Jch kenne das Vergnügen, das ein tugendhaftes Gemüth bey Bezeugung seines Misfallens an dem Laster empfindet. Wenn aber dieses nicht zu rech- ter Zeit geschiehet, und der Bestrafte nicht dadurch gebessert wird, so wird es ihn entweder verhärten oder zum Heuchler machen. Auf eine oder auf die an- dere Weise wird er dadurch verschlimmert werden.
Es gefällt mir wohl, daß er aus Jhres Bru- ders hochweisen Anschlage nicht viel macht. Der arme Tropf, der Jäckel Harlowe, will selbst sein Senf-Korn von Gehirn zur Schelmerey anwenden, und schimpft doch auf Lovelacen, daß der sein Mit-Schelm ist. Ein kluger Schelm verdient einmahl und ohne viele Umstände gehangen zu werden: allein ein halb-kluger Betrüger muß erst gerädert und denn auf das Rad geflochten werden. Lovelace hat Jhren Bruder in wenigen Worten nach der Wahrheit geschildert.
Seyn Sie immerhin ungehalten auf mich, ich muß dennoch sagen was ich dencke. Nachdem der armseelige Mensch, den einige für Jhren Bruder ausgeben, so glücklich gewesen ist, Sie aus Jhres Vaters Hause zu treiben, und weiter nichts zu be- fürchten hat, als daß Sie ein eigenes Haus bekom- men möchten: so trauet er sich alles in der Welt zu, und will sich mit Lovelacen auf dessen eigene Waffen einlassen.
Erinnern Sie sich nicht, wie er mit seiner Weis- heit prahlete? und was für Reden Jhnen Jhre Frau Base und die abgeschmackte Elisabeth Barnes von ihm erzählete.
Zu
A a 3
Jch kenne das Vergnuͤgen, das ein tugendhaftes Gemuͤth bey Bezeugung ſeines Misfallens an dem Laſter empfindet. Wenn aber dieſes nicht zu rech- ter Zeit geſchiehet, und der Beſtrafte nicht dadurch gebeſſert wird, ſo wird es ihn entweder verhaͤrten oder zum Heuchler machen. Auf eine oder auf die an- dere Weiſe wird er dadurch verſchlimmert werden.
Es gefaͤllt mir wohl, daß er aus Jhres Bru- ders hochweiſen Anſchlage nicht viel macht. Der arme Tropf, der Jaͤckel Harlowe, will ſelbſt ſein Senf-Korn von Gehirn zur Schelmerey anwenden, und ſchimpft doch auf Lovelacen, daß der ſein Mit-Schelm iſt. Ein kluger Schelm verdient einmahl und ohne viele Umſtaͤnde gehangen zu werden: allein ein halb-kluger Betruͤger muß erſt geraͤdert und denn auf das Rad geflochten werden. Lovelace hat Jhren Bruder in wenigen Worten nach der Wahrheit geſchildert.
Seyn Sie immerhin ungehalten auf mich, ich muß dennoch ſagen was ich dencke. Nachdem der armſeelige Menſch, den einige fuͤr Jhren Bruder ausgeben, ſo gluͤcklich geweſen iſt, Sie aus Jhres Vaters Hauſe zu treiben, und weiter nichts zu be- fuͤrchten hat, als daß Sie ein eigenes Haus bekom- men moͤchten: ſo trauet er ſich alles in der Welt zu, und will ſich mit Lovelacen auf deſſen eigene Waffen einlaſſen.
Erinnern Sie ſich nicht, wie er mit ſeiner Weis- heit prahlete? und was fuͤr Reden Jhnen Jhre Frau Baſe und die abgeſchmackte Eliſabeth Barnes von ihm erzaͤhlete.
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Jch kenne das Vergnuͤgen, das ein tugendhaftes
Gemuͤth bey Bezeugung ſeines Misfallens an dem
Laſter empfindet. Wenn aber dieſes nicht zu rech-
ter Zeit geſchiehet, und der Beſtrafte nicht dadurch
gebeſſert wird, ſo wird es ihn entweder verhaͤrten
oder zum Heuchler machen. Auf eine oder auf die an-
dere Weiſe wird er dadurch verſchlimmert werden.
Es gefaͤllt mir wohl, daß er aus Jhres Bru-
ders hochweiſen Anſchlage nicht viel macht. Der
arme Tropf, der Jaͤckel Harlowe, will ſelbſt ſein
Senf-Korn von Gehirn zur Schelmerey anwenden,
und ſchimpft doch auf Lovelacen, daß der ſein
Mit-Schelm iſt. Ein kluger Schelm verdient
einmahl und ohne viele Umſtaͤnde gehangen zu
werden: allein ein halb-kluger Betruͤger muß erſt
geraͤdert und denn auf das Rad geflochten werden.
Lovelace hat Jhren Bruder in wenigen Worten
nach der Wahrheit geſchildert.
Seyn Sie immerhin ungehalten auf mich, ich
muß dennoch ſagen was ich dencke. Nachdem der
armſeelige Menſch, den einige fuͤr Jhren Bruder
ausgeben, ſo gluͤcklich geweſen iſt, Sie aus Jhres
Vaters Hauſe zu treiben, und weiter nichts zu be-
fuͤrchten hat, als daß Sie ein eigenes Haus bekom-
men moͤchten: ſo trauet er ſich alles in der Welt
zu, und will ſich mit Lovelacen auf deſſen eigene
Waffen einlaſſen.
Erinnern Sie ſich nicht, wie er mit ſeiner Weis-
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Frau Baſe und die abgeſchmackte Eliſabeth
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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