ner Anklage wider mich. Warum gab mir aber Frau Hervey dieses auf eine so sehr dunckle Art zu verstehen? Jch erinnere mich nun wohl, wor- auf sie zielet. Vielleicht hätte sie sich deutlicher er- kläret, wenn ich meinen Vorsatz gemäß von der Unterredung zurück gekommen wäre. Oder listige Lovelace! Jch muß es aber nochmahls sagen: ich habe die meiste Schuld an meinem Unglück, weil ich ihm mein unrechtmäßiges Versprechen gehal- ten habe.
Die unnützen Beschuldigungen anderer sollen weit von mir verbannet seyn. Desto weiter sollen sie verbannet seyn, weil sie unnütz sind. Das ein- tzige womit ich mich trösten und entschuldigen kann, ist meine Absicht, die gewiß nicht fehlerhaft gewesen ist. Weil es jetzt zu spät ist, das zu überlegen, was ich ehemahls hätte thun sollen, so will ich allen Muth sammlen, und mit so unerschrockenen Hertzen als es mir möglich ist, erdulden, daß die erzürnte Vorsicht ihre Pfeile, denen ich nicht entge- hen kann, auf mich schiesset. Es mag über mich auf das schlimmeste verhänget werden, so will ich suchen, mich dabey unbefleckt zu bewahren, und [unleserliches Material - Zeichen fehlt] zu meiner Besserung anzuwenden.
Helfen Sie mir diesen Seegen nicht allein aus Liebe gegen mich sondern auch um Jhrer eigenen Ehre willen erbitten. Denn sonst könnte leicht das Versehen Jhrer Freundin in den Augen der tadel- süchtigen Welt unsere gantze Freundschaft schwartz machen: unsere Freundschaft, sage ich, die nicht
leiblich
ner Anklage wider mich. Warum gab mir aber Frau Hervey dieſes auf eine ſo ſehr dunckle Art zu verſtehen? Jch erinnere mich nun wohl, wor- auf ſie zielet. Vielleicht haͤtte ſie ſich deutlicher er- klaͤret, wenn ich meinen Vorſatz gemaͤß von der Unterredung zuruͤck gekommen waͤre. Oder liſtige Lovelace! Jch muß es aber nochmahls ſagen: ich habe die meiſte Schuld an meinem Ungluͤck, weil ich ihm mein unrechtmaͤßiges Verſprechen gehal- ten habe.
Die unnuͤtzen Beſchuldigungen anderer ſollen weit von mir verbannet ſeyn. Deſto weiter ſollen ſie verbannet ſeyn, weil ſie unnuͤtz ſind. Das ein- tzige womit ich mich troͤſten und entſchuldigen kann, iſt meine Abſicht, die gewiß nicht fehlerhaft geweſen iſt. Weil es jetzt zu ſpaͤt iſt, das zu uͤberlegen, was ich ehemahls haͤtte thun ſollen, ſo will ich allen Muth ſammlen, und mit ſo unerſchrockenen Hertzen als es mir moͤglich iſt, erdulden, daß die erzuͤrnte Vorſicht ihre Pfeile, denen ich nicht entge- hen kann, auf mich ſchieſſet. Es mag uͤber mich auf das ſchlimmeſte verhaͤnget werden, ſo will ich ſuchen, mich dabey unbefleckt zu bewahren, und [unleserliches Material – Zeichen fehlt] zu meiner Beſſerung anzuwenden.
Helfen Sie mir dieſen Seegen nicht allein aus Liebe gegen mich ſondern auch um Jhrer eigenen Ehre willen erbitten. Denn ſonſt koͤnnte leicht das Verſehen Jhrer Freundin in den Augen der tadel- ſuͤchtigen Welt unſere gantze Freundſchaft ſchwartz machen: unſere Freundſchaft, ſage ich, die nicht
leiblich
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ner Anklage wider mich. Warum gab mir aber
Frau Hervey dieſes auf eine ſo ſehr dunckle Art
zu verſtehen? Jch erinnere mich nun wohl, wor-
auf ſie zielet. Vielleicht haͤtte ſie ſich deutlicher er-
klaͤret, wenn ich meinen Vorſatz gemaͤß von der
Unterredung zuruͤck gekommen waͤre. Oder liſtige
Lovelace! Jch muß es aber nochmahls ſagen: ich
habe die meiſte Schuld an meinem Ungluͤck, weil
ich ihm mein unrechtmaͤßiges Verſprechen gehal-
ten habe.
Die unnuͤtzen Beſchuldigungen anderer ſollen
weit von mir verbannet ſeyn. Deſto weiter ſollen
ſie verbannet ſeyn, weil ſie unnuͤtz ſind. Das ein-
tzige womit ich mich troͤſten und entſchuldigen kann,
iſt meine Abſicht, die gewiß nicht fehlerhaft geweſen
iſt. Weil es jetzt zu ſpaͤt iſt, das zu uͤberlegen,
was ich ehemahls haͤtte thun ſollen, ſo will ich
allen Muth ſammlen, und mit ſo unerſchrockenen
Hertzen als es mir moͤglich iſt, erdulden, daß die
erzuͤrnte Vorſicht ihre Pfeile, denen ich nicht entge-
hen kann, auf mich ſchieſſet. Es mag uͤber mich
auf das ſchlimmeſte verhaͤnget werden, ſo will ich
ſuchen, mich dabey unbefleckt zu bewahren, und _
zu meiner Beſſerung anzuwenden.
Helfen Sie mir dieſen Seegen nicht allein aus
Liebe gegen mich ſondern auch um Jhrer eigenen
Ehre willen erbitten. Denn ſonſt koͤnnte leicht das
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/411>, abgerufen am 27.11.2024.
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