Jhre Tochter kann daher Vortheil von mir ha- ben, wenn sie sich in meine Weise schicken kann. Niemand sagt mir nach, daß ich wunderlich sey, insonderheit gegen meines gleichen. Mit den Bedienten keiffe ich wohl, wenn ich Lust zu keiffen habe: allein sie kriegen ihr Geld davor, und ver- dienen ihre Keiffe nur leider allzu ofte, wie wir uns bisweilen einander erzählet haben. Aber da- vor dürfen weder Sie noch die Fräulein sich fürchten.
Jch will eine recht vortheilhafte Ehestistung für Sie machen, die Jhre und meine Freunde für billig erkennen werden. Allein, so lange ich lebe, will ich mich nicht ausziehen, sondern das Meinige behalten, als welches dem Manne und der Frauen zur Ehre gereicht.
Jch suche nicht schöne und glatte Worte zu finden. Wir sind keine Kinder mehr, ob wir gleich noch hoffen können, Kinder zu kriegen: denn, Gott sey Lob und Danck dafür, ich bin noch bey allen meinen Kräften, und ein frischer und ge- sunder Mann. Jch bin nie schwächer von Reisen zurück gekommen, als ich ausgereiset bin. Jch bin nicht von der Art Leute, das versichere ich Jh- nen. Allein das will ich Jhnen versprechen, wenn Sie mich überleben, so will ich Sie zum we- nigsten 10000 Pfund reicher lassen, als ich Sie gefunden habe: was ich aber von Jhnen zu ge- warten haben soll, das überlasse ich Jhnen, wie Sie glauben, daß es meine Liebe gegen Sie ver- dienen wird.
Eins
Jhre Tochter kann daher Vortheil von mir ha- ben, wenn ſie ſich in meine Weiſe ſchicken kann. Niemand ſagt mir nach, daß ich wunderlich ſey, inſonderheit gegen meines gleichen. Mit den Bedienten keiffe ich wohl, wenn ich Luſt zu keiffen habe: allein ſie kriegen ihr Geld davor, und ver- dienen ihre Keiffe nur leider allzu ofte, wie wir uns bisweilen einander erzaͤhlet haben. Aber da- vor duͤrfen weder Sie noch die Fraͤulein ſich fuͤrchten.
Jch will eine recht vortheilhafte Eheſtiſtung fuͤr Sie machen, die Jhre und meine Freunde fuͤr billig erkennen werden. Allein, ſo lange ich lebe, will ich mich nicht ausziehen, ſondern das Meinige behalten, als welches dem Manne und der Frauen zur Ehre gereicht.
Jch ſuche nicht ſchoͤne und glatte Worte zu finden. Wir ſind keine Kinder mehr, ob wir gleich noch hoffen koͤnnen, Kinder zu kriegen: denn, Gott ſey Lob und Danck dafuͤr, ich bin noch bey allen meinen Kraͤften, und ein friſcher und ge- ſunder Mann. Jch bin nie ſchwaͤcher von Reiſen zuruͤck gekommen, als ich ausgereiſet bin. Jch bin nicht von der Art Leute, das verſichere ich Jh- nen. Allein das will ich Jhnen verſprechen, wenn Sie mich uͤberleben, ſo will ich Sie zum we- nigſten 10000 Pfund reicher laſſen, als ich Sie gefunden habe: was ich aber von Jhnen zu ge- warten haben ſoll, das uͤberlaſſe ich Jhnen, wie Sie glauben, daß es meine Liebe gegen Sie ver- dienen wird.
Eins
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Jhre Tochter kann daher Vortheil von mir ha-
ben, wenn ſie ſich in meine Weiſe ſchicken kann.
Niemand ſagt mir nach, daß ich wunderlich ſey,
inſonderheit gegen meines gleichen. Mit den
Bedienten keiffe ich wohl, wenn ich Luſt zu keiffen
habe: allein ſie kriegen ihr Geld davor, und ver-
dienen ihre Keiffe nur leider allzu ofte, wie wir
uns bisweilen einander erzaͤhlet haben. Aber da-
vor duͤrfen weder Sie noch die Fraͤulein ſich
fuͤrchten.
Jch will eine recht vortheilhafte Eheſtiſtung
fuͤr Sie machen, die Jhre und meine Freunde
fuͤr billig erkennen werden. Allein, ſo lange ich
lebe, will ich mich nicht ausziehen, ſondern das
Meinige behalten, als welches dem Manne und
der Frauen zur Ehre gereicht.
Jch ſuche nicht ſchoͤne und glatte Worte zu
finden. Wir ſind keine Kinder mehr, ob wir
gleich noch hoffen koͤnnen, Kinder zu kriegen:
denn, Gott ſey Lob und Danck dafuͤr, ich bin noch
bey allen meinen Kraͤften, und ein friſcher und ge-
ſunder Mann. Jch bin nie ſchwaͤcher von Reiſen
zuruͤck gekommen, als ich ausgereiſet bin. Jch
bin nicht von der Art Leute, das verſichere ich Jh-
nen. Allein das will ich Jhnen verſprechen, wenn
Sie mich uͤberleben, ſo will ich Sie zum we-
nigſten 10000 Pfund reicher laſſen, als ich Sie
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Sie glauben, daß es meine Liebe gegen Sie ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/174>, abgerufen am 16.02.2025.
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