daß ich die Meinigen in den Augen der Welt ge- rechtfertiget, und mich selbst schwartz gemacht habe.
Sie werden sich nicht darüber wundern, daß meine Erzählung so wunderlich geschmiert ist. Jch habe sie mit mehrerley Feder und Dinte, die zu- sammen schlecht waren, schreiben, und mehrere mahl ablassen und anfangen müssen. Die Hand bebet mir vor Kummer und Müdigkeit. Jch will meinen dismahligen Brief nicht durch Erzäh- lung dessen verlängern, wie er sich gegen mich beträget, und was zu St. Albans und nachher zwischen uns vorgegangen ist. Denn alles dieses wird in der Fortsetzung meiner Geschichte vorkom- men, die Sie ohne Zweifel erwarten werden.
Jch will jetzt nur so viel melden, daß er jetzt sehr höflich und ehrerbietig, ja so gar sehr folg- sahm gegen mich ist, ob ich gleich über ihn und über mich so misvergnügt bin, daß er meine Gü- tigkeit sehr wenig wird rühmen können. Jch kann bisweilen meinen Verführer kaum vor den Augen dulden.
Das Haus, in dem ich mich aufhalte, ist sehr unbequem. Jch werde nicht lange hier bleiben; und deswegen brauche ich Jhnen nicht zu melden, wie Sie Briefe hieher schicken können. Wo mein künftiger Aufenthalt seyn wird weiß ich noch nicht.
Er weiß, daß ich an Sie schreibe, und hat sich erboten, meinen Brief durch einen von seinen Be- dienten bestellen zu lassen. Allein ich glaubte, daß
ich
Dritter Theil. C
daß ich die Meinigen in den Augen der Welt ge- rechtfertiget, und mich ſelbſt ſchwartz gemacht habe.
Sie werden ſich nicht daruͤber wundern, daß meine Erzaͤhlung ſo wunderlich geſchmiert iſt. Jch habe ſie mit mehrerley Feder und Dinte, die zu- ſammen ſchlecht waren, ſchreiben, und mehrere mahl ablaſſen und anfangen muͤſſen. Die Hand bebet mir vor Kummer und Muͤdigkeit. Jch will meinen dismahligen Brief nicht durch Erzaͤh- lung deſſen verlaͤngern, wie er ſich gegen mich betraͤget, und was zu St. Albans und nachher zwiſchen uns vorgegangen iſt. Denn alles dieſes wird in der Fortſetzung meiner Geſchichte vorkom- men, die Sie ohne Zweifel erwarten werden.
Jch will jetzt nur ſo viel melden, daß er jetzt ſehr hoͤflich und ehrerbietig, ja ſo gar ſehr folg- ſahm gegen mich iſt, ob ich gleich uͤber ihn und uͤber mich ſo misvergnuͤgt bin, daß er meine Guͤ- tigkeit ſehr wenig wird ruͤhmen koͤnnen. Jch kann bisweilen meinen Verfuͤhrer kaum vor den Augen dulden.
Das Haus, in dem ich mich aufhalte, iſt ſehr unbequem. Jch werde nicht lange hier bleiben; und deswegen brauche ich Jhnen nicht zu melden, wie Sie Briefe hieher ſchicken koͤnnen. Wo mein kuͤnftiger Aufenthalt ſeyn wird weiß ich noch nicht.
Er weiß, daß ich an Sie ſchreibe, und hat ſich erboten, meinen Brief durch einen von ſeinen Be- dienten beſtellen zu laſſen. Allein ich glaubte, daß
ich
Dritter Theil. C
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daß ich die Meinigen in den Augen der Welt ge-
rechtfertiget, und mich ſelbſt ſchwartz gemacht
habe.
Sie werden ſich nicht daruͤber wundern, daß
meine Erzaͤhlung ſo wunderlich geſchmiert iſt. Jch
habe ſie mit mehrerley Feder und Dinte, die zu-
ſammen ſchlecht waren, ſchreiben, und mehrere
mahl ablaſſen und anfangen muͤſſen. Die Hand
bebet mir vor Kummer und Muͤdigkeit. Jch
will meinen dismahligen Brief nicht durch Erzaͤh-
lung deſſen verlaͤngern, wie er ſich gegen mich
betraͤget, und was zu St. Albans und nachher
zwiſchen uns vorgegangen iſt. Denn alles dieſes
wird in der Fortſetzung meiner Geſchichte vorkom-
men, die Sie ohne Zweifel erwarten werden.
Jch will jetzt nur ſo viel melden, daß er jetzt
ſehr hoͤflich und ehrerbietig, ja ſo gar ſehr folg-
ſahm gegen mich iſt, ob ich gleich uͤber ihn und
uͤber mich ſo misvergnuͤgt bin, daß er meine Guͤ-
tigkeit ſehr wenig wird ruͤhmen koͤnnen. Jch kann
bisweilen meinen Verfuͤhrer kaum vor den Augen
dulden.
Das Haus, in dem ich mich aufhalte, iſt ſehr
unbequem. Jch werde nicht lange hier bleiben;
und deswegen brauche ich Jhnen nicht zu melden,
wie Sie Briefe hieher ſchicken koͤnnen. Wo mein
kuͤnftiger Aufenthalt ſeyn wird weiß ich noch
nicht.
Er weiß, daß ich an Sie ſchreibe, und hat ſich
erboten, meinen Brief durch einen von ſeinen Be-
dienten beſtellen zu laſſen. Allein ich glaubte, daß
ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/47>, abgerufen am 22.12.2024.
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