Soll dieses bewunderns-würdige Frauenzimmer deswegen unglücklich seyn, weil es deine Besserung wünschet und befördert, und weil es Proben davon fodert, ehe es sich an dich verschencken will?
Jch wünsche dir, daß du alles wohl überlegest, ehe du auf dem Wege, den du erfunden hast, einen Schritt weiter gehest. Bis auf diese Stunde ist noch nichts versehen: wenn die Fräulein einen Arg- wohn gegen dich hat, so kann sie ihn doch auf keinen Beweiß gründen. Sey ehrlich gegen sie, und zwar in dem Verstande, in dem sie das Wort nimt. Keiner von der Brüderschaft wird dich darüber aus- lachen: und wenn sie auch darüber lachten, daß du in einen Stand tritst, über den du und wir so oft gespottet haben, so hast du doch den Vortheil, daß es dir ohnmöglich ist, dich zu schämen.
Jch wollte meinen Brief nicht zusiegeln, bis daß es Post-Tag wäre. Es findet sich aber ein Schrei- ben in Osgoods Hause an die Fräulein. Es ist mir vor zwey Stunden zugeschickt und hat ein Har- lowisches Siegel. Weil es vielleicht von Wich- tigkeit seyn kann, so übersende es nebst den meinigen durch meinen Bedienten, der Courier-Baß reiten soll. *) Jch hoffe du wirst bald in London seyn, allein ohne die Fräulein. Lebe wohl.
Sey ehrlich und sey glücklich.
Sonnabends den 22ten Aprill.
J. Belford.
Der
*) Dieses war der drey und funfzigste Brief von ih- rer Schwester Arabella.
Soll dieſes bewunderns-wuͤrdige Frauenzimmer deswegen ungluͤcklich ſeyn, weil es deine Beſſerung wuͤnſchet und befoͤrdert, und weil es Proben davon fodert, ehe es ſich an dich verſchencken will?
Jch wuͤnſche dir, daß du alles wohl uͤberlegeſt, ehe du auf dem Wege, den du erfunden haſt, einen Schritt weiter geheſt. Bis auf dieſe Stunde iſt noch nichts verſehen: wenn die Fraͤulein einen Arg- wohn gegen dich hat, ſo kann ſie ihn doch auf keinen Beweiß gruͤnden. Sey ehrlich gegen ſie, und zwar in dem Verſtande, in dem ſie das Wort nimt. Keiner von der Bruͤderſchaft wird dich daruͤber aus- lachen: und wenn ſie auch daruͤber lachten, daß du in einen Stand tritſt, uͤber den du und wir ſo oft geſpottet haben, ſo haſt du doch den Vortheil, daß es dir ohnmoͤglich iſt, dich zu ſchaͤmen.
Jch wollte meinen Brief nicht zuſiegeln, bis daß es Poſt-Tag waͤre. Es findet ſich aber ein Schrei- ben in Osgoods Hauſe an die Fraͤulein. Es iſt mir vor zwey Stunden zugeſchickt und hat ein Har- lowiſches Siegel. Weil es vielleicht von Wich- tigkeit ſeyn kann, ſo uͤberſende es nebſt den meinigen durch meinen Bedienten, der Courier-Baß reiten ſoll. *) Jch hoffe du wirſt bald in London ſeyn, allein ohne die Fraͤulein. Lebe wohl.
Sey ehrlich und ſey gluͤcklich.
Sonnabends den 22ten Aprill.
J. Belford.
Der
*) Dieſes war der drey und funfzigſte Brief von ih- rer Schweſter Arabella.
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Soll dieſes bewunderns-wuͤrdige Frauenzimmer
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wuͤnſchet und befoͤrdert, und weil es Proben davon
fodert, ehe es ſich an dich verſchencken will?
Jch wuͤnſche dir, daß du alles wohl uͤberlegeſt,
ehe du auf dem Wege, den du erfunden haſt, einen
Schritt weiter geheſt. Bis auf dieſe Stunde iſt
noch nichts verſehen: wenn die Fraͤulein einen Arg-
wohn gegen dich hat, ſo kann ſie ihn doch auf keinen
Beweiß gruͤnden. Sey ehrlich gegen ſie, und
zwar in dem Verſtande, in dem ſie das Wort nimt.
Keiner von der Bruͤderſchaft wird dich daruͤber aus-
lachen: und wenn ſie auch daruͤber lachten, daß du
in einen Stand tritſt, uͤber den du und wir ſo oft
geſpottet haben, ſo haſt du doch den Vortheil, daß
es dir ohnmoͤglich iſt, dich zu ſchaͤmen.
Jch wollte meinen Brief nicht zuſiegeln, bis daß
es Poſt-Tag waͤre. Es findet ſich aber ein Schrei-
ben in Osgoods Hauſe an die Fraͤulein. Es iſt
mir vor zwey Stunden zugeſchickt und hat ein Har-
lowiſches Siegel. Weil es vielleicht von Wich-
tigkeit ſeyn kann, ſo uͤberſende es nebſt den meinigen
durch meinen Bedienten, der Courier-Baß reiten
ſoll. *) Jch hoffe du wirſt bald in London ſeyn,
allein ohne die Fraͤulein. Lebe wohl.
Sey ehrlich und ſey gluͤcklich.
Sonnabends den 22ten Aprill.
J. Belford.
Der
*) Dieſes war der drey und funfzigſte Brief von ih-
rer Schweſter Arabella.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/396>, abgerufen am 21.11.2024.
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