Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



"lösen würden, und daß man so gar erfahren könn-
"te, wenn ich nicht zu Hause wäre, damit der gan-
"tze Vorschlag mit mehrerer Sicherheit bewerckstel-
"liget werden könnte. Jhr könnt ihnen auch er-
"zählen, (allein auf die Art, als hättet ihr es von
"meinem Diener gehört) daß wir in einer unbe-
"quemen Miethe wären, und nächstens an einen
"bequemern Ort ziehen würden, (alles dieses ist
"die Wahrheit) und daß ich daher mich oft von
"ihr entfernen müsse.

"Wenn euer Vorschlag Gehör findet, so seyd
"noch einmahl so verliebt in Elisabeth, und sucht
"euch dadurch ein Zutrauen bey ihr zu erwerben,
"daß ihr von diesem Geheimniß mit ihr redet,
"Elisabeth wird es der Fräulein Arabellen er-
"zählen. Arabelle wird vor Rachgier gegen mich
"und vor Freude ausser sich kommen, und ihrem
"Onckle Anton Nachricht davon geben, wenn es
"ihr Bruder nicht thut. Er wird es der Frau
"Howe als ein Geheimniß in das Ohr sagen:
"Diese muß alle ihre Geheimnisse ihrer Tochter
"wieder erzählen, ob sie sich gleich immer mit ihr
"zancket: die Fräulein Howe wird es gantz
"gewiß meiner lieben Fräulein schreiben. Sollte
"es aber nicht auf diese Weise wieder herum kom-
"men, so könnt ihr es mir als ein Geheimniß schrei-
"ben um Unglück zu verhüten, als welches eure und
"meine Absicht ist. Denn kann ich den Brief
"meiner Geliebten zeigen, und mir dadurch mehr
"Zutrauen bey ihr erwerben. Wenn sie mich da-
"mit beehrt, so will ich glauben, daß sie mich lieb
"hat, daran ich jetzt noch zweifele. Sie wird

"nicht



„loͤſen wuͤrden, und daß man ſo gar erfahren koͤnn-
„te, wenn ich nicht zu Hauſe waͤre, damit der gan-
„tze Vorſchlag mit mehrerer Sicherheit bewerckſtel-
„liget werden koͤnnte. Jhr koͤnnt ihnen auch er-
„zaͤhlen, (allein auf die Art, als haͤttet ihr es von
„meinem Diener gehoͤrt) daß wir in einer unbe-
„quemen Miethe waͤren, und naͤchſtens an einen
„bequemern Ort ziehen wuͤrden, (alles dieſes iſt
„die Wahrheit) und daß ich daher mich oft von
„ihr entfernen muͤſſe.

„Wenn euer Vorſchlag Gehoͤr findet, ſo ſeyd
„noch einmahl ſo verliebt in Eliſabeth, und ſucht
„euch dadurch ein Zutrauen bey ihr zu erwerben,
„daß ihr von dieſem Geheimniß mit ihr redet,
Eliſabeth wird es der Fraͤulein Arabellen er-
„zaͤhlen. Arabelle wird vor Rachgier gegen mich
„und vor Freude auſſer ſich kommen, und ihrem
„Onckle Anton Nachricht davon geben, wenn es
„ihr Bruder nicht thut. Er wird es der Frau
Howe als ein Geheimniß in das Ohr ſagen:
„Dieſe muß alle ihre Geheimniſſe ihrer Tochter
„wieder erzaͤhlen, ob ſie ſich gleich immer mit ihr
„zancket: die Fraͤulein Howe wird es gantz
„gewiß meiner lieben Fraͤulein ſchreiben. Sollte
„es aber nicht auf dieſe Weiſe wieder herum kom-
„men, ſo koͤnnt ihr es mir als ein Geheimniß ſchrei-
„ben um Ungluͤck zu verhuͤten, als welches eure und
„meine Abſicht iſt. Denn kann ich den Brief
„meiner Geliebten zeigen, und mir dadurch mehr
„Zutrauen bey ihr erwerben. Wenn ſie mich da-
„mit beehrt, ſo will ich glauben, daß ſie mich lieb
„hat, daran ich jetzt noch zweifele. Sie wird

„nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0377" n="363"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;lo&#x0364;&#x017F;en wu&#x0364;rden, und daß man &#x017F;o gar erfahren ko&#x0364;nn-<lb/>
&#x201E;te, wenn ich nicht zu Hau&#x017F;e wa&#x0364;re, damit der gan-<lb/>
&#x201E;tze Vor&#x017F;chlag mit mehrerer Sicherheit bewerck&#x017F;tel-<lb/>
&#x201E;liget werden ko&#x0364;nnte. Jhr ko&#x0364;nnt ihnen auch er-<lb/>
&#x201E;za&#x0364;hlen, (allein auf die Art, als ha&#x0364;ttet ihr es von<lb/>
&#x201E;meinem Diener geho&#x0364;rt) daß wir in einer unbe-<lb/>
&#x201E;quemen Miethe wa&#x0364;ren, und na&#x0364;ch&#x017F;tens an einen<lb/>
&#x201E;bequemern Ort ziehen wu&#x0364;rden, (alles die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;die Wahrheit) und daß ich daher mich oft von<lb/>
&#x201E;ihr entfernen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wenn euer Vor&#x017F;chlag Geho&#x0364;r findet, &#x017F;o &#x017F;eyd<lb/>
&#x201E;noch einmahl &#x017F;o verliebt in <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth,</hi> und &#x017F;ucht<lb/>
&#x201E;euch dadurch ein Zutrauen bey ihr zu erwerben,<lb/>
&#x201E;daß ihr von die&#x017F;em Geheimniß mit ihr redet,<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> wird es der Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Arabellen</hi> er-<lb/>
&#x201E;za&#x0364;hlen. <hi rendition="#fr">Arabelle</hi> wird vor Rachgier gegen mich<lb/>
&#x201E;und vor Freude au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich kommen, und ihrem<lb/>
&#x201E;Onckle <hi rendition="#fr">Anton</hi> Nachricht davon geben, wenn es<lb/>
&#x201E;ihr Bruder nicht thut. Er wird es der Frau<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Howe</hi> als ein Geheimniß in das Ohr &#x017F;agen:<lb/>
&#x201E;Die&#x017F;e muß alle ihre Geheimni&#x017F;&#x017F;e ihrer Tochter<lb/>
&#x201E;wieder erza&#x0364;hlen, ob &#x017F;ie &#x017F;ich gleich immer mit ihr<lb/>
&#x201E;zancket: die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> wird es gantz<lb/>
&#x201E;gewiß meiner lieben Fra&#x0364;ulein &#x017F;chreiben. Sollte<lb/>
&#x201E;es aber nicht auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e wieder herum kom-<lb/>
&#x201E;men, &#x017F;o ko&#x0364;nnt ihr es mir als ein Geheimniß &#x017F;chrei-<lb/>
&#x201E;ben um Unglu&#x0364;ck zu verhu&#x0364;ten, als welches eure und<lb/>
&#x201E;meine Ab&#x017F;icht i&#x017F;t. Denn kann ich den Brief<lb/>
&#x201E;meiner Geliebten zeigen, und mir dadurch mehr<lb/>
&#x201E;Zutrauen bey ihr erwerben. Wenn &#x017F;ie mich da-<lb/>
&#x201E;mit beehrt, &#x017F;o will ich glauben, daß &#x017F;ie mich lieb<lb/>
&#x201E;hat, daran ich jetzt noch zweifele. Sie wird<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0377] „loͤſen wuͤrden, und daß man ſo gar erfahren koͤnn- „te, wenn ich nicht zu Hauſe waͤre, damit der gan- „tze Vorſchlag mit mehrerer Sicherheit bewerckſtel- „liget werden koͤnnte. Jhr koͤnnt ihnen auch er- „zaͤhlen, (allein auf die Art, als haͤttet ihr es von „meinem Diener gehoͤrt) daß wir in einer unbe- „quemen Miethe waͤren, und naͤchſtens an einen „bequemern Ort ziehen wuͤrden, (alles dieſes iſt „die Wahrheit) und daß ich daher mich oft von „ihr entfernen muͤſſe. „Wenn euer Vorſchlag Gehoͤr findet, ſo ſeyd „noch einmahl ſo verliebt in Eliſabeth, und ſucht „euch dadurch ein Zutrauen bey ihr zu erwerben, „daß ihr von dieſem Geheimniß mit ihr redet, „Eliſabeth wird es der Fraͤulein Arabellen er- „zaͤhlen. Arabelle wird vor Rachgier gegen mich „und vor Freude auſſer ſich kommen, und ihrem „Onckle Anton Nachricht davon geben, wenn es „ihr Bruder nicht thut. Er wird es der Frau „Howe als ein Geheimniß in das Ohr ſagen: „Dieſe muß alle ihre Geheimniſſe ihrer Tochter „wieder erzaͤhlen, ob ſie ſich gleich immer mit ihr „zancket: die Fraͤulein Howe wird es gantz „gewiß meiner lieben Fraͤulein ſchreiben. Sollte „es aber nicht auf dieſe Weiſe wieder herum kom- „men, ſo koͤnnt ihr es mir als ein Geheimniß ſchrei- „ben um Ungluͤck zu verhuͤten, als welches eure und „meine Abſicht iſt. Denn kann ich den Brief „meiner Geliebten zeigen, und mir dadurch mehr „Zutrauen bey ihr erwerben. Wenn ſie mich da- „mit beehrt, ſo will ich glauben, daß ſie mich lieb „hat, daran ich jetzt noch zweifele. Sie wird „nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/377
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/377>, abgerufen am 29.11.2024.