bey ihr angeschrieben ist, ob sie gleich eine eben so grosse Anbeterin von Jhnen bleibt, als sie sonst gewe- sen ist. Die Fräulein Lloyd erzählte es mir, aus Beysorge, daß Unglück daraus entstehen könnte, und bat mich, Jhnen insgeheim Nachricht davon zu ge- ben. Sonsten würde weder sie noch ich uns die Au- gen ausweinen, wenn Lovelace mit guter Manier an den Galgen käme: falls nehmlich Sie nichts da- gegen einzuwenden haben. Wir können aber nicht ansehen, daß ein so unvergleichliches Gemüth gleich- sam der Ball solcher Hände werden soll; oder daß Sie gar aufgefangen und der Barmhertzigkeit der unbarmhertzigsten Leute Preis gegeben werden sollen.
Wenn Sie so viel über Herr Lovelacen zu sa- gen haben, daß er in Schrancken bleibt, so wünschte ich, daß Sie ihm, ohne die Fräulein Lloyd zu nen- nen, einige Nachricht geben möchten. Vielleicht erfährt er es auch durch seinen gottlosen Spion. Jch überlasse aber alles Jhrem eigenen Gutbefinden. Jch befürchte nur, daß dieser tollkühne Anschlag Jh- res Bruders Sie noch mehr in Lovelaces Gewalt liefert. Da meine Nachricht Sie aber überzeuget, daß keine Hoffnung zur Versöhnung übrig ist, so wünschte ich, Sie verheyrathet zu sehen, es mag je- nes Verbrechen seyn was es will, Mord und Noth- zucht ausgenommen.
Jhre Hannichen ist sehr danckbar für Jhre Gü- tigkeit gewesen, und hat Jhnen tausendfachen See- gen gewünscht. Sie hat nun auch Herrn Lovela- ces Geschenck bekommen.
Jch
bey ihr angeſchrieben iſt, ob ſie gleich eine eben ſo groſſe Anbeterin von Jhnen bleibt, als ſie ſonſt gewe- ſen iſt. Die Fraͤulein Lloyd erzaͤhlte es mir, aus Beyſorge, daß Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnte, und bat mich, Jhnen insgeheim Nachricht davon zu ge- ben. Sonſten wuͤrde weder ſie noch ich uns die Au- gen ausweinen, wenn Lovelace mit guter Manier an den Galgen kaͤme: falls nehmlich Sie nichts da- gegen einzuwenden haben. Wir koͤnnen aber nicht anſehen, daß ein ſo unvergleichliches Gemuͤth gleich- ſam der Ball ſolcher Haͤnde werden ſoll; oder daß Sie gar aufgefangen und der Barmhertzigkeit der unbarmhertzigſten Leute Preis gegeben werden ſollen.
Wenn Sie ſo viel uͤber Herr Lovelacen zu ſa- gen haben, daß er in Schrancken bleibt, ſo wuͤnſchte ich, daß Sie ihm, ohne die Fraͤulein Lloyd zu nen- nen, einige Nachricht geben moͤchten. Vielleicht erfaͤhrt er es auch durch ſeinen gottloſen Spion. Jch uͤberlaſſe aber alles Jhrem eigenen Gutbefinden. Jch befuͤrchte nur, daß dieſer tollkuͤhne Anſchlag Jh- res Bruders Sie noch mehr in Lovelaces Gewalt liefert. Da meine Nachricht Sie aber uͤberzeuget, daß keine Hoffnung zur Verſoͤhnung uͤbrig iſt, ſo wuͤnſchte ich, Sie verheyrathet zu ſehen, es mag je- nes Verbrechen ſeyn was es will, Mord und Noth- zucht ausgenommen.
Jhre Hannichen iſt ſehr danckbar fuͤr Jhre Guͤ- tigkeit geweſen, und hat Jhnen tauſendfachen See- gen gewuͤnſcht. Sie hat nun auch Herrn Lovela- ces Geſchenck bekommen.
Jch
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bey ihr angeſchrieben iſt, ob ſie gleich eine eben ſo
groſſe Anbeterin von Jhnen bleibt, als ſie ſonſt gewe-
ſen iſt. Die Fraͤulein Lloyd erzaͤhlte es mir, aus
Beyſorge, daß Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnte, und
bat mich, Jhnen insgeheim Nachricht davon zu ge-
ben. Sonſten wuͤrde weder ſie noch ich uns die Au-
gen ausweinen, wenn Lovelace mit guter Manier
an den Galgen kaͤme: falls nehmlich Sie nichts da-
gegen einzuwenden haben. Wir koͤnnen aber nicht
anſehen, daß ein ſo unvergleichliches Gemuͤth gleich-
ſam der Ball ſolcher Haͤnde werden ſoll; oder daß
Sie gar aufgefangen und der Barmhertzigkeit der
unbarmhertzigſten Leute Preis gegeben werden
ſollen.
Wenn Sie ſo viel uͤber Herr Lovelacen zu ſa-
gen haben, daß er in Schrancken bleibt, ſo wuͤnſchte
ich, daß Sie ihm, ohne die Fraͤulein Lloyd zu nen-
nen, einige Nachricht geben moͤchten. Vielleicht
erfaͤhrt er es auch durch ſeinen gottloſen Spion. Jch
uͤberlaſſe aber alles Jhrem eigenen Gutbefinden.
Jch befuͤrchte nur, daß dieſer tollkuͤhne Anſchlag Jh-
res Bruders Sie noch mehr in Lovelaces Gewalt
liefert. Da meine Nachricht Sie aber uͤberzeuget,
daß keine Hoffnung zur Verſoͤhnung uͤbrig iſt, ſo
wuͤnſchte ich, Sie verheyrathet zu ſehen, es mag je-
nes Verbrechen ſeyn was es will, Mord und Noth-
zucht ausgenommen.
Jhre Hannichen iſt ſehr danckbar fuͤr Jhre Guͤ-
tigkeit geweſen, und hat Jhnen tauſendfachen See-
gen gewuͤnſcht. Sie hat nun auch Herrn Lovela-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/316>, abgerufen am 21.11.2024.
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