hat, so wird es öfters büssen müssen: das ist mein Trost.
Jch sagte hierauf: sie haben mir so viel gute Hoff- nung gegeben, ehe ich mich bemühet hatte, sie zu über- reden, meinen Freunden ihre Gesellschaft zu gönnen, daß ich wünschen möchte, der Teufel hätte meine Freunde und die Jungfer Partington zusammen. Jndessen dünckt mich, daß tugendhafte Personen ihren Endzweck, der auf die Besserung anderer gien- ge, sehr unvollkommen erreichen würden, wenn sie alle böse Gesellschaft vermieden.
Sie wollte mich mit ein Paar Blicken ihrer zorni- gen Augen tödten, und ging mit einer verächtlichen Geberde von mir weg auf ihre Stube. Jch sage dir es noch einmal Bruder: deine tausend Pfund darsst du nicht ausgeben. Sie wirft mir vor, daß ich un- höflich bin: allein hat sie sich in dieser Unterredung als eine höfliche Fräulein bewiesen?
Was meinst du: bin ich nicht schuldig, den Schimpf der Jungfer Partington an meinem Kinde zu rä- chen? War es nicht grausam, daß sie eine so artige und ungemein reiche Jungfer nöthigte, mit der Kam- mer-Katze in ein enges Bette zu kriechen? Die Jungfer Partington hatte so gar mit Thränen zu der Frau Sinclair gesaget, wenn die Frau Love- lace sie zu Barnet mit ihrem Besuch beehren woll- te, so sollten ihr die besten Zimmer und Betten in ihres Vormunds Hause zu Dienste stehn. Meinst du nicht, daß ich rathen kann, was für eine unan- ständige Beysorge mein Kind so unhöflich gemacht hat? Es befürchtete: der vorgegebene Ehemann
möchte
hat, ſo wird es oͤfters buͤſſen muͤſſen: das iſt mein Troſt.
Jch ſagte hierauf: ſie haben mir ſo viel gute Hoff- nung gegeben, ehe ich mich bemuͤhet hatte, ſie zu uͤber- reden, meinen Freunden ihre Geſellſchaft zu goͤnnen, daß ich wuͤnſchen moͤchte, der Teufel haͤtte meine Freunde und die Jungfer Partington zuſammen. Jndeſſen duͤnckt mich, daß tugendhafte Perſonen ihren Endzweck, der auf die Beſſerung anderer gien- ge, ſehr unvollkommen erreichen wuͤrden, wenn ſie alle boͤſe Geſellſchaft vermieden.
Sie wollte mich mit ein Paar Blicken ihrer zorni- gen Augen toͤdten, und ging mit einer veraͤchtlichen Geberde von mir weg auf ihre Stube. Jch ſage dir es noch einmal Bruder: deine tauſend Pfund darſſt du nicht ausgeben. Sie wirft mir vor, daß ich un- hoͤflich bin: allein hat ſie ſich in dieſer Unterredung als eine hoͤfliche Fraͤulein bewieſen?
Was meinſt du: bin ich nicht ſchuldig, den Schimpf der Jungfer Partington an meinem Kinde zu raͤ- chen? War es nicht grauſam, daß ſie eine ſo artige und ungemein reiche Jungfer noͤthigte, mit der Kam- mer-Katze in ein enges Bette zu kriechen? Die Jungfer Partington hatte ſo gar mit Thraͤnen zu der Frau Sinclair geſaget, wenn die Frau Love- lace ſie zu Barnet mit ihrem Beſuch beehren woll- te, ſo ſollten ihr die beſten Zimmer und Betten in ihres Vormunds Hauſe zu Dienſte ſtehn. Meinſt du nicht, daß ich rathen kann, was fuͤr eine unan- ſtaͤndige Beyſorge mein Kind ſo unhoͤflich gemacht hat? Es befuͤrchtete: der vorgegebene Ehemann
moͤchte
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hat, ſo wird es oͤfters buͤſſen muͤſſen: das iſt mein
Troſt.
Jch ſagte hierauf: ſie haben mir ſo viel gute Hoff-
nung gegeben, ehe ich mich bemuͤhet hatte, ſie zu uͤber-
reden, meinen Freunden ihre Geſellſchaft zu goͤnnen,
daß ich wuͤnſchen moͤchte, der Teufel haͤtte meine
Freunde und die Jungfer Partington zuſammen.
Jndeſſen duͤnckt mich, daß tugendhafte Perſonen
ihren Endzweck, der auf die Beſſerung anderer gien-
ge, ſehr unvollkommen erreichen wuͤrden, wenn ſie
alle boͤſe Geſellſchaft vermieden.
Sie wollte mich mit ein Paar Blicken ihrer zorni-
gen Augen toͤdten, und ging mit einer veraͤchtlichen
Geberde von mir weg auf ihre Stube. Jch ſage dir
es noch einmal Bruder: deine tauſend Pfund darſſt
du nicht ausgeben. Sie wirft mir vor, daß ich un-
hoͤflich bin: allein hat ſie ſich in dieſer Unterredung
als eine hoͤfliche Fraͤulein bewieſen?
Was meinſt du: bin ich nicht ſchuldig, den Schimpf
der Jungfer Partington an meinem Kinde zu raͤ-
chen? War es nicht grauſam, daß ſie eine ſo artige
und ungemein reiche Jungfer noͤthigte, mit der Kam-
mer-Katze in ein enges Bette zu kriechen? Die
Jungfer Partington hatte ſo gar mit Thraͤnen zu
der Frau Sinclair geſaget, wenn die Frau Love-
lace ſie zu Barnet mit ihrem Beſuch beehren woll-
te, ſo ſollten ihr die beſten Zimmer und Betten in
ihres Vormunds Hauſe zu Dienſte ſtehn. Meinſt
du nicht, daß ich rathen kann, was fuͤr eine unan-
ſtaͤndige Beyſorge mein Kind ſo unhoͤflich gemacht
hat? Es befuͤrchtete: der vorgegebene Ehemann
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/542>, abgerufen am 22.12.2024.
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