zittert bey Lesung dieses Fluchs, er wünschte, daß Jhr in dieser und in jener Welt durch einen Bösewicht möchtet gestrafet werden, auf dem Jhr euer gottlo- ses Vertrauen gesetzt habt.
Jhr werdet Eure Kleider nicht bekommen. Es scheint, daß Jhr sie deswegen nicht mitgenommen habt, weil Jhr euch versichert hieltet, daß man sie euch auf den ersten Winck nachschicken möchte. Oder vielleicht konntet Jhr auf nichts anders dencken, als wie Jhr Euren Bosewicht sprechen, und euch selbst glücklich aus Eures Vaters Hause bringen woltet. Denn es scheint, daß Jhr alles vergessen habt, was kein Mittel zu Eurer Flucht war. Doch darin habt Jhr recht geurtheilet, daß man Euch würde auf die Spur gekommen seyn, wenn ihr Eure Kleidung hättet in Sicherheit bringen wollen. Eine listige Betriegerin, die keinen Schritt gethan hat, bey dem man die Spur mercken konnte! Listig genug seyd Jhr gewesen, allein bloß Euer Unglück zu befördern, und die gantze Familie zu beschimpfen.
Jst das Eures Kerls Wille, daß Jhr um Eu- re Sachen schreiben müßt? Jch habe es wahrhaf- tig gerathen.
Wer hat je ein liederlicheres Mädchen gesehen? Und das ist die ehemahls so heilige und bis in den Himmel erhobene Clarissa? Clarissa, wie weiter? Harlowe? Ohne Zweifel! So heißt Jhr noch, und so werdet Jhr zu unser aller Schande ewig heissen.
Alle eure Gemählde sind jetzt herunter genom- men; Euer Gemählde in Lebens-Grösse ist aus Eu- ren ehemahligen Visiten-Zimmer weggenommen.
Alle
Dritter Theil. C c
zittert bey Leſung dieſes Fluchs, er wuͤnſchte, daß Jhr in dieſer und in jener Welt durch einen Boͤſewicht moͤchtet geſtrafet werden, auf dem Jhr euer gottlo- ſes Vertrauen geſetzt habt.
Jhr werdet Eure Kleider nicht bekommen. Es ſcheint, daß Jhr ſie deswegen nicht mitgenommen habt, weil Jhr euch verſichert hieltet, daß man ſie euch auf den erſten Winck nachſchicken moͤchte. Oder vielleicht konntet Jhr auf nichts anders dencken, als wie Jhr Euren Boſewicht ſprechen, und euch ſelbſt gluͤcklich aus Eures Vaters Hauſe bringen woltet. Denn es ſcheint, daß Jhr alles vergeſſen habt, was kein Mittel zu Eurer Flucht war. Doch darin habt Jhr recht geurtheilet, daß man Euch wuͤrde auf die Spur gekommen ſeyn, wenn ihr Eure Kleidung haͤttet in Sicherheit bringen wollen. Eine liſtige Betriegerin, die keinen Schritt gethan hat, bey dem man die Spur mercken konnte! Liſtig genug ſeyd Jhr geweſen, allein bloß Euer Ungluͤck zu befoͤrdern, und die gantze Familie zu beſchimpfen.
Jſt das Eures Kerls Wille, daß Jhr um Eu- re Sachen ſchreiben muͤßt? Jch habe es wahrhaf- tig gerathen.
Wer hat je ein liederlicheres Maͤdchen geſehen? Und das iſt die ehemahls ſo heilige und bis in den Himmel erhobene Clariſſa? Clariſſa, wie weiter? Harlowe? Ohne Zweifel! So heißt Jhr noch, und ſo werdet Jhr zu unſer aller Schande ewig heiſſen.
Alle eure Gemaͤhlde ſind jetzt herunter genom- men; Euer Gemaͤhlde in Lebens-Groͤſſe iſt aus Eu- ren ehemahligen Viſiten-Zimmer weggenommen.
