig; doch sagt Dorcas, daß seine Ungnade nicht eigentlich auf mich falle, sondern daß ihn sonst etwas verdrießen müsse. Vielleicht ist dieses nur darum angestel- let, damit ich ihm nicht abschlagen foll, mit ihm zu speisen. Allein ich werde mich doch nicht daran kehren, wenn ich es ändern kann: sonst würde ich seiner den gantzen Tag nicht los werden.
Er hat sehr darauf gedrungen, mit mir zu speisen. Weil ich es aber einmahl darauf gesetzt hatte, in dieser Kleinigkeit meinen Willen zu haben, so sagte ich, ich wollte gar nicht essen. Jch be- schäfftigte mich auch in der That mit einem Briefe an meinen Vetter, Morden. Jch hatte drey Brie- fe angefangen, ohne daß mir einer davon gefiel, und sich meiner Meinung nach recht zu meinen Um- ständen schickte.
Dorcas sagt, er schriebe sehr eifrig, und äße auch diesen Mittag nichts, weil ich nicht mit ihm essen wollte.
Er foderte so zu reden den Nachmittag, daß wir mit einander den Thee trincken möchten, und berief sich in dem, was er mir durch Dorcas sagen ließ, auf seine gestrige Aufführung. Jch ließ ihm antworten: er schiene einen großen Danck dafür zu fodern, wenn er sich nicht ungebührlich aufführete.
Jn-
in den Weg kommen und mich zuruͤck halten wird.
Jch habe ihn bey dem Hinuntergehen nicht angetroffen. Er iſt uͤberaus ungnaͤdig; doch ſagt Dorcas, daß ſeine Ungnade nicht eigentlich auf mich falle, ſondern daß ihn ſonſt etwas verdrießen muͤſſe. Vielleicht iſt dieſes nur darum angeſtel- let, damit ich ihm nicht abſchlagen foll, mit ihm zu ſpeiſen. Allein ich werde mich doch nicht daran kehren, wenn ich es aͤndern kann: ſonſt wuͤrde ich ſeiner den gantzen Tag nicht los werden.
Er hat ſehr darauf gedrungen, mit mir zu ſpeiſen. Weil ich es aber einmahl darauf geſetzt hatte, in dieſer Kleinigkeit meinen Willen zu haben, ſo ſagte ich, ich wollte gar nicht eſſen. Jch be- ſchaͤfftigte mich auch in der That mit einem Briefe an meinen Vetter, Morden. Jch hatte drey Brie- fe angefangen, ohne daß mir einer davon gefiel, und ſich meiner Meinung nach recht zu meinen Um- ſtaͤnden ſchickte.
Dorcas ſagt, er ſchriebe ſehr eifrig, und aͤße auch dieſen Mittag nichts, weil ich nicht mit ihm eſſen wollte.
Er foderte ſo zu reden den Nachmittag, daß wir mit einander den Thee trincken moͤchten, und berief ſich in dem, was er mir durch Dorcas ſagen ließ, auf ſeine geſtrige Auffuͤhrung. Jch ließ ihm antworten: er ſchiene einen großen Danck dafuͤr zu fodern, wenn er ſich nicht ungebuͤhrlich auffuͤhrete.
Jn-
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in den Weg kommen und mich zuruͤck halten
wird.
Jch habe ihn bey dem Hinuntergehen nicht
angetroffen. Er iſt uͤberaus ungnaͤdig; doch ſagt
Dorcas, daß ſeine Ungnade nicht eigentlich auf
mich falle, ſondern daß ihn ſonſt etwas verdrießen
muͤſſe. Vielleicht iſt dieſes nur darum angeſtel-
let, damit ich ihm nicht abſchlagen foll, mit ihm zu
ſpeiſen. Allein ich werde mich doch nicht daran
kehren, wenn ich es aͤndern kann: ſonſt wuͤrde ich
ſeiner den gantzen Tag nicht los werden.
Er hat ſehr darauf gedrungen, mit mir zu
ſpeiſen. Weil ich es aber einmahl darauf geſetzt
hatte, in dieſer Kleinigkeit meinen Willen zu haben,
ſo ſagte ich, ich wollte gar nicht eſſen. Jch be-
ſchaͤfftigte mich auch in der That mit einem Briefe
an meinen Vetter, Morden. Jch hatte drey Brie-
fe angefangen, ohne daß mir einer davon gefiel, und
ſich meiner Meinung nach recht zu meinen Um-
ſtaͤnden ſchickte.
Dorcas ſagt, er ſchriebe ſehr eifrig, und aͤße
auch dieſen Mittag nichts, weil ich nicht mit ihm
eſſen wollte.
Er foderte ſo zu reden den Nachmittag, daß
wir mit einander den Thee trincken moͤchten, und
berief ſich in dem, was er mir durch Dorcas ſagen
ließ, auf ſeine geſtrige Auffuͤhrung. Jch ließ ihm
antworten: er ſchiene einen großen Danck dafuͤr zu
fodern, wenn er ſich nicht ungebuͤhrlich auffuͤhrete.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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