und Fluchen ist eine eben so niederträchtige und armseelige Gewohnheit. Der liederliche Mensch verräth dadurch seine Ohnmacht und seine Bos- heit. Wenn er so schaden könnte als er flucher, so würde er ein Teuffel seyn.
Eine artige Anmerckung, Fräulein! bey mei- ner Seele. Dem ersten Soldaten, den ich flu- chen höre, will ich wieder sagen, was er vor ein armseeliger Tropf ohne Hertz ist.
Frau Greme kam, mir ihre Aufwartung zu machen, wie es Herr Lovelace nennet. Sie bat mich sehr, daß ich mich auf seiner Gnaden Gut begeben möchte. Sie erzählte mir, wie viel Gutes sie von dem Lord selbst, und den beyden Basen, ja von allen in der Familie von mir ge- höret hätte; und wie sehr sie seit einigen Mona- then die Ehre gewünscht hätten, von der sie hoffe- te, daß ich sie ihnen nun gönnen würde.
Dieses machte mich vergnügt; weil ich aus dem Munde einer ehrlichen Frau hörte, daß mir Herr Lovelace die Wahrheit gesagt hatte.
Jch fragte sie, ob sie nicht eine Wohnung für mich wüßte. Sie schlug mir hierauf das Haus ihrer Schwiegerin vor, welches zwey deutsche Mei- len von dem Gute läge. Hier befinde ich mich jetzt. Am allerbesten gefiel mir daß Herr Lovelace, (auf dessen Winck sie Acht gab) sie von freyen Stücken ersuchte, sich zu mir in die Kutsche zu setzen, und mich hieher zu begleiten. Er selbst rit- te mit zwey seiner eigenen Bedienten, und einem Bedienten des Lord M. neben der Kutsche her.
Jch
und Fluchen iſt eine eben ſo niedertraͤchtige und armſeelige Gewohnheit. Der liederliche Menſch verraͤth dadurch ſeine Ohnmacht und ſeine Bos- heit. Wenn er ſo ſchaden koͤnnte als er flucher, ſo wuͤrde er ein Teuffel ſeyn.
Eine artige Anmerckung, Fraͤulein! bey mei- ner Seele. Dem erſten Soldaten, den ich flu- chen hoͤre, will ich wieder ſagen, was er vor ein armſeeliger Tropf ohne Hertz iſt.
Frau Greme kam, mir ihre Aufwartung zu machen, wie es Herr Lovelace nennet. Sie bat mich ſehr, daß ich mich auf ſeiner Gnaden Gut begeben moͤchte. Sie erzaͤhlte mir, wie viel Gutes ſie von dem Lord ſelbſt, und den beyden Baſen, ja von allen in der Familie von mir ge- hoͤret haͤtte; und wie ſehr ſie ſeit einigen Mona- then die Ehre gewuͤnſcht haͤtten, von der ſie hoffe- te, daß ich ſie ihnen nun goͤnnen wuͤrde.
Dieſes machte mich vergnuͤgt; weil ich aus dem Munde einer ehrlichen Frau hoͤrte, daß mir Herr Lovelace die Wahrheit geſagt hatte.
Jch fragte ſie, ob ſie nicht eine Wohnung fuͤr mich wuͤßte. Sie ſchlug mir hierauf das Haus ihrer Schwiegerin vor, welches zwey deutſche Mei- len von dem Gute laͤge. Hier befinde ich mich jetzt. Am allerbeſten gefiel mir daß Herr Lovelace, (auf deſſen Winck ſie Acht gab) ſie von freyen Stuͤcken erſuchte, ſich zu mir in die Kutſche zu ſetzen, und mich hieher zu begleiten. Er ſelbſt rit- te mit zwey ſeiner eigenen Bedienten, und einem Bedienten des Lord M. neben der Kutſche her.
Jch
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und Fluchen iſt eine eben ſo niedertraͤchtige und
armſeelige Gewohnheit. Der liederliche Menſch
verraͤth dadurch ſeine Ohnmacht und ſeine Bos-
heit. Wenn er ſo ſchaden koͤnnte als er flucher, ſo
wuͤrde er ein Teuffel ſeyn.
Eine artige Anmerckung, Fraͤulein! bey mei-
ner Seele. Dem erſten Soldaten, den ich flu-
chen hoͤre, will ich wieder ſagen, was er vor ein
armſeeliger Tropf ohne Hertz iſt.
Frau Greme kam, mir ihre Aufwartung zu
machen, wie es Herr Lovelace nennet. Sie
bat mich ſehr, daß ich mich auf ſeiner Gnaden
Gut begeben moͤchte. Sie erzaͤhlte mir, wie viel
Gutes ſie von dem Lord ſelbſt, und den beyden
Baſen, ja von allen in der Familie von mir ge-
hoͤret haͤtte; und wie ſehr ſie ſeit einigen Mona-
then die Ehre gewuͤnſcht haͤtten, von der ſie hoffe-
te, daß ich ſie ihnen nun goͤnnen wuͤrde.
Dieſes machte mich vergnuͤgt; weil ich aus dem
Munde einer ehrlichen Frau hoͤrte, daß mir Herr
Lovelace die Wahrheit geſagt hatte.
Jch fragte ſie, ob ſie nicht eine Wohnung fuͤr
mich wuͤßte. Sie ſchlug mir hierauf das Haus
ihrer Schwiegerin vor, welches zwey deutſche Mei-
len von dem Gute laͤge. Hier befinde ich mich
jetzt. Am allerbeſten gefiel mir daß Herr Lovelace,
(auf deſſen Winck ſie Acht gab) ſie von freyen
Stuͤcken erſuchte, ſich zu mir in die Kutſche zu
ſetzen, und mich hieher zu begleiten. Er ſelbſt rit-
te mit zwey ſeiner eigenen Bedienten, und einem
Bedienten des Lord M. neben der Kutſche her.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/89>, abgerufen am 12.12.2024.
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