Alle
Dritter Theil. C c
<TEI><text><body><divn="1"><div><p><pbfacs="#f0415"n="401"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
zittert bey Leſung dieſes Fluchs, er wuͤnſchte, daß Jhr<lb/>
in dieſer und in jener Welt durch einen Boͤſewicht<lb/>
moͤchtet geſtrafet werden, auf dem Jhr euer gottlo-<lb/>ſes Vertrauen geſetzt habt.</p><lb/><p>Jhr werdet Eure Kleider nicht bekommen. Es<lb/>ſcheint, daß Jhr ſie deswegen nicht mitgenommen<lb/>
habt, weil Jhr euch verſichert hieltet, daß man ſie<lb/>
euch auf den erſten Winck nachſchicken moͤchte. Oder<lb/>
vielleicht konntet Jhr auf nichts anders dencken, als<lb/>
wie Jhr Euren Boſewicht ſprechen, und euch ſelbſt<lb/>
gluͤcklich aus Eures Vaters Hauſe bringen woltet.<lb/>
Denn es ſcheint, daß Jhr alles vergeſſen habt, was<lb/>
kein Mittel zu Eurer Flucht war. Doch darin habt<lb/>
Jhr recht geurtheilet, daß man Euch wuͤrde auf die<lb/>
Spur gekommen ſeyn, wenn ihr Eure Kleidung<lb/>
haͤttet in Sicherheit bringen wollen. Eine liſtige<lb/>
Betriegerin, die keinen Schritt gethan hat, bey dem<lb/>
man die Spur mercken konnte! Liſtig genug ſeyd<lb/>
Jhr geweſen, allein bloß Euer Ungluͤck zu befoͤrdern,<lb/>
und die gantze Familie zu beſchimpfen.</p><lb/><p>Jſt das Eures Kerls Wille, daß Jhr um Eu-<lb/>
re Sachen ſchreiben muͤßt? Jch habe es wahrhaf-<lb/>
tig gerathen.</p><lb/><p>Wer hat je ein liederlicheres Maͤdchen geſehen?<lb/>
Und das iſt die ehemahls ſo heilige und bis in den<lb/>
Himmel erhobene <hirendition="#fr">Clariſſa? Clariſſa,</hi> wie weiter?<lb/><hirendition="#fr">Harlowe?</hi> Ohne Zweifel! So heißt Jhr noch, und<lb/>ſo werdet Jhr zu unſer aller Schande ewig heiſſen.</p><lb/><p>Alle eure Gemaͤhlde ſind jetzt herunter genom-<lb/>
men; Euer Gemaͤhlde in Lebens-Groͤſſe iſt aus Eu-<lb/>
ren ehemahligen Viſiten-Zimmer weggenommen.<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Dritter Theil.</hi> C c</fw><fwplace="bottom"type="catch">Alle</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[401/0415]
zittert bey Leſung dieſes Fluchs, er wuͤnſchte, daß Jhr
in dieſer und in jener Welt durch einen Boͤſewicht
moͤchtet geſtrafet werden, auf dem Jhr euer gottlo-
ſes Vertrauen geſetzt habt.
Jhr werdet Eure Kleider nicht bekommen. Es
ſcheint, daß Jhr ſie deswegen nicht mitgenommen
habt, weil Jhr euch verſichert hieltet, daß man ſie
euch auf den erſten Winck nachſchicken moͤchte. Oder
vielleicht konntet Jhr auf nichts anders dencken, als
wie Jhr Euren Boſewicht ſprechen, und euch ſelbſt
gluͤcklich aus Eures Vaters Hauſe bringen woltet.
Denn es ſcheint, daß Jhr alles vergeſſen habt, was
kein Mittel zu Eurer Flucht war. Doch darin habt
Jhr recht geurtheilet, daß man Euch wuͤrde auf die
Spur gekommen ſeyn, wenn ihr Eure Kleidung
haͤttet in Sicherheit bringen wollen. Eine liſtige
Betriegerin, die keinen Schritt gethan hat, bey dem
man die Spur mercken konnte! Liſtig genug ſeyd
Jhr geweſen, allein bloß Euer Ungluͤck zu befoͤrdern,
und die gantze Familie zu beſchimpfen.
Jſt das Eures Kerls Wille, daß Jhr um Eu-
re Sachen ſchreiben muͤßt? Jch habe es wahrhaf-
tig gerathen.
Wer hat je ein liederlicheres Maͤdchen geſehen?
Und das iſt die ehemahls ſo heilige und bis in den
Himmel erhobene Clariſſa? Clariſſa, wie weiter?
Harlowe? Ohne Zweifel! So heißt Jhr noch, und
ſo werdet Jhr zu unſer aller Schande ewig heiſſen.
Alle eure Gemaͤhlde ſind jetzt herunter genom-
men; Euer Gemaͤhlde in Lebens-Groͤſſe iſt aus Eu-
ren ehemahligen Viſiten-Zimmer weggenommen.
Alle
Dritter Theil. C c
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/415>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.