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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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Person gegen ihre Verwandten von unserem Ge-
schlechte zärtlich ist, so hat eine Frau auch eine höfli-
che und zärtliche Begegnung zu gewarten, wenn sie
sich derselben würdig machet. So weit ist es mit
mir gekommen, daß ich mit diesem Menschen zufrie-
den bin, so bald ich mercke, daß er von Natur kein
Unmensch ist.

Jch wünsche, daß Sie nie Gelegenheit haben
mögen, andere als erfreuliche Betrachtungen anzu-
stellen, und ich verbleibe

Jhre ewig ergebene
Clarissa Harlowe.


Herr Lovelace frolocket in dem Briefe, welcher
der Zeitrechnung nach hieher gehört, sehr
darüber, daß er schon zwey Absichten erreicht habe:
die Fräulein für seine Frau auszugeben, und zum
wenigsten eine Nachtlang mit ihr unter einem Dache
zu schlafen. Er hoffet nun bald einen Sieg, wo
nicht mit ihrem guten Willen, dennoch durch List zu
erhalten. Er giebt vor, daß er etwas von dem Ge-
wissen fühle, und giebt sich Schuld, daß er jetzt dem
ersten Versucher der Menschen ähnlich sey. Allein
weil es ihm bisher gelungen ist, so muß er versuchen,
ob es ihm nicht noch ferner glücken werde.

Er erzählet den gantzen Streit zwischen sich und
der Fräulein umständlich, und eben so, wie sie ihn
erzählet hatte.

Das
G g 4



Perſon gegen ihre Verwandten von unſerem Ge-
ſchlechte zaͤrtlich iſt, ſo hat eine Frau auch eine hoͤfli-
che und zaͤrtliche Begegnung zu gewarten, wenn ſie
ſich derſelben wuͤrdig machet. So weit iſt es mit
mir gekommen, daß ich mit dieſem Menſchen zufrie-
den bin, ſo bald ich mercke, daß er von Natur kein
Unmenſch iſt.

Jch wuͤnſche, daß Sie nie Gelegenheit haben
moͤgen, andere als erfreuliche Betrachtungen anzu-
ſtellen, und ich verbleibe

Jhre ewig ergebene
Clariſſa Harlowe.


Herr Lovelace frolocket in dem Briefe, welcher
der Zeitrechnung nach hieher gehoͤrt, ſehr
daruͤber, daß er ſchon zwey Abſichten erreicht habe:
die Fraͤulein fuͤr ſeine Frau auszugeben, und zum
wenigſten eine Nachtlang mit ihr unter einem Dache
zu ſchlafen. Er hoffet nun bald einen Sieg, wo
nicht mit ihrem guten Willen, dennoch durch Liſt zu
erhalten. Er giebt vor, daß er etwas von dem Ge-
wiſſen fuͤhle, und giebt ſich Schuld, daß er jetzt dem
erſten Verſucher der Menſchen aͤhnlich ſey. Allein
weil es ihm bisher gelungen iſt, ſo muß er verſuchen,
ob es ihm nicht noch ferner gluͤcken werde.

Er erzaͤhlet den gantzen Streit zwiſchen ſich und
der Fraͤulein umſtaͤndlich, und eben ſo, wie ſie ihn
erzaͤhlet hatte.

Das
G g 4
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[471/0485] Perſon gegen ihre Verwandten von unſerem Ge- ſchlechte zaͤrtlich iſt, ſo hat eine Frau auch eine hoͤfli- che und zaͤrtliche Begegnung zu gewarten, wenn ſie ſich derſelben wuͤrdig machet. So weit iſt es mit mir gekommen, daß ich mit dieſem Menſchen zufrie- den bin, ſo bald ich mercke, daß er von Natur kein Unmenſch iſt. Jch wuͤnſche, daß Sie nie Gelegenheit haben moͤgen, andere als erfreuliche Betrachtungen anzu- ſtellen, und ich verbleibe Jhre ewig ergebene Clariſſa Harlowe. Herr Lovelace frolocket in dem Briefe, welcher der Zeitrechnung nach hieher gehoͤrt, ſehr daruͤber, daß er ſchon zwey Abſichten erreicht habe: die Fraͤulein fuͤr ſeine Frau auszugeben, und zum wenigſten eine Nachtlang mit ihr unter einem Dache zu ſchlafen. Er hoffet nun bald einen Sieg, wo nicht mit ihrem guten Willen, dennoch durch Liſt zu erhalten. Er giebt vor, daß er etwas von dem Ge- wiſſen fuͤhle, und giebt ſich Schuld, daß er jetzt dem erſten Verſucher der Menſchen aͤhnlich ſey. Allein weil es ihm bisher gelungen iſt, ſo muß er verſuchen, ob es ihm nicht noch ferner gluͤcken werde. Er erzaͤhlet den gantzen Streit zwiſchen ſich und der Fraͤulein umſtaͤndlich, und eben ſo, wie ſie ihn erzaͤhlet hatte. Das G g 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/485>, abgerufen am 24.11.2024.