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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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rathen wollte. Jch wollte sie gerne vergnügt und
in einem ihnen selbst anständigen Hause sehen, da
sie ihre treue Hannichen bey sich haben könnte. Jch
wünschte, daß sie einige Hoffnung zu der so sehr ge-
wünschten Versöhnung haben möchten. Jch will
ihnen einige Vorschläge thun: vielleicht ist einer
darunter so glücklich, ihnen nicht zu misfallen.

Jch will mit der Frau oder Fräulein Howe
sprechen, oder mit wem sie mir befehlen, und aus-
zuwürcken suchen, daß sie sich bey ihnen aufhalten
können.

Oder wollen sie lieber nach Florentz zu dem Obri-
sten Morden reisen? Jch will ihnen alle Be-
quemlichkeit verschaffen, die zu dieser Reise nöthig
ist: es sey nun daß sie zu Wasser nach Livorno zu
gehen, oder zu Lande durch Franckreich zu reisen
Lust haben. Vielleicht kann ich eine von meinen
Basen bereden, daß sie ihnen Gesellschaft leistet.
Beyde Fräuleins von Montague würden eine sol-
che Gelegenheit, Franckreich und Jtalien zu sehen,
mit Freuden annehmen. Jch will sie blos zu ih-
rer Sicherheit begleiten: ich will mich verkleiden,
wenn sie es befehlen, ich will Livrey tragen, und
mich für ihren Bedienten ausgeben, damit meine
Gesellschaft ihrer Ehre auf keine Weise nachtheilig
seyn könne.

Jch antwortete ihm: ich wollte alles dieses über-
legen. Jch hoffete jetzt auf Briefe, wo nicht von
meiner Schwester, dennoch von meiner Base Her-
vey,
indem ich an beyde geschrieben hätte. Wenn
ich diese erhielte, so würden sie einen grossen Einfluß

in



rathen wollte. Jch wollte ſie gerne vergnuͤgt und
in einem ihnen ſelbſt anſtaͤndigen Hauſe ſehen, da
ſie ihre treue Hannichen bey ſich haben koͤnnte. Jch
wuͤnſchte, daß ſie einige Hoffnung zu der ſo ſehr ge-
wuͤnſchten Verſoͤhnung haben moͤchten. Jch will
ihnen einige Vorſchlaͤge thun: vielleicht iſt einer
darunter ſo gluͤcklich, ihnen nicht zu misfallen.

Jch will mit der Frau oder Fraͤulein Howe
ſprechen, oder mit wem ſie mir befehlen, und aus-
zuwuͤrcken ſuchen, daß ſie ſich bey ihnen aufhalten
koͤnnen.

Oder wollen ſie lieber nach Florentz zu dem Obri-
ſten Morden reiſen? Jch will ihnen alle Be-
quemlichkeit verſchaffen, die zu dieſer Reiſe noͤthig
iſt: es ſey nun daß ſie zu Waſſer nach Livorno zu
gehen, oder zu Lande durch Franckreich zu reiſen
Luſt haben. Vielleicht kann ich eine von meinen
Baſen bereden, daß ſie ihnen Geſellſchaft leiſtet.
Beyde Fraͤuleins von Montague wuͤrden eine ſol-
che Gelegenheit, Franckreich und Jtalien zu ſehen,
mit Freuden annehmen. Jch will ſie blos zu ih-
rer Sicherheit begleiten: ich will mich verkleiden,
wenn ſie es befehlen, ich will Livrey tragen, und
mich fuͤr ihren Bedienten ausgeben, damit meine
Geſellſchaft ihrer Ehre auf keine Weiſe nachtheilig
ſeyn koͤnne.

Jch antwortete ihm: ich wollte alles dieſes uͤber-
legen. Jch hoffete jetzt auf Briefe, wo nicht von
meiner Schweſter, dennoch von meiner Baſe Her-
vey,
indem ich an beyde geſchrieben haͤtte. Wenn
ich dieſe erhielte, ſo wuͤrden ſie einen groſſen Einfluß

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[260/0274] rathen wollte. Jch wollte ſie gerne vergnuͤgt und in einem ihnen ſelbſt anſtaͤndigen Hauſe ſehen, da ſie ihre treue Hannichen bey ſich haben koͤnnte. Jch wuͤnſchte, daß ſie einige Hoffnung zu der ſo ſehr ge- wuͤnſchten Verſoͤhnung haben moͤchten. Jch will ihnen einige Vorſchlaͤge thun: vielleicht iſt einer darunter ſo gluͤcklich, ihnen nicht zu misfallen. Jch will mit der Frau oder Fraͤulein Howe ſprechen, oder mit wem ſie mir befehlen, und aus- zuwuͤrcken ſuchen, daß ſie ſich bey ihnen aufhalten koͤnnen. Oder wollen ſie lieber nach Florentz zu dem Obri- ſten Morden reiſen? Jch will ihnen alle Be- quemlichkeit verſchaffen, die zu dieſer Reiſe noͤthig iſt: es ſey nun daß ſie zu Waſſer nach Livorno zu gehen, oder zu Lande durch Franckreich zu reiſen Luſt haben. Vielleicht kann ich eine von meinen Baſen bereden, daß ſie ihnen Geſellſchaft leiſtet. Beyde Fraͤuleins von Montague wuͤrden eine ſol- che Gelegenheit, Franckreich und Jtalien zu ſehen, mit Freuden annehmen. Jch will ſie blos zu ih- rer Sicherheit begleiten: ich will mich verkleiden, wenn ſie es befehlen, ich will Livrey tragen, und mich fuͤr ihren Bedienten ausgeben, damit meine Geſellſchaft ihrer Ehre auf keine Weiſe nachtheilig ſeyn koͤnne. Jch antwortete ihm: ich wollte alles dieſes uͤber- legen. Jch hoffete jetzt auf Briefe, wo nicht von meiner Schweſter, dennoch von meiner Baſe Her- vey, indem ich an beyde geſchrieben haͤtte. Wenn ich dieſe erhielte, ſo wuͤrden ſie einen groſſen Einfluß in

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/274>, abgerufen am 24.11.2024.