[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749."gend, Schönheit, ungekünstelte Unschuld, und die "Art sich auszudrücken, gaben ihr solche Schönhei- "ten, die alle Vergleichungen und alle Beschreibun- "gen der Feder übertreffen. Nur ihre Kaltsinnig- "keit, Belford! sie konnte sich doch entschliessen, "mich der Bosheit meiner Feinde aufzuopfern, und "zwar dieses mit der grössesten Heimlichkeit: da ich "doch bis zum Unsinn in sie verliebt bin, und sie wie "eine Göttin anbete. Durch diese Betrachtungen "stärckte ich mein schwachgläubiges Hertz. Allein "ich sehe doch, daß sie endlich siegen wird, wenn "sie sich mir ferner widersetzet. Sie hat mich ein- "mahl furchtsahm gemacht, da ich vorhin von kei- "ner Furcht wußte. Bey dem Beschluß seines vierten Briefes geräth "Jch will ihr dieses Zeit Lebens nicht vergessen. dieses!
„gend, Schoͤnheit, ungekuͤnſtelte Unſchuld, und die „Art ſich auszudruͤcken, gaben ihr ſolche Schoͤnhei- „ten, die alle Vergleichungen und alle Beſchreibun- „gen der Feder uͤbertreffen. Nur ihre Kaltſinnig- „keit, Belford! ſie konnte ſich doch entſchlieſſen, „mich der Bosheit meiner Feinde aufzuopfern, und „zwar dieſes mit der groͤſſeſten Heimlichkeit: da ich „doch bis zum Unſinn in ſie verliebt bin, und ſie wie „eine Goͤttin anbete. Durch dieſe Betrachtungen „ſtaͤrckte ich mein ſchwachglaͤubiges Hertz. Allein „ich ſehe doch, daß ſie endlich ſiegen wird, wenn „ſie ſich mir ferner widerſetzet. Sie hat mich ein- „mahl furchtſahm gemacht, da ich vorhin von kei- „ner Furcht wußte. Bey dem Beſchluß ſeines vierten Briefes geraͤth „Jch will ihr dieſes Zeit Lebens nicht vergeſſen. dieſes!
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„gend, Schoͤnheit, ungekuͤnſtelte Unſchuld, und die
„Art ſich auszudruͤcken, gaben ihr ſolche Schoͤnhei-
„ten, die alle Vergleichungen und alle Beſchreibun-
„gen der Feder uͤbertreffen. Nur ihre Kaltſinnig-
„keit, Belford! ſie konnte ſich doch entſchlieſſen,
„mich der Bosheit meiner Feinde aufzuopfern, und
„zwar dieſes mit der groͤſſeſten Heimlichkeit: da ich
„doch bis zum Unſinn in ſie verliebt bin, und ſie wie
„eine Goͤttin anbete. Durch dieſe Betrachtungen
„ſtaͤrckte ich mein ſchwachglaͤubiges Hertz. Allein
„ich ſehe doch, daß ſie endlich ſiegen wird, wenn
„ſie ſich mir ferner widerſetzet. Sie hat mich ein-
„mahl furchtſahm gemacht, da ich vorhin von kei-
„ner Furcht wußte.
Bey dem Beſchluß ſeines vierten Briefes geraͤth
er daruͤber in die aͤuſſerſte Wuth, daß ſie ſeinen Kuß
verſchmaͤhet hat, da er hoffete, daß ſein grosmuͤthi-
ger Aufſatz oder Entwurf einer Eheſtiftung ſie ihm
gantz gefaͤllig machen wuͤrde.
„Jch will ihr dieſes Zeit Lebens nicht vergeſſen.
„Jch will durch das Andencken dieſer Schmach
„mein Hertz zu Stahl machen, um das Eiß zu zerſpal-
„ten, damit ihr Hertz bedeckt iſt. Jch will ihr
„den Unwillen und die Verachtung vergelten, die
„ſie mir bey ihrem ploͤtzlichen Abſchied durch einen
„jeden Blick zu verſtehen gab, nachdem ich ihr ſo
„demuͤthig begegnet war, und ſie ſo ſehr um Be-
„ſchleunigung unſerer Hochzeit gebeten hatte. Die
„Maͤdchens in unſerm Hauſe ſagen: ſie verachte
„oder ſie haſſe mich. Es iſt wahr! Sie thut
dieſes!
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