und ihn bewegen möchte, so zu handlen, wie es sei- ne eigene Wohlfahrt und die Ehre des unvergleich- lichen Frauenzimmers erfodert, die ich so gern sei- ne Gemahlin nennen möchte: wenn er Jhnen fol- get, so will ich niemahls in meinem Leben an eine Gemahlin dencken. Wenn er aber das Vertrau- en, das die Fräulein in ihn gesetzt hat, misbrau- chet, so will ich selbst beten, daß die Rache auf sei- nen Kopf kommen möge. Raro raro (ich vergesse fast alles mein Latein! Allein mich dünckt, so heist es:) raro antecedentem scelestum deseruit pede poena claudo: Wo Bubenstück und Bosheit schleichen, Da wird die Straf sie auch erreichen.
Jch will mich weiter nicht entschuldigen, daß ich Jhnen diese Mühe mache. Jch weiß, daß Sie ihn und mich lieben: und Sie können uns beyden keinen wichtigern Dienst leisten, als wenn Sie die- se Heyrath nach äuserstem Vermögen befördern. Wie sehr werde ich mich freuen, Sie alsdenn zu M - - Hall zu sehen. Unter Anwünschung eines glücklichen Ausgangs Jhrer Bemühung verharre ich
Dero getreuer Freund und Diener M.
Weil Herr Lovelace nicht gleich auf Herrn Belfords Brief geantwortet hatte, so schreibt dieser von neuen an ihn, und ist besorget, daß er seine Aufrichtigkeit möchte übel genommen haben.
Unter
und ihn bewegen moͤchte, ſo zu handlen, wie es ſei- ne eigene Wohlfahrt und die Ehre des unvergleich- lichen Frauenzimmers erfodert, die ich ſo gern ſei- ne Gemahlin nennen moͤchte: wenn er Jhnen fol- get, ſo will ich niemahls in meinem Leben an eine Gemahlin dencken. Wenn er aber das Vertrau- en, das die Fraͤulein in ihn geſetzt hat, misbrau- chet, ſo will ich ſelbſt beten, daß die Rache auf ſei- nen Kopf kommen moͤge. Raro raro (ich vergeſſe faſt alles mein Latein! Allein mich duͤnckt, ſo heiſt es:) raro antecedentem ſceleſtum deſeruit pede poena claudo: Wo Bubenſtuͤck und Bosheit ſchleichen, Da wird die Straf ſie auch erreichen.
Jch will mich weiter nicht entſchuldigen, daß ich Jhnen dieſe Muͤhe mache. Jch weiß, daß Sie ihn und mich lieben: und Sie koͤnnen uns beyden keinen wichtigern Dienſt leiſten, als wenn Sie die- ſe Heyrath nach aͤuſerſtem Vermoͤgen befoͤrdern. Wie ſehr werde ich mich freuen, Sie alsdenn zu M ‒ ‒ Hall zu ſehen. Unter Anwuͤnſchung eines gluͤcklichen Ausgangs Jhrer Bemuͤhung verharre ich
Dero getreuer Freund und Diener M.
Weil Herr Lovelace nicht gleich auf Herrn Belfords Brief geantwortet hatte, ſo ſchreibt dieſer von neuen an ihn, und iſt beſorget, daß er ſeine Aufrichtigkeit moͤchte uͤbel genommen haben.
Unter
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und ihn bewegen moͤchte, ſo zu handlen, wie es ſei-
ne eigene Wohlfahrt und die Ehre des unvergleich-
lichen Frauenzimmers erfodert, die ich ſo gern ſei-
ne Gemahlin nennen moͤchte: wenn er Jhnen fol-
get, ſo will ich niemahls in meinem Leben an eine
Gemahlin dencken. Wenn er aber das Vertrau-
en, das die Fraͤulein in ihn geſetzt hat, misbrau-
chet, ſo will ich ſelbſt beten, daß die Rache auf ſei-
nen Kopf kommen moͤge. Raro raro (ich vergeſſe
faſt alles mein Latein! Allein mich duͤnckt, ſo heiſt
es:) raro antecedentem ſceleſtum deſeruit pede
poena claudo:
Wo Bubenſtuͤck und Bosheit ſchleichen,
Da wird die Straf ſie auch erreichen.
Jch will mich weiter nicht entſchuldigen, daß ich
Jhnen dieſe Muͤhe mache. Jch weiß, daß Sie
ihn und mich lieben: und Sie koͤnnen uns beyden
keinen wichtigern Dienſt leiſten, als wenn Sie die-
ſe Heyrath nach aͤuſerſtem Vermoͤgen befoͤrdern.
Wie ſehr werde ich mich freuen, Sie alsdenn zu
M ‒ ‒ Hall zu ſehen. Unter Anwuͤnſchung eines
gluͤcklichen Ausgangs Jhrer Bemuͤhung verharre ich
Dero getreuer Freund und Diener
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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