Mühe gegeben haben, die Frau Howe gegen mich einzunehmen, als ich hörte, daß er gethan hätte.
Er fragte mich: da ich nicht zu der Lady Elisa- beth reisen wollte, ob ich dennoch einen Besuch von der Fräulein Montague annehmen, oder es genehm halten wollte, wenn sie mir ihr Cammer- Mädchen überließe?
Jch sagte: dieser Vorschlag wäre mir angenehm. Jch wollte nur erst erwarten, ob mir meine Freunde meine Kleidung schicken würden, damit ich nicht gar zu liederlich aussehen möchte.
Wenn es mir beliebig wäre so wollte er noch- mahls nach Windsor reisen, und sich erkundigen, ob ich bey einem der Dom-Herren, oder in einem an- dern feinen Hause eine anständige Miethe bekom- men könnte.
Jch fragte: ob seine Einwendungen, die er gegen Windsor gemacht hätte, nicht eben so starck wären, als vorhin? Ob nicht noch eben so viele Fremde da- hin zu kommen pflegten?
Jch erinnerte mich, daß sie in einem Jhrer vo- rigen Briefe London als den bequemsten Ort, sich verborgen zu halten, vorgeschlagen haben. Jch antwortete deswegen: weil er so viel Einwendun- gen dagegen machte, mich hier allein zu lassen, daß ich zum voraus sähe, es würde nie etwas daraus werden; und mir verspräche, mich zu verlassen, so- bald ich an irgend einem andern Orte wäre; und sich seine Gegenwart gar nicht für mich schickte: so hätte ich Lust, nach London zu reißen, wenn ich je- mand in der Stadt kennete.
Weil
R 4
Muͤhe gegeben haben, die Frau Howe gegen mich einzunehmen, als ich hoͤrte, daß er gethan haͤtte.
Er fragte mich: da ich nicht zu der Lady Eliſa- beth reiſen wollte, ob ich dennoch einen Beſuch von der Fraͤulein Montague annehmen, oder es genehm halten wollte, wenn ſie mir ihr Cammer- Maͤdchen uͤberließe?
Jch ſagte: dieſer Vorſchlag waͤre mir angenehm. Jch wollte nur erſt erwarten, ob mir meine Freunde meine Kleidung ſchicken wuͤrden, damit ich nicht gar zu liederlich ausſehen moͤchte.
Wenn es mir beliebig waͤre ſo wollte er noch- mahls nach Windſor reiſen, und ſich erkundigen, ob ich bey einem der Dom-Herren, oder in einem an- dern feinen Hauſe eine anſtaͤndige Miethe bekom- men koͤnnte.
Jch fragte: ob ſeine Einwendungen, die er gegen Windſor gemacht haͤtte, nicht eben ſo ſtarck waͤren, als vorhin? Ob nicht noch eben ſo viele Fremde da- hin zu kommen pflegten?
Jch erinnerte mich, daß ſie in einem Jhrer vo- rigen Briefe London als den bequemſten Ort, ſich verborgen zu halten, vorgeſchlagen haben. Jch antwortete deswegen: weil er ſo viel Einwendun- gen dagegen machte, mich hier allein zu laſſen, daß ich zum voraus ſaͤhe, es wuͤrde nie etwas daraus werden; und mir verſpraͤche, mich zu verlaſſen, ſo- bald ich an irgend einem andern Orte waͤre; und ſich ſeine Gegenwart gar nicht fuͤr mich ſchickte: ſo haͤtte ich Luſt, nach London zu reißen, wenn ich je- mand in der Stadt kennete.
