weiter in mich, einen Tag zu bestimmen: es kommt mir dieses desto sonderlicher vor, weil er vor unserer Ankunft in London so ungeduldig-hitzig war, mich bald an seiner Seite zu sehen.
Er bat mich sehr, ihn und vieren von seinen gu- ten Freunden auf den Montag Abend bey einem Gast-Gebot meine Gesellschaft nicht abzuschlagen. Die Jungfer Martin und Jungfer Horton wer- den nicht dabey erscheinen können, weil sie auf eine Geburths-Tages Mahlzeit gebeten sind, dazu die beyden Töchter des Obristen Solcombe und zwey Basen des Ritters Anton Holmes gegenwärtig seyn werden. Allein wir sollen die Gesellschaft der Frau Sinclair haben, und sie hat uns auch auf ein unverheyrathetes Frauenzimmer von grossen Mitteln und guten Eigenschaften Hoffnung gemacht; sie heist Bartington, der selige Obriste scheint ihr Vormund gewesen zu seyn, und deswegen nennet sie noch die Frau Sinclair Mama. Jch bat um Vergebung nicht dabey zu erscheinen: weil er mich einmahl in die Nothwendigkeit gesetzt hätte, mich für seine Frau halten zu lassen, so wünschte ich vor so wenigen Leuten, als möglich wäre, unter dieser Masque zu erscheinen.
Er sagte: er wollte mich zu nichts zwingen: al- lein es wären seine besten Freunde, und Leute von vornehmen Stande und grossem Vermögen, die sehr begierig wären mich zu sehen. Es sey wahr, daß sie uns vor Eheleute hielten, wie ich aus Herr Dolemans Briefe schon ersehen hätte: allein sie glaubten von ihm, daß er mir das habe versprechen
müs-
weiter in mich, einen Tag zu beſtimmen: es kommt mir dieſes deſto ſonderlicher vor, weil er vor unſerer Ankunft in London ſo ungeduldig-hitzig war, mich bald an ſeiner Seite zu ſehen.
Er bat mich ſehr, ihn und vieren von ſeinen gu- ten Freunden auf den Montag Abend bey einem Gaſt-Gebot meine Geſellſchaft nicht abzuſchlagen. Die Jungfer Martin und Jungfer Horton wer- den nicht dabey erſcheinen koͤnnen, weil ſie auf eine Geburths-Tages Mahlzeit gebeten ſind, dazu die beyden Toͤchter des Obriſten Solcombe und zwey Baſen des Ritters Anton Holmes gegenwaͤrtig ſeyn werden. Allein wir ſollen die Geſellſchaft der Frau Sinclair haben, und ſie hat uns auch auf ein unverheyrathetes Frauenzimmer von groſſen Mitteln und guten Eigenſchaften Hoffnung gemacht; ſie heiſt Bartington, der ſelige Obriſte ſcheint ihr Vormund geweſen zu ſeyn, und deswegen nennet ſie noch die Frau Sinclair Mama. Jch bat um Vergebung nicht dabey zu erſcheinen: weil er mich einmahl in die Nothwendigkeit geſetzt haͤtte, mich fuͤr ſeine Frau halten zu laſſen, ſo wuͤnſchte ich vor ſo wenigen Leuten, als moͤglich waͤre, unter dieſer Masque zu erſcheinen.
Er ſagte: er wollte mich zu nichts zwingen: al- lein es waͤren ſeine beſten Freunde, und Leute von vornehmen Stande und groſſem Vermoͤgen, die ſehr begierig waͤren mich zu ſehen. Es ſey wahr, daß ſie uns vor Eheleute hielten, wie ich aus Herr Dolemans Briefe ſchon erſehen haͤtte: allein ſie glaubten von ihm, daß er mir das habe verſprechen
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weiter in mich, einen Tag zu beſtimmen: es kommt
mir dieſes deſto ſonderlicher vor, weil er vor unſerer
Ankunft in London ſo ungeduldig-hitzig war, mich
bald an ſeiner Seite zu ſehen.
Er bat mich ſehr, ihn und vieren von ſeinen gu-
ten Freunden auf den Montag Abend bey einem
Gaſt-Gebot meine Geſellſchaft nicht abzuſchlagen.
Die Jungfer Martin und Jungfer Horton wer-
den nicht dabey erſcheinen koͤnnen, weil ſie auf eine
Geburths-Tages Mahlzeit gebeten ſind, dazu die
beyden Toͤchter des Obriſten Solcombe und zwey
Baſen des Ritters Anton Holmes gegenwaͤrtig
ſeyn werden. Allein wir ſollen die Geſellſchaft der
Frau Sinclair haben, und ſie hat uns auch auf
ein unverheyrathetes Frauenzimmer von groſſen
Mitteln und guten Eigenſchaften Hoffnung gemacht;
ſie heiſt Bartington, der ſelige Obriſte ſcheint ihr
Vormund geweſen zu ſeyn, und deswegen nennet ſie
noch die Frau Sinclair Mama. Jch bat um
Vergebung nicht dabey zu erſcheinen: weil er mich
einmahl in die Nothwendigkeit geſetzt haͤtte, mich
fuͤr ſeine Frau halten zu laſſen, ſo wuͤnſchte ich vor ſo
wenigen Leuten, als moͤglich waͤre, unter dieſer
Masque zu erſcheinen.
Er ſagte: er wollte mich zu nichts zwingen: al-
lein es waͤren ſeine beſten Freunde, und Leute von
vornehmen Stande und groſſem Vermoͤgen, die
ſehr begierig waͤren mich zu ſehen. Es ſey wahr,
daß ſie uns vor Eheleute hielten, wie ich aus Herr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/494>, abgerufen am 22.12.2024.
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