Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



ob sie gleich sehr höflich und dienstfertig zu seyn schei-
net. Jhre Verwantinnen kamen eben zu mir, mich
zu bewillkommen: es scheinen artige Mädchens zu
seyn. Jch will aber mehr von ihnen und von der
Frauen schreiben, wenn ich mehr sehen werde.

Die Jungfer Sorlings hat einen Onckel zu
Barnet. Diesen fand sie so kranck, daß ich sie
nicht hindern mochte, ihm zur Wartung zu Barnet
zu bleiben, weil sie seinetwegen sehr unruhig war,
und von ihm etwas zu gewarten hat. Jch hätte
zwar gewünscht, daß sie, weil doch ihr Onckle sie
nicht erwartet hatte, mich vorher nach London be-
gleiten, und meine neue Einrichtung sehen möchte.
Herr Lovelace drang noch ernstlicher hierauf, und
erbot sich, sie in ein Paar Tagen zurück zu schicken,
weil doch bey ihres Onckles Kranckheit keine so gar
nahe Gefahr wäre. Als ich aber alles ihrem Gut-
befinden überließ, nachdem ich ihr meine Meinung
gesagt hatte, so gab sie mir nicht die Antwort, dazu
ich mir Hoffnung gemacht hatte. Herr Lovelace
beschenckte sie aber dennoch bey ihrem Abschiede
reichlich.

Sein Edles Betragen macht, daß ich öfters
wünsche, daß er sich beständig gleich seyn möchte.

So bald ich angekommen war, nahm ich von
meiner Stube Besitz. Wenn ich lange hier bleibe,
so will ich mir das Closet wohl zu Nutze machen.

Einer von den Leuten, die er bey sich hatte, ge-
het morgen nach der Forst zurück. Jch bat mir
aus, daß ich mich von ihm entfernen dürfte, weil
ich an Sie schreiben wollte.

Soll



ob ſie gleich ſehr hoͤflich und dienſtfertig zu ſeyn ſchei-
net. Jhre Verwantinnen kamen eben zu mir, mich
zu bewillkommen: es ſcheinen artige Maͤdchens zu
ſeyn. Jch will aber mehr von ihnen und von der
Frauen ſchreiben, wenn ich mehr ſehen werde.

Die Jungfer Sorlings hat einen Onckel zu
Barnet. Dieſen fand ſie ſo kranck, daß ich ſie
nicht hindern mochte, ihm zur Wartung zu Barnet
zu bleiben, weil ſie ſeinetwegen ſehr unruhig war,
und von ihm etwas zu gewarten hat. Jch haͤtte
zwar gewuͤnſcht, daß ſie, weil doch ihr Onckle ſie
nicht erwartet hatte, mich vorher nach London be-
gleiten, und meine neue Einrichtung ſehen moͤchte.
Herr Lovelace drang noch ernſtlicher hierauf, und
erbot ſich, ſie in ein Paar Tagen zuruͤck zu ſchicken,
weil doch bey ihres Onckles Kranckheit keine ſo gar
nahe Gefahr waͤre. Als ich aber alles ihrem Gut-
befinden uͤberließ, nachdem ich ihr meine Meinung
geſagt hatte, ſo gab ſie mir nicht die Antwort, dazu
ich mir Hoffnung gemacht hatte. Herr Lovelace
beſchenckte ſie aber dennoch bey ihrem Abſchiede
reichlich.

Sein Edles Betragen macht, daß ich oͤfters
wuͤnſche, daß er ſich beſtaͤndig gleich ſeyn moͤchte.

So bald ich angekommen war, nahm ich von
meiner Stube Beſitz. Wenn ich lange hier bleibe,
ſo will ich mir das Cloſet wohl zu Nutze machen.

Einer von den Leuten, die er bey ſich hatte, ge-
het morgen nach der Forſt zuruͤck. Jch bat mir
aus, daß ich mich von ihm entfernen duͤrfte, weil
ich an Sie ſchreiben wollte.

