Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Jn dem Hause saget: ihr hättet gesehen, daß
ich mit ihr in den Wagen gestiegen sey, und ein
Dutzend oder mehr bewaffnete Leute um mich ge-
habt hätte. Einige unter ihnen schienen große
Musketen gehabt zu haben. Sagt ihnen daß wir
einen gantz andern Weg genommen hätten, als ihr
uns werdet nehmen sehen.

Jhr seht, ehrlicher Joseph, daß ich eben so
sorgfältig bin als ihr, Unglück zu verhüten:

Bleibt ja so weit von uns, daß sie euch nicht
erkennet. Thut große Schritte, damit sie euch
nicht am Gange kennet, und haltet den Kopf in
die Höhe, ehrlicher guter Joseph: so wird sie
nicht darauf dencken, daß ihr es seyd. Gang und
Geberden sind so verschieden, und so kenntlich, als
immer das Gesichte seyn mag. Ziehet einen Pfal
irgend wo aus, und wenn er gleich leichte gehet, so
zerret doch lange daran: wenn sie sich umsiehet, so
wird das in der Ferne schrecklich lassen, und sie
wird dencken, daß euch blos das Ausziehen des
Pfals abgehalten hätte, uns geschwinder nachzu-
folgen. Gehet mit dem Pfal auf der Schulter
zurück in das Haus und prahlt, was ihr hättet
thun wollen, wenn ihr uns nur hättet einhohlen
können. Lieber alles (sagt) hättet ihr wagen wol-
len, als eure Fräulein von einem solchen -
(schimpft mich und flucht so viel als ihr wollt)
entführen lassen. Das wird grausam aussehen,
und die Leute werden glauben, daß euch alles von
Hertzen gehe. Jhr seht, Joseph, wie ich alles so
einrichte, daß ihr noch einen guten Nahmen da-

durch
C 4


Jn dem Hauſe ſaget: ihr haͤttet geſehen, daß
ich mit ihr in den Wagen geſtiegen ſey, und ein
Dutzend oder mehr bewaffnete Leute um mich ge-
habt haͤtte. Einige unter ihnen ſchienen große
Musketen gehabt zu haben. Sagt ihnen daß wir
einen gantz andern Weg genommen haͤtten, als ihr
uns werdet nehmen ſehen.

Jhr ſeht, ehrlicher Joſeph, daß ich eben ſo
ſorgfaͤltig bin als ihr, Ungluͤck zu verhuͤten:

Bleibt ja ſo weit von uns, daß ſie euch nicht
erkennet. Thut große Schritte, damit ſie euch
nicht am Gange kennet, und haltet den Kopf in
die Hoͤhe, ehrlicher guter Joſeph: ſo wird ſie
nicht darauf dencken, daß ihr es ſeyd. Gang und
Geberden ſind ſo verſchieden, und ſo kenntlich, als
immer das Geſichte ſeyn mag. Ziehet einen Pfal
irgend wo aus, und wenn er gleich leichte gehet, ſo
zerret doch lange daran: wenn ſie ſich umſiehet, ſo
wird das in der Ferne ſchrecklich laſſen, und ſie
wird dencken, daß euch blos das Ausziehen des
Pfals abgehalten haͤtte, uns geſchwinder nachzu-
folgen. Gehet mit dem Pfal auf der Schulter
zuruͤck in das Haus und prahlt, was ihr haͤttet
thun wollen, wenn ihr uns nur haͤttet einhohlen
koͤnnen. Lieber alles (ſagt) haͤttet ihr wagen wol-
len, als eure Fraͤulein von einem ſolchen -
(ſchimpft mich und flucht ſo viel als ihr wollt)
entfuͤhren laſſen. Das wird grauſam ausſehen,
und die Leute werden glauben, daß euch alles von
Hertzen gehe. Jhr ſeht, Joſeph, wie ich alles ſo
einrichte, daß ihr noch einen guten Nahmen da-

