ton als ich sehr gerühret ward, da ich Jhnen zu meinem Vergnügen melden kann, daß so gar Herr Lovelace bey denen beweglichsten Stellen nicht unbeweget blieb. Jch führe dieses als einen Be- weis an, daß das Trauer-Spiel sehr wohl vorge- stellet ward: denn ich halte den Herrn Lovelacen für einen von den härtsten Leuten in der Welt. Das ist meine aufrichtige Meinung von ihm.
Seine Aufführung in der Comödie und bey der Zurückkunst war untadelhaft; das eintzige ausge- nommen, daß er mich zwang, unten bey den Frauens-Leuten zu speisen, und bey nahe bis des Nachts um ein Uhr aufzubleiben. Jch entschloß mich, ihm dieses wieder einzuträncken; und in der That war es mir lieb, daß ich einen so guten Vor- wand hatte, denn ich bin des Sonntags früh gern allein.
Um eine noch bessere Entschuldigung zu ha- ben, und mich seines Bettelns leichter entschlagen zu können, habe ich mich völlig angekleidet, und will mich nach S. James-Kirche tragen lassen. Jch werde hiebey sehen, ob ich Freyheit habe aus dem Hause zu gehen, wenn ich will, ohne daß er mir seine Gesellschaft aufdringet, wie er schon zwey- mahl gethan hat.
Kurtz vor 9. Uhr.
Jch habe Jhren gütigen Brief von gestern erhalten: und er weiß es, daß ich ihn erhalten habe. So bald ich ihn spreche, bin ich mir schon vermu- then, daß er begierig seyn wird, zu wissen, was Sie zu seinen Vorschlägen sagen. Jch zweifelte
nicht
ton als ich ſehr geruͤhret ward, da ich Jhnen zu meinem Vergnuͤgen melden kann, daß ſo gar Herr Lovelace bey denen beweglichſten Stellen nicht unbeweget blieb. Jch fuͤhre dieſes als einen Be- weis an, daß das Trauer-Spiel ſehr wohl vorge- ſtellet ward: denn ich halte den Herrn Lovelacen fuͤr einen von den haͤrtſten Leuten in der Welt. Das iſt meine aufrichtige Meinung von ihm.
Seine Auffuͤhrung in der Comoͤdie und bey der Zuruͤckkunſt war untadelhaft; das eintzige ausge- nommen, daß er mich zwang, unten bey den Frauens-Leuten zu ſpeiſen, und bey nahe bis des Nachts um ein Uhr aufzubleiben. Jch entſchloß mich, ihm dieſes wieder einzutraͤncken; und in der That war es mir lieb, daß ich einen ſo guten Vor- wand hatte, denn ich bin des Sonntags fruͤh gern allein.
Um eine noch beſſere Entſchuldigung zu ha- ben, und mich ſeines Bettelns leichter entſchlagen zu koͤnnen, habe ich mich voͤllig angekleidet, und will mich nach S. James-Kirche tragen laſſen. Jch werde hiebey ſehen, ob ich Freyheit habe aus dem Hauſe zu gehen, wenn ich will, ohne daß er mir ſeine Geſellſchaft aufdringet, wie er ſchon zwey- mahl gethan hat.
Kurtz vor 9. Uhr.
Jch habe Jhren guͤtigen Brief von geſtern erhalten: und er weiß es, daß ich ihn erhalten habe. So bald ich ihn ſpreche, bin ich mir ſchon vermu- then, daß er begierig ſeyn wird, zu wiſſen, was Sie zu ſeinen Vorſchlaͤgen ſagen. Jch zweifelte
nicht
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[214/0220]
ton als ich ſehr geruͤhret ward, da ich Jhnen zu
meinem Vergnuͤgen melden kann, daß ſo gar Herr
Lovelace bey denen beweglichſten Stellen nicht
unbeweget blieb. Jch fuͤhre dieſes als einen Be-
weis an, daß das Trauer-Spiel ſehr wohl vorge-
ſtellet ward: denn ich halte den Herrn Lovelacen fuͤr
einen von den haͤrtſten Leuten in der Welt. Das
iſt meine aufrichtige Meinung von ihm.
Seine Auffuͤhrung in der Comoͤdie und bey der
Zuruͤckkunſt war untadelhaft; das eintzige ausge-
nommen, daß er mich zwang, unten bey den
Frauens-Leuten zu ſpeiſen, und bey nahe bis des
Nachts um ein Uhr aufzubleiben. Jch entſchloß
mich, ihm dieſes wieder einzutraͤncken; und in der
That war es mir lieb, daß ich einen ſo guten Vor-
wand hatte, denn ich bin des Sonntags fruͤh gern
allein.
Um eine noch beſſere Entſchuldigung zu ha-
ben, und mich ſeines Bettelns leichter entſchlagen
zu koͤnnen, habe ich mich voͤllig angekleidet, und
will mich nach S. James-Kirche tragen laſſen.
Jch werde hiebey ſehen, ob ich Freyheit habe aus
dem Hauſe zu gehen, wenn ich will, ohne daß er
mir ſeine Geſellſchaft aufdringet, wie er ſchon zwey-
mahl gethan hat.
Kurtz vor 9. Uhr.
Jch habe Jhren guͤtigen Brief von geſtern
erhalten: und er weiß es, daß ich ihn erhalten habe.
So bald ich ihn ſpreche, bin ich mir ſchon vermu-
then, daß er begierig ſeyn wird, zu wiſſen, was
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/220>, abgerufen am 22.07.2024.
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