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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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denn die Hof-Leute hätten noch einmahl so viel zu be-
reuen, als andere Leute.

Er sprach dieses mit einer so in die Augen fallen-
den Leichtsinnigkeit, daß ich erwiederte: niemand
zweifele daran, daß er seine Gesellschaft sehr wohl
auszusuchen wüßte.

Jhr gehorsamer Diener! (sagte er, beugete sich
gegen mich, und wandte sich darauf zu der übrigen
Gesellschaft) sie werden künftig noch oft gewahr wer-
den, wenn wir länger beysammen bleiben, daß mei-
ne Liebste meiner nicht schonet, wenn sie eine solche
Gelegenheit hat. Allein ich bewundere ihre Ver-
weise eben so sehr, als ich mich freue, wenn
ich das Glück habe, ihr in einigen Stücken zu gefal-
len.

Die Jungfer Horton sagte: ein jedes Ding habe
seine Zeit. Eine unschuldige Freude schicke sich ih-
rer Meinung nach sehr wohl für die jungen
Jahre.

Das ist wahr! (sagte Jungfer Martin.) Scha-
kespeare
singet mit Recht:

Die Jugend ist die Zeit des Lebens,
Die Blüte unsrer Fröhlichkeit.

(Sie sprach dieses mit einer Comödianten-Stim-
me aus.) Jch vor mein Theil bewundere an ihrem
Gemahl die Lebhaftigkeit, die sich zu seinen Jahren
so wohl schicket.

Herr Lovelace danckete ihr für dieses Lob durch
eine tiefe Verneigung. Er mag sich gern loben
lassen: es scheint, daß er lieber sein Lob höret, als
es verdienet. Er hat, wie Sie wissen, ein freyes

We-



denn die Hof-Leute haͤtten noch einmahl ſo viel zu be-
reuen, als andere Leute.

Er ſprach dieſes mit einer ſo in die Augen fallen-
den Leichtſinnigkeit, daß ich erwiederte: niemand
zweifele daran, daß er ſeine Geſellſchaft ſehr wohl
auszuſuchen wuͤßte.

Jhr gehorſamer Diener! (ſagte er, beugete ſich
gegen mich, und wandte ſich darauf zu der uͤbrigen
Geſellſchaft) ſie werden kuͤnftig noch oft gewahr wer-
den, wenn wir laͤnger beyſammen bleiben, daß mei-
ne Liebſte meiner nicht ſchonet, wenn ſie eine ſolche
Gelegenheit hat. Allein ich bewundere ihre Ver-
weiſe eben ſo ſehr, als ich mich freue, wenn
ich das Gluͤck habe, ihr in einigen Stuͤcken zu gefal-
len.

Die Jungfer Horton ſagte: ein jedes Ding habe
ſeine Zeit. Eine unſchuldige Freude ſchicke ſich ih-
rer Meinung nach ſehr wohl fuͤr die jungen
Jahre.

Das iſt wahr! (ſagte Jungfer Martin.) Scha-
keſpeare
ſinget mit Recht:

Die Jugend iſt die Zeit des Lebens,
Die Bluͤte unſrer Froͤhlichkeit.

(Sie ſprach dieſes mit einer Comoͤdianten-Stim-
me aus.) Jch vor mein Theil bewundere an ihrem
Gemahl die Lebhaftigkeit, die ſich zu ſeinen Jahren
ſo wohl ſchicket.

Herr Lovelace danckete ihr fuͤr dieſes Lob durch
eine tiefe Verneigung. Er mag ſich gern loben
laſſen: es ſcheint, daß er lieber ſein Lob hoͤret, als
es verdienet. Er hat, wie Sie wiſſen, ein freyes

We-
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[466/0480] denn die Hof-Leute haͤtten noch einmahl ſo viel zu be- reuen, als andere Leute. Er ſprach dieſes mit einer ſo in die Augen fallen- den Leichtſinnigkeit, daß ich erwiederte: niemand zweifele daran, daß er ſeine Geſellſchaft ſehr wohl auszuſuchen wuͤßte. Jhr gehorſamer Diener! (ſagte er, beugete ſich gegen mich, und wandte ſich darauf zu der uͤbrigen Geſellſchaft) ſie werden kuͤnftig noch oft gewahr wer- den, wenn wir laͤnger beyſammen bleiben, daß mei- ne Liebſte meiner nicht ſchonet, wenn ſie eine ſolche Gelegenheit hat. Allein ich bewundere ihre Ver- weiſe eben ſo ſehr, als ich mich freue, wenn ich das Gluͤck habe, ihr in einigen Stuͤcken zu gefal- len. Die Jungfer Horton ſagte: ein jedes Ding habe ſeine Zeit. Eine unſchuldige Freude ſchicke ſich ih- rer Meinung nach ſehr wohl fuͤr die jungen Jahre. Das iſt wahr! (ſagte Jungfer Martin.) Scha- keſpeare ſinget mit Recht: Die Jugend iſt die Zeit des Lebens, Die Bluͤte unſrer Froͤhlichkeit. (Sie ſprach dieſes mit einer Comoͤdianten-Stim- me aus.) Jch vor mein Theil bewundere an ihrem Gemahl die Lebhaftigkeit, die ſich zu ſeinen Jahren ſo wohl ſchicket. Herr Lovelace danckete ihr fuͤr dieſes Lob durch eine tiefe Verneigung. Er mag ſich gern loben laſſen: es ſcheint, daß er lieber ſein Lob hoͤret, als es verdienet. Er hat, wie Sie wiſſen, ein freyes We-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/480>, abgerufen am 22.11.2024.