und eine über die andere weinete! Jch wollte als- denn als ein rechtmäßiger Ober-Herr mich auf meinen Sopha setzen, und wie ein Türckischer Groß Sultan thun, der sich besinnet, welcher Schönen er zuerst sein Tuch zuwerfen soll.
Stelle dir das Mädchen vor. Es will vor Verdruß über die Harlowes von Sinnen kommen. Es ärgert sich über den kleinen Geist seiner Mutter. Gegen den albernen und niederträchtig-hochmüthigen Lovelace ist es erbittert. (Albern? die kleine Kröte! Gott vergebe es mir, daß ich ein tugendhaftes Mädchen so nenne.) Sie wollen sich aber doch beyde herunter lassen und mich neh- men, so gut ich bin, wenn sie sich gleich die Finger dabey schmutzig machen. Jch ha- be mich gegen die Fräulein zum wenigsten nicht unanständig aufgeführet. Hierüber scheint sich die Fräulein Howe zu verwundern. Jch darf mich es auch nicht unterstehen. Das mag sie glauben! Wenn dem Frauenzimmer solche Dinge in dem Kopfe herumschwärmen, warum soll ich sie denn nicht in meinem Hertzen haben? Ein solcher Teufel bin ich noch nicht. Wenn ich üble Absichten hätte, so würde es sich schon längstens gezeiget haben. Gott helfe!
Sie setzt hierauf ihrer Freundin in den Kopf, daß sie auf Ehe-Stistung, Trauschein u. s. w. dringen solle. Alle Blödigkeit soll nun am Ende seyn. Sie sagt ihr alles, wie sie es anfangen soll,
um
und eine uͤber die andere weinete! Jch wollte als- denn als ein rechtmaͤßiger Ober-Herr mich auf meinen Sopha ſetzen, und wie ein Tuͤrckiſcher Groß Sultan thun, der ſich beſinnet, welcher Schoͤnen er zuerſt ſein Tuch zuwerfen ſoll.
Stelle dir das Maͤdchen vor. Es will vor Verdruß uͤber die Harlowes von Sinnen kommen. Es aͤrgert ſich uͤber den kleinen Geiſt ſeiner Mutter. Gegen den albernen und niedertraͤchtig-hochmuͤthigen Lovelace iſt es erbittert. (Albern? die kleine Kroͤte! Gott vergebe es mir, daß ich ein tugendhaftes Maͤdchen ſo nenne.) Sie wollen ſich aber doch beyde herunter laſſen und mich neh- men, ſo gut ich bin, wenn ſie ſich gleich die Finger dabey ſchmutzig machen. Jch ha- be mich gegen die Fraͤulein zum wenigſten nicht unanſtaͤndig aufgefuͤhret. Hieruͤber ſcheint ſich die Fraͤulein Howe zu verwundern. Jch darf mich es auch nicht unterſtehen. Das mag ſie glauben! Wenn dem Frauenzimmer ſolche Dinge in dem Kopfe herumſchwaͤrmen, warum ſoll ich ſie denn nicht in meinem Hertzen haben? Ein ſolcher Teufel bin ich noch nicht. Wenn ich uͤble Abſichten haͤtte, ſo wuͤrde es ſich ſchon laͤngſtens gezeiget haben. Gott helfe!
Sie ſetzt hierauf ihrer Freundin in den Kopf, daß ſie auf Ehe-Stiſtung, Trauſchein u. ſ. w. dringen ſolle. Alle Bloͤdigkeit ſoll nun am Ende ſeyn. Sie ſagt ihr alles, wie ſie es anfangen ſoll,
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und eine uͤber die andere weinete! Jch wollte als-
denn als ein rechtmaͤßiger Ober-Herr mich auf
meinen Sopha ſetzen, und wie ein Tuͤrckiſcher
Groß Sultan thun, der ſich beſinnet, welcher
Schoͤnen er zuerſt ſein Tuch zuwerfen ſoll.
Stelle dir das Maͤdchen vor. Es will vor
Verdruß uͤber die Harlowes von Sinnen
kommen. Es aͤrgert ſich uͤber den kleinen
Geiſt ſeiner Mutter. Gegen den albernen
und niedertraͤchtig-hochmuͤthigen Lovelace
iſt es erbittert. (Albern? die kleine Kroͤte!
Gott vergebe es mir, daß ich ein tugendhaftes
Maͤdchen ſo nenne.) Sie wollen ſich aber
doch beyde herunter laſſen und mich neh-
men, ſo gut ich bin, wenn ſie ſich gleich die
Finger dabey ſchmutzig machen. Jch ha-
be mich gegen die Fraͤulein zum wenigſten
nicht unanſtaͤndig aufgefuͤhret. Hieruͤber
ſcheint ſich die Fraͤulein Howe zu verwundern.
Jch darf mich es auch nicht unterſtehen.
Das mag ſie glauben! Wenn dem Frauenzimmer
ſolche Dinge in dem Kopfe herumſchwaͤrmen,
warum ſoll ich ſie denn nicht in meinem Hertzen
haben? Ein ſolcher Teufel bin ich noch nicht.
Wenn ich uͤble Abſichten haͤtte, ſo wuͤrde
es ſich ſchon laͤngſtens gezeiget haben.
Gott helfe!
Sie ſetzt hierauf ihrer Freundin in den Kopf,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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