Und dennoch will sie, daß ihre Freundin den Beel- zebub heyrathen soll. Was weiß aber die Fräu- lein Harlowe von uns, das sie berechtiget eine sol- che Nachricht von uns zu geben, darüber die Fräulein Howe ein solches Urtheil fällen kann? Doch das folget.
Sie tadelt sie darüber, daß sie der Jungfer Partington nicht erlaubt habe, bey sich zu schlafen: denn bey ihrer Wachsamkeit hät- te kein Unglück daraus entstehen können. Wenn ich Gewalt gebrauchen wollte, so würde ich die Nacht nicht erwarten. Sarah schreibt hiebey: "sehen sie, Herr Lovelace, "was man von ihnen erwartet? Das haben wir "ihnen schon mehr als hundertmahl gesagt." Das ist wahr! allein ihr Rath galt nicht halb so viel bey mir, als der Rath der Fräulein Howe gelten wird. Es heißt weiter: sie hätten kön- nen länger aufbleiben, als die Jungfer Par- tington, oder gar nicht zu Bette gehen. Jst es möglich, daß ich in solchem Verdachte bey den zwey Mädchens stehe, und das eine dennoch dem andern anräth zu bleiben, jenes aber sich entschlies- set, auf mein königliches Wort zu warten, dadurch ich es zu meiner Gemahlin erkläre? Es ist mir lieb, daß ich das weiß.
Sie billiget meinen Vorschlag von dem Hause der Frau Fretchville. Sie räth ihr an, von Ehe-Stiftungen zu reden, und einen Tag zur Hochzeit fest zu setzen; und dringet endlich sehr darauf, daß sie ungeachtet des Verbotes ihrer
Mutter
N 4
Und dennoch will ſie, daß ihre Freundin den Beel- zebub heyrathen ſoll. Was weiß aber die Fraͤu- lein Harlowe von uns, das ſie berechtiget eine ſol- che Nachricht von uns zu geben, daruͤber die Fraͤulein Howe ein ſolches Urtheil faͤllen kann? Doch das folget.
Sie tadelt ſie daruͤber, daß ſie der Jungfer Partington nicht erlaubt habe, bey ſich zu ſchlafen: denn bey ihrer Wachſamkeit haͤt- te kein Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnen. Wenn ich Gewalt gebrauchen wollte, ſo wuͤrde ich die Nacht nicht erwarten. Sarah ſchreibt hiebey: „ſehen ſie, Herr Lovelace, „was man von ihnen erwartet? Das haben wir „ihnen ſchon mehr als hundertmahl geſagt.„ Das iſt wahr! allein ihr Rath galt nicht halb ſo viel bey mir, als der Rath der Fraͤulein Howe gelten wird. Es heißt weiter: ſie haͤtten koͤn- nen laͤnger aufbleiben, als die Jungfer Par- tington, oder gar nicht zu Bette gehen. Jſt es moͤglich, daß ich in ſolchem Verdachte bey den zwey Maͤdchens ſtehe, und das eine dennoch dem andern anraͤth zu bleiben, jenes aber ſich entſchlieſ- ſet, auf mein koͤnigliches Wort zu warten, dadurch ich es zu meiner Gemahlin erklaͤre? Es iſt mir lieb, daß ich das weiß.
