nicht vergessen wird, und ein Schmauß darauf folget. Zwar hoffe ich nicht dieses bey meinem Kinde zu erhalten, allein ich habe mehr als einen Endzweck, deswegen ich es in die Comödie brin- gen will. Du weißst, daß Dorcas einen Haupt- Schlüssel hat. - - Es wäre schon Vortheil genug für mich, wenn die Fräulein nur aus dem Trauer- Spiele dieses lernete, daß es noch viel betrübtere Zufälle giebt, als sie erlebet hat oder erleben wird.
So vergnügt sind wir jetzt. Jch will nicht hoffen, daß eine von den schadenfrohen Gotthei- ten des Nat. Lee unsere Freude mit Wermuth vermischen wird.
Der nächste Brief nach diesem ist von dem 19ten, und von der Fräulein geschrieben. Sie berichtet ihrer Freundin, daß sich ihre Um- stände sehr gebessert hätten, und daß sie seit ihrem letzten Briefe vier und zwantzig Stunden so ver- gnügt zugebracht habe, als sie es in ihrem jetzigen Unglück hoffen oder wünschen könnte. "Wie "gern will ich (schreibt sie) zufrieden seyn, wenn "es mir nur mittelmäßig gehet! Jch will gern "meine Umstände von der besten Seite ansehen, "und hoffen, wo ich hoffen kann; und zwar die- "ses nicht allein um meinet sondern auch um ihrent- "willen, da ich sehe, daß sie so vielen Antheil an "allem nehmen, was mir widerfähret."
Sie
nicht vergeſſen wird, und ein Schmauß darauf folget. Zwar hoffe ich nicht dieſes bey meinem Kinde zu erhalten, allein ich habe mehr als einen Endzweck, deswegen ich es in die Comoͤdie brin- gen will. Du weißſt, daß Dorcas einen Haupt- Schluͤſſel hat. ‒ ‒ Es waͤre ſchon Vortheil genug fuͤr mich, wenn die Fraͤulein nur aus dem Trauer- Spiele dieſes lernete, daß es noch viel betruͤbtere Zufaͤlle giebt, als ſie erlebet hat oder erleben wird.
So vergnuͤgt ſind wir jetzt. Jch will nicht hoffen, daß eine von den ſchadenfrohen Gotthei- ten des Nat. Lee unſere Freude mit Wermuth vermiſchen wird.
Der naͤchſte Brief nach dieſem iſt von dem 19ten, und von der Fraͤulein geſchrieben. Sie berichtet ihrer Freundin, daß ſich ihre Um- ſtaͤnde ſehr gebeſſert haͤtten, und daß ſie ſeit ihrem letzten Briefe vier und zwantzig Stunden ſo ver- gnuͤgt zugebracht habe, als ſie es in ihrem jetzigen Ungluͤck hoffen oder wuͤnſchen koͤnnte. „Wie „gern will ich (ſchreibt ſie) zufrieden ſeyn, wenn „es mir nur mittelmaͤßig gehet! Jch will gern „meine Umſtaͤnde von der beſten Seite anſehen, „und hoffen, wo ich hoffen kann; und zwar die- „ſes nicht allein um meinet ſondern auch um ihrent- „willen, da ich ſehe, daß ſie ſo vielen Antheil an „allem nehmen, was mir widerfaͤhret.„
Sie
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nicht vergeſſen wird, und ein Schmauß darauf
folget. Zwar hoffe ich nicht dieſes bey meinem
Kinde zu erhalten, allein ich habe mehr als einen
Endzweck, deswegen ich es in die Comoͤdie brin-
gen will. Du weißſt, daß Dorcas einen Haupt-
Schluͤſſel hat. ‒ ‒ Es waͤre ſchon Vortheil genug
fuͤr mich, wenn die Fraͤulein nur aus dem Trauer-
Spiele dieſes lernete, daß es noch viel betruͤbtere
Zufaͤlle giebt, als ſie erlebet hat oder erleben
wird.
So vergnuͤgt ſind wir jetzt. Jch will nicht
hoffen, daß eine von den ſchadenfrohen Gotthei-
ten des Nat. Lee unſere Freude mit Wermuth
vermiſchen wird.
Der naͤchſte Brief nach dieſem iſt von dem
19ten, und von der Fraͤulein geſchrieben.
Sie berichtet ihrer Freundin, daß ſich ihre Um-
ſtaͤnde ſehr gebeſſert haͤtten, und daß ſie ſeit ihrem
letzten Briefe vier und zwantzig Stunden ſo ver-
gnuͤgt zugebracht habe, als ſie es in ihrem jetzigen
Ungluͤck hoffen oder wuͤnſchen koͤnnte. „Wie
„gern will ich (ſchreibt ſie) zufrieden ſeyn, wenn
„es mir nur mittelmaͤßig gehet! Jch will gern
„meine Umſtaͤnde von der beſten Seite anſehen,
„und hoffen, wo ich hoffen kann; und zwar die-
„ſes nicht allein um meinet ſondern auch um ihrent-
„willen, da ich ſehe, daß ſie ſo vielen Antheil an
„allem nehmen, was mir widerfaͤhret.„
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/162>, abgerufen am 22.07.2024.
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