Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



nicht so edelmüthig als Sie sonst zu seyn pflegten.
Leben Sie wohl! Jch muß und will Sie ewig lie-
ben. Lieben Sie ewig

Jhre
Anna Howe.


Der sieben und funfzigste Brief
von eben derselbigen, welcher in dem vorigen einge-
schlossen.

Jch habe mich, meinem Versprechen gemäß, er-
kundiget, ob die Jhrigen in der That vor
Jhrer Flucht sich zu einer andern Aufführung gegen
Sie entschlossen haben. Jch nehme alle Nachrich-
ten zusammen, die meine Mutter von Jhrem Onckle
Anton bekommen hat, die mir die Fräulein Lloyd
aus Jhrer Schwester Munde erzählet, und die ich
noch auf eine dritte Art (welche ich nicht melden
will) erfahren habe. Die Sache scheint sich also
zu verhalten.

Nicht eher als zwey oder drey Tage vor Jhrer
Flucht hat man angefangen sich zu bedencken. Jhr
Bruder und Jhre Schwester glaubten zwar nicht,
daß Sie sich würden bewegen lassen: allein sie
wollten dennoch nicht auf hören Sie zu verfolgen,
bis daß sie Sie gezwungen hätten, einen Schritt zu
thun, welchen sie ihren halb klugen Eltern und On-
ckles als eine Todt-Sünde vorstellen könnten.

End-



nicht ſo edelmuͤthig als Sie ſonſt zu ſeyn pflegten.
Leben Sie wohl! Jch muß und will Sie ewig lie-
ben. Lieben Sie ewig

Jhre
Anna Howe.


Der ſieben und funfzigſte Brief
von eben derſelbigen, welcher in dem vorigen einge-
ſchloſſen.

Jch habe mich, meinem Verſprechen gemaͤß, er-
kundiget, ob die Jhrigen in der That vor
Jhrer Flucht ſich zu einer andern Auffuͤhrung gegen
Sie entſchloſſen haben. Jch nehme alle Nachrich-
ten zuſammen, die meine Mutter von Jhrem Onckle
Anton bekommen hat, die mir die Fraͤulein Lloyd
aus Jhrer Schweſter Munde erzaͤhlet, und die ich
noch auf eine dritte Art (welche ich nicht melden
will) erfahren habe. Die Sache ſcheint ſich alſo
zu verhalten.

Nicht eher als zwey oder drey Tage vor Jhrer
Flucht hat man angefangen ſich zu bedencken. Jhr
Bruder und Jhre Schweſter glaubten zwar nicht,
daß Sie ſich wuͤrden bewegen laſſen: allein ſie
wollten dennoch nicht auf hoͤren Sie zu verfolgen,
bis daß ſie Sie gezwungen haͤtten, einen Schritt zu
thun, welchen ſie ihren halb klugen Eltern und On-
ckles als eine Todt-Suͤnde vorſtellen koͤnnten.

End-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0434" n="420"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nicht &#x017F;o edelmu&#x0364;thig als Sie &#x017F;on&#x017F;t zu &#x017F;eyn pflegten.<lb/>
Leben Sie wohl! Jch muß und will Sie ewig lie-<lb/>
ben. Lieben Sie ewig</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhre<lb/><hi rendition="#fr">Anna Howe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;ieben und funfzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von eben der&#x017F;elbigen, welcher in dem vorigen einge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Donner&#x017F;tags den 27. April.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch habe mich, meinem Ver&#x017F;prechen gema&#x0364;ß, er-<lb/>
kundiget, ob die Jhrigen in der That vor<lb/>
Jhrer Flucht &#x017F;ich zu einer andern Auffu&#x0364;hrung gegen<lb/>
Sie ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben. Jch nehme alle Nachrich-<lb/>
ten zu&#x017F;ammen, die meine Mutter von Jhrem Onckle<lb/><hi rendition="#fr">Anton</hi> bekommen hat, die mir die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Lloyd</hi><lb/>
aus Jhrer Schwe&#x017F;ter Munde erza&#x0364;hlet, und die ich<lb/>
noch auf eine dritte Art (welche ich nicht melden<lb/>
will) erfahren habe. Die Sache &#x017F;cheint &#x017F;ich al&#x017F;o<lb/>
zu verhalten.</p><lb/>
          <p>Nicht eher als zwey oder drey Tage vor Jhrer<lb/>
Flucht hat man angefangen &#x017F;ich zu bedencken. Jhr<lb/>
Bruder und Jhre Schwe&#x017F;ter glaubten zwar nicht,<lb/>
daß Sie &#x017F;ich wu&#x0364;rden bewegen la&#x017F;&#x017F;en: allein &#x017F;ie<lb/>
wollten dennoch nicht auf ho&#x0364;ren Sie zu verfolgen,<lb/>
bis daß &#x017F;ie Sie gezwungen ha&#x0364;tten, einen Schritt zu<lb/>
thun, welchen &#x017F;ie ihren halb klugen Eltern und On-<lb/>
ckles als eine Todt-Su&#x0364;nde vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">End-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0434] nicht ſo edelmuͤthig als Sie ſonſt zu ſeyn pflegten. Leben Sie wohl! Jch muß und will Sie ewig lie- ben. Lieben Sie ewig Jhre Anna Howe. Der ſieben und funfzigſte Brief von eben derſelbigen, welcher in dem vorigen einge- ſchloſſen. Donnerſtags den 27. April. Jch habe mich, meinem Verſprechen gemaͤß, er- kundiget, ob die Jhrigen in der That vor Jhrer Flucht ſich zu einer andern Auffuͤhrung gegen Sie entſchloſſen haben. Jch nehme alle Nachrich- ten zuſammen, die meine Mutter von Jhrem Onckle Anton bekommen hat, die mir die Fraͤulein Lloyd aus Jhrer Schweſter Munde erzaͤhlet, und die ich noch auf eine dritte Art (welche ich nicht melden will) erfahren habe. Die Sache ſcheint ſich alſo zu verhalten. Nicht eher als zwey oder drey Tage vor Jhrer Flucht hat man angefangen ſich zu bedencken. Jhr Bruder und Jhre Schweſter glaubten zwar nicht, daß Sie ſich wuͤrden bewegen laſſen: allein ſie wollten dennoch nicht auf hoͤren Sie zu verfolgen, bis daß ſie Sie gezwungen haͤtten, einen Schritt zu thun, welchen ſie ihren halb klugen Eltern und On- ckles als eine Todt-Suͤnde vorſtellen koͤnnten. End-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/434
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/434>, abgerufen am 18.12.2024.