erfahren. Was für ein Jammer, daß ein Mann von so gutem Verstande und von so grosser Gelehrsam- keit ein solcher Bösewicht ist! Ach! ach! Vne poig- nee de bonne vie vaut mieux que plein muy de clerge;eine Hand voll Redlichkeit ist mehr werth als ein Scheffel Gelehrsamkeit.
Sie können ihm auch wol als ein guter Freund zu verstehen geben, daß ich das Heyrathen noch nicht abgelobet habe, wenn er es mir zu arg macht. Mein Freund Wycherley heyrathete noch in ei- nem höheren Alter, um seinen Vetter Verdruß zu machen: und ohngeacht dessen, daß ich mit dem Podagra behaftet bin, könnte ich doch noch wol ein oder ein paar Kinder kriegen. Es sind mir auch wol solche Gedancken eingefallen, wenn er mich gar zu sehr geärgert hat: ich habe sie aber auch wieder fahren lassen, weil mir das Sprüchwort beyfiel, daß grauer Leute Kinder selten grau werden, (wie- wohl ich noch nicht sehr alt bin) und daß alte Leute auf einer jungen Frau gemeiniglich nach den Himmel reiten. Und doch könnte es vielleicht bey dem verdrieslichen Podagra mir zur Erleichte- rung dienen, wenn ich mich verheyrathete.
Die Sprüchwörter, die ich mit Willen in meinen Brief habe einfliessen lassen, können Jhnen vielleicht nützliche Dinge leisten, wenn Sie mit ihm reden: allein gebrauchen Sie sie spahrsam, damit er nicht merckt, daß sie Jhre Pfeile aus meinem Köcher entlehnen.
Wenn doch Jhr guter Rath, dazu ich Jhnen den Stoff gegeben habe, in sein Hertz dringen
und
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erfahren. Was fuͤr ein Jammer, daß ein Mann von ſo gutem Verſtande und von ſo groſſer Gelehrſam- keit ein ſolcher Boͤſewicht iſt! Ach! ach! Vne poig- née de bonne vie vaut mieux que plein muy de clergé;eine Hand voll Redlichkeit iſt mehr werth als ein Scheffel Gelehrſamkeit.
Sie koͤnnen ihm auch wol als ein guter Freund zu verſtehen geben, daß ich das Heyrathen noch nicht abgelobet habe, wenn er es mir zu arg macht. Mein Freund Wycherley heyrathete noch in ei- nem hoͤheren Alter, um ſeinen Vetter Verdruß zu machen: und ohngeacht deſſen, daß ich mit dem Podagra behaftet bin, koͤnnte ich doch noch wol ein oder ein paar Kinder kriegen. Es ſind mir auch wol ſolche Gedancken eingefallen, wenn er mich gar zu ſehr geaͤrgert hat: ich habe ſie aber auch wieder fahren laſſen, weil mir das Spruͤchwort beyfiel, daß grauer Leute Kinder ſelten grau werden, (wie- wohl ich noch nicht ſehr alt bin) und daß alte Leute auf einer jungen Frau gemeiniglich nach den Himmel reiten. Und doch koͤnnte es vielleicht bey dem verdrieslichen Podagra mir zur Erleichte- rung dienen, wenn ich mich verheyrathete.
Die Spruͤchwoͤrter, die ich mit Willen in meinen Brief habe einflieſſen laſſen, koͤnnen Jhnen vielleicht nuͤtzliche Dinge leiſten, wenn Sie mit ihm reden: allein gebrauchen Sie ſie ſpahrſam, damit er nicht merckt, daß ſie Jhre Pfeile aus meinem Koͤcher entlehnen.
Wenn doch Jhr guter Rath, dazu ich Jhnen den Stoff gegeben habe, in ſein Hertz dringen
und
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erfahren. Was fuͤr ein Jammer, daß ein Mann
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keit ein ſolcher Boͤſewicht iſt! Ach! ach! Vne poig-
née de bonne vie vaut mieux que plein muy de
clergé; eine Hand voll Redlichkeit iſt mehr
werth als ein Scheffel Gelehrſamkeit.
Sie koͤnnen ihm auch wol als ein guter Freund
zu verſtehen geben, daß ich das Heyrathen noch
nicht abgelobet habe, wenn er es mir zu arg macht.
Mein Freund Wycherley heyrathete noch in ei-
nem hoͤheren Alter, um ſeinen Vetter Verdruß zu
machen: und ohngeacht deſſen, daß ich mit dem
Podagra behaftet bin, koͤnnte ich doch noch wol ein
oder ein paar Kinder kriegen. Es ſind mir auch
wol ſolche Gedancken eingefallen, wenn er mich gar
zu ſehr geaͤrgert hat: ich habe ſie aber auch wieder
fahren laſſen, weil mir das Spruͤchwort beyfiel, daß
grauer Leute Kinder ſelten grau werden, (wie-
wohl ich noch nicht ſehr alt bin) und daß alte
Leute auf einer jungen Frau gemeiniglich nach
den Himmel reiten. Und doch koͤnnte es vielleicht
bey dem verdrieslichen Podagra mir zur Erleichte-
rung dienen, wenn ich mich verheyrathete.
Die Spruͤchwoͤrter, die ich mit Willen in meinen
Brief habe einflieſſen laſſen, koͤnnen Jhnen vielleicht
nuͤtzliche Dinge leiſten, wenn Sie mit ihm reden:
allein gebrauchen Sie ſie ſpahrſam, damit er nicht
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entlehnen.
Wenn doch Jhr guter Rath, dazu ich Jhnen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/123>, abgerufen am 22.07.2024.
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