Sie billiget meinen Vorſchlag von dem Hauſe der Frau Fretchville. Sie raͤth ihr an, von Ehe-Stiftungen zu reden, und einen Tag zur Hochzeit feſt zu ſetzen; und dringet endlich ſehr darauf, daß ſie ungeachtet des Verbotes ihrer
Mutter
N 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="199"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Und dennoch will ſie, daß ihre Freundin den Beel-<lb/>
zebub heyrathen ſoll. Was weiß aber die Fraͤu-<lb/>
lein Harlowe von uns, das ſie berechtiget eine ſol-<lb/>
che Nachricht von uns zu geben, daruͤber die<lb/>
Fraͤulein <hirendition="#fr">Howe</hi> ein ſolches Urtheil faͤllen kann?<lb/>
Doch das folget.</p><lb/><p>Sie tadelt ſie daruͤber, <hirendition="#fr">daß ſie der Jungfer<lb/>
Partington nicht erlaubt habe, bey ſich zu<lb/>ſchlafen: denn bey ihrer Wachſamkeit haͤt-<lb/>
te kein Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnen.<lb/>
Wenn ich Gewalt gebrauchen wollte, ſo<lb/>
wuͤrde ich die Nacht nicht erwarten.</hi><lb/>
Sarah ſchreibt hiebey: „ſehen ſie, Herr <hirendition="#fr">Lovelace,</hi><lb/>„was man von ihnen erwartet? Das haben wir<lb/>„ihnen ſchon mehr als hundertmahl geſagt.„<lb/>
Das iſt wahr! allein ihr Rath galt nicht halb ſo<lb/>
viel bey mir, als der Rath der Fraͤulein Howe<lb/>
gelten wird. Es heißt weiter: <hirendition="#fr">ſie haͤtten koͤn-<lb/>
nen laͤnger aufbleiben, als die Jungfer</hi> Par-<lb/>
tington, <hirendition="#fr">oder gar nicht zu Bette gehen.</hi> Jſt<lb/>
es moͤglich, daß ich in ſolchem Verdachte bey den<lb/>
zwey Maͤdchens ſtehe, und das eine dennoch dem<lb/>
andern anraͤth zu bleiben, jenes aber ſich entſchlieſ-<lb/>ſet, auf mein koͤnigliches Wort zu warten, dadurch<lb/>
ich es zu meiner Gemahlin erklaͤre? Es iſt mir<lb/>
lieb, daß ich das weiß.</p><lb/><p>Sie billiget meinen Vorſchlag von dem Hauſe<lb/>
der Frau <hirendition="#fr">Fretchville.</hi> Sie raͤth ihr an, von<lb/>
Ehe-Stiftungen zu reden, und einen Tag zur<lb/>
Hochzeit feſt zu ſetzen; und dringet endlich ſehr<lb/>
darauf, daß ſie ungeachtet des Verbotes ihrer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Mutter</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[199/0205]
Und dennoch will ſie, daß ihre Freundin den Beel-
zebub heyrathen ſoll. Was weiß aber die Fraͤu-
lein Harlowe von uns, das ſie berechtiget eine ſol-
che Nachricht von uns zu geben, daruͤber die
Fraͤulein Howe ein ſolches Urtheil faͤllen kann?
Doch das folget.
Sie tadelt ſie daruͤber, daß ſie der Jungfer
Partington nicht erlaubt habe, bey ſich zu
ſchlafen: denn bey ihrer Wachſamkeit haͤt-
te kein Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnen.
Wenn ich Gewalt gebrauchen wollte, ſo
wuͤrde ich die Nacht nicht erwarten.
Sarah ſchreibt hiebey: „ſehen ſie, Herr Lovelace,
„was man von ihnen erwartet? Das haben wir
„ihnen ſchon mehr als hundertmahl geſagt.„
Das iſt wahr! allein ihr Rath galt nicht halb ſo
viel bey mir, als der Rath der Fraͤulein Howe
gelten wird. Es heißt weiter: ſie haͤtten koͤn-
nen laͤnger aufbleiben, als die Jungfer Par-
tington, oder gar nicht zu Bette gehen. Jſt
es moͤglich, daß ich in ſolchem Verdachte bey den
zwey Maͤdchens ſtehe, und das eine dennoch dem
andern anraͤth zu bleiben, jenes aber ſich entſchlieſ-
ſet, auf mein koͤnigliches Wort zu warten, dadurch
ich es zu meiner Gemahlin erklaͤre? Es iſt mir
lieb, daß ich das weiß.
Sie billiget meinen Vorſchlag von dem Hauſe
der Frau Fretchville. Sie raͤth ihr an, von
Ehe-Stiftungen zu reden, und einen Tag zur
Hochzeit feſt zu ſetzen; und dringet endlich ſehr
darauf, daß ſie ungeachtet des Verbotes ihrer
Mutter
N 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/205>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.