Weil
R 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0277"n="263"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Muͤhe gegeben haben, die Frau <hirendition="#fr">Howe</hi> gegen mich<lb/>
einzunehmen, als ich hoͤrte, daß er gethan haͤtte.</p><lb/><p>Er fragte mich: da ich nicht zu der Lady <hirendition="#fr">Eliſa-<lb/>
beth</hi> reiſen wollte, ob ich dennoch einen Beſuch<lb/>
von der Fraͤulein <hirendition="#fr">Montague</hi> annehmen, oder es<lb/>
genehm halten wollte, wenn ſie mir ihr Cammer-<lb/>
Maͤdchen uͤberließe?</p><lb/><p>Jch ſagte: dieſer Vorſchlag waͤre mir angenehm.<lb/>
Jch wollte nur erſt erwarten, ob mir meine Freunde<lb/>
meine Kleidung ſchicken wuͤrden, damit ich nicht gar<lb/>
zu liederlich ausſehen moͤchte.</p><lb/><p>Wenn es mir beliebig waͤre ſo wollte er noch-<lb/>
mahls nach <hirendition="#fr">Windſor</hi> reiſen, und ſich erkundigen,<lb/>
ob ich bey einem der Dom-Herren, oder in einem an-<lb/>
dern feinen Hauſe eine anſtaͤndige Miethe bekom-<lb/>
men koͤnnte.</p><lb/><p>Jch fragte: ob ſeine Einwendungen, die er gegen<lb/>
Windſor gemacht haͤtte, nicht eben ſo ſtarck waͤren,<lb/>
als vorhin? Ob nicht noch eben ſo viele Fremde da-<lb/>
hin zu kommen pflegten?</p><lb/><p>Jch erinnerte mich, daß ſie in einem Jhrer vo-<lb/>
rigen Briefe <hirendition="#fr">London</hi> als den bequemſten Ort, ſich<lb/>
verborgen zu halten, vorgeſchlagen haben. Jch<lb/>
antwortete deswegen: weil er ſo viel Einwendun-<lb/>
gen dagegen machte, mich hier allein zu laſſen, daß<lb/>
ich zum voraus ſaͤhe, es wuͤrde nie etwas daraus<lb/>
werden; und mir verſpraͤche, mich zu verlaſſen, ſo-<lb/>
bald ich an irgend einem andern Orte waͤre; und<lb/>ſich ſeine Gegenwart gar nicht fuͤr mich ſchickte: ſo<lb/>
haͤtte ich Luſt, nach London zu reißen, wenn ich je-<lb/>
mand in der Stadt kennete.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Weil</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[263/0277]
Muͤhe gegeben haben, die Frau Howe gegen mich
einzunehmen, als ich hoͤrte, daß er gethan haͤtte.
Er fragte mich: da ich nicht zu der Lady Eliſa-
beth reiſen wollte, ob ich dennoch einen Beſuch
von der Fraͤulein Montague annehmen, oder es
genehm halten wollte, wenn ſie mir ihr Cammer-
Maͤdchen uͤberließe?
Jch ſagte: dieſer Vorſchlag waͤre mir angenehm.
Jch wollte nur erſt erwarten, ob mir meine Freunde
meine Kleidung ſchicken wuͤrden, damit ich nicht gar
zu liederlich ausſehen moͤchte.
Wenn es mir beliebig waͤre ſo wollte er noch-
mahls nach Windſor reiſen, und ſich erkundigen,
ob ich bey einem der Dom-Herren, oder in einem an-
dern feinen Hauſe eine anſtaͤndige Miethe bekom-
men koͤnnte.
Jch fragte: ob ſeine Einwendungen, die er gegen
Windſor gemacht haͤtte, nicht eben ſo ſtarck waͤren,
als vorhin? Ob nicht noch eben ſo viele Fremde da-
hin zu kommen pflegten?
Jch erinnerte mich, daß ſie in einem Jhrer vo-
rigen Briefe London als den bequemſten Ort, ſich
verborgen zu halten, vorgeſchlagen haben. Jch
antwortete deswegen: weil er ſo viel Einwendun-
gen dagegen machte, mich hier allein zu laſſen, daß
ich zum voraus ſaͤhe, es wuͤrde nie etwas daraus
werden; und mir verſpraͤche, mich zu verlaſſen, ſo-
bald ich an irgend einem andern Orte waͤre; und
ſich ſeine Gegenwart gar nicht fuͤr mich ſchickte: ſo
haͤtte ich Luſt, nach London zu reißen, wenn ich je-
mand in der Stadt kennete.
Weil
R 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/277>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.