Soll
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0457" n="443"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ob &#x017F;ie gleich &#x017F;ehr ho&#x0364;flich und dien&#x017F;tfertig zu &#x017F;eyn &#x017F;chei-<lb/>
net. Jhre Verwantinnen kamen eben zu mir, mich<lb/>
zu bewillkommen: es &#x017F;cheinen artige Ma&#x0364;dchens zu<lb/>
&#x017F;eyn. Jch will aber mehr von ihnen und von der<lb/>
Frauen &#x017F;chreiben, wenn ich mehr &#x017F;ehen werde.</p><lb/>
          <p>Die Jungfer <hi rendition="#fr">Sorlings</hi> hat einen Onckel zu<lb/><hi rendition="#fr">Barnet.</hi> Die&#x017F;en fand &#x017F;ie &#x017F;o kranck, daß ich &#x017F;ie<lb/>
nicht hindern mochte, ihm zur Wartung zu <hi rendition="#fr">Barnet</hi><lb/>
zu bleiben, weil &#x017F;ie &#x017F;einetwegen &#x017F;ehr unruhig war,<lb/>
und von ihm etwas zu gewarten hat. Jch ha&#x0364;tte<lb/>
zwar gewu&#x0364;n&#x017F;cht, daß &#x017F;ie, weil doch ihr Onckle &#x017F;ie<lb/>
nicht erwartet hatte, mich vorher nach <hi rendition="#fr">London</hi> be-<lb/>
gleiten, und meine neue Einrichtung &#x017F;ehen mo&#x0364;chte.<lb/>
Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> drang noch ern&#x017F;tlicher hierauf, und<lb/>
erbot &#x017F;ich, &#x017F;ie in ein Paar Tagen zuru&#x0364;ck zu &#x017F;chicken,<lb/>
weil doch bey ihres Onckles Kranckheit keine &#x017F;o gar<lb/>
nahe Gefahr wa&#x0364;re. Als ich aber alles ihrem Gut-<lb/>
befinden u&#x0364;berließ, nachdem ich ihr meine Meinung<lb/>
ge&#x017F;agt hatte, &#x017F;o gab &#x017F;ie mir nicht die Antwort, dazu<lb/>
ich mir Hoffnung gemacht hatte. Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi><lb/>
be&#x017F;chenckte &#x017F;ie aber dennoch bey ihrem Ab&#x017F;chiede<lb/>
reichlich.</p><lb/>
          <p>Sein Edles Betragen macht, daß ich o&#x0364;fters<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che, daß er &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig gleich &#x017F;eyn mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>So bald ich angekommen war, nahm ich von<lb/>
meiner Stube Be&#x017F;itz. Wenn ich lange hier bleibe,<lb/>
&#x017F;o will ich mir das Clo&#x017F;et wohl zu Nutze machen.</p><lb/>
          <p>Einer von den Leuten, die er bey &#x017F;ich hatte, ge-<lb/>
het morgen nach der For&#x017F;t zuru&#x0364;ck. Jch bat mir<lb/>
aus, daß ich mich von ihm entfernen du&#x0364;rfte, weil<lb/>
ich an Sie &#x017F;chreiben wollte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Soll</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0457] ob ſie gleich ſehr hoͤflich und dienſtfertig zu ſeyn ſchei- net. Jhre Verwantinnen kamen eben zu mir, mich zu bewillkommen: es ſcheinen artige Maͤdchens zu ſeyn. Jch will aber mehr von ihnen und von der Frauen ſchreiben, wenn ich mehr ſehen werde. Die Jungfer Sorlings hat einen Onckel zu Barnet. Dieſen fand ſie ſo kranck, daß ich ſie nicht hindern mochte, ihm zur Wartung zu Barnet zu bleiben, weil ſie ſeinetwegen ſehr unruhig war, und von ihm etwas zu gewarten hat. Jch haͤtte zwar gewuͤnſcht, daß ſie, weil doch ihr Onckle ſie nicht erwartet hatte, mich vorher nach London be- gleiten, und meine neue Einrichtung ſehen moͤchte. Herr Lovelace drang noch ernſtlicher hierauf, und erbot ſich, ſie in ein Paar Tagen zuruͤck zu ſchicken, weil doch bey ihres Onckles Kranckheit keine ſo gar nahe Gefahr waͤre. Als ich aber alles ihrem Gut- befinden uͤberließ, nachdem ich ihr meine Meinung geſagt hatte, ſo gab ſie mir nicht die Antwort, dazu ich mir Hoffnung gemacht hatte. Herr Lovelace beſchenckte ſie aber dennoch bey ihrem Abſchiede reichlich. Sein Edles Betragen macht, daß ich oͤfters wuͤnſche, daß er ſich beſtaͤndig gleich ſeyn moͤchte. So bald ich angekommen war, nahm ich von meiner Stube Beſitz. Wenn ich lange hier bleibe, ſo will ich mir das Cloſet wohl zu Nutze machen. Einer von den Leuten, die er bey ſich hatte, ge- het morgen nach der Forſt zuruͤck. Jch bat mir aus, daß ich mich von ihm entfernen duͤrfte, weil ich an Sie ſchreiben wollte. Soll

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/457
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/457>, abgerufen am 21.11.2024.