durch
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0053" n="39"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jn dem Hau&#x017F;e &#x017F;aget: ihr ha&#x0364;ttet ge&#x017F;ehen, daß<lb/>
ich mit ihr in den Wagen ge&#x017F;tiegen &#x017F;ey, und ein<lb/>
Dutzend oder mehr bewaffnete Leute um mich ge-<lb/>
habt ha&#x0364;tte. Einige unter ihnen &#x017F;chienen große<lb/>
Musketen gehabt zu haben. Sagt ihnen daß wir<lb/>
einen gantz andern Weg genommen ha&#x0364;tten, als ihr<lb/>
uns werdet nehmen &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Jhr &#x017F;eht, ehrlicher <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> daß ich eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig bin als ihr, Unglu&#x0364;ck zu verhu&#x0364;ten:</p><lb/>
          <p>Bleibt ja &#x017F;o weit von uns, daß &#x017F;ie euch nicht<lb/>
erkennet. Thut große Schritte, damit &#x017F;ie euch<lb/>
nicht am Gange kennet, und haltet den Kopf in<lb/>
die Ho&#x0364;he, ehrlicher guter <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph:</hi> &#x017F;o wird &#x017F;ie<lb/>
nicht darauf dencken, daß ihr es &#x017F;eyd. Gang und<lb/>
Geberden &#x017F;ind &#x017F;o ver&#x017F;chieden, und &#x017F;o kenntlich, als<lb/>
immer das Ge&#x017F;ichte &#x017F;eyn mag. Ziehet einen Pfal<lb/>
irgend wo aus, und wenn er gleich leichte gehet, &#x017F;o<lb/>
zerret doch lange daran: wenn &#x017F;ie &#x017F;ich um&#x017F;iehet, &#x017F;o<lb/>
wird das in der Ferne &#x017F;chrecklich la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ie<lb/>
wird dencken, daß euch blos das Ausziehen des<lb/>
Pfals abgehalten ha&#x0364;tte, uns ge&#x017F;chwinder nachzu-<lb/>
folgen. Gehet mit dem Pfal auf der Schulter<lb/>
zuru&#x0364;ck in das Haus und prahlt, was ihr ha&#x0364;ttet<lb/>
thun wollen, wenn ihr uns nur ha&#x0364;ttet einhohlen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Lieber alles (&#x017F;agt) ha&#x0364;ttet ihr wagen wol-<lb/>
len, als eure Fra&#x0364;ulein von einem &#x017F;olchen -<lb/>
(&#x017F;chimpft mich und flucht &#x017F;o viel als ihr wollt)<lb/>
entfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en. Das wird grau&#x017F;am aus&#x017F;ehen,<lb/>
und die Leute werden glauben, daß euch alles von<lb/>
Hertzen gehe. Jhr &#x017F;eht, <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> wie ich alles &#x017F;o<lb/>
einrichte, daß ihr noch einen guten Nahmen da-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0053] Jn dem Hauſe ſaget: ihr haͤttet geſehen, daß ich mit ihr in den Wagen geſtiegen ſey, und ein Dutzend oder mehr bewaffnete Leute um mich ge- habt haͤtte. Einige unter ihnen ſchienen große Musketen gehabt zu haben. Sagt ihnen daß wir einen gantz andern Weg genommen haͤtten, als ihr uns werdet nehmen ſehen. Jhr ſeht, ehrlicher Joſeph, daß ich eben ſo ſorgfaͤltig bin als ihr, Ungluͤck zu verhuͤten: Bleibt ja ſo weit von uns, daß ſie euch nicht erkennet. Thut große Schritte, damit ſie euch nicht am Gange kennet, und haltet den Kopf in die Hoͤhe, ehrlicher guter Joſeph: ſo wird ſie nicht darauf dencken, daß ihr es ſeyd. Gang und Geberden ſind ſo verſchieden, und ſo kenntlich, als immer das Geſichte ſeyn mag. Ziehet einen Pfal irgend wo aus, und wenn er gleich leichte gehet, ſo zerret doch lange daran: wenn ſie ſich umſiehet, ſo wird das in der Ferne ſchrecklich laſſen, und ſie wird dencken, daß euch blos das Ausziehen des Pfals abgehalten haͤtte, uns geſchwinder nachzu- folgen. Gehet mit dem Pfal auf der Schulter zuruͤck in das Haus und prahlt, was ihr haͤttet thun wollen, wenn ihr uns nur haͤttet einhohlen koͤnnen. Lieber alles (ſagt) haͤttet ihr wagen wol- len, als eure Fraͤulein von einem ſolchen - (ſchimpft mich und flucht ſo viel als ihr wollt) entfuͤhren laſſen. Das wird grauſam ausſehen, und die Leute werden glauben, daß euch alles von Hertzen gehe. Jhr ſeht, Joſeph, wie ich alles ſo einrichte, daß ihr noch einen guten Nahmen da- durch C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/53
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/53>, abgerufen am 04.12.2024.