Er zeigte mir auch einen Theil von dem was die Fräulein Montague mit einer mehr munteren Feder geschrieben hatte. Sie wünschten ihm Glück zu dem Vertrauen, das ein so unvergleichliches Frau- enzimmer in ihn gesetzt habe. (Dieses sind ihre ei- genen Worte. Wie gefällt Jhnen der Ausdruck: Vertrauen? Niemand würde es anders glauben, wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit sagen dürfte. Sie sehen, daß meine Flucht mit ihm der Fräulein Montague, und vermuthlich seiner gantzen Fami- lie, etwas sonderbares und etwas unerwartetes zu seyn scheinet.) Sie wünschet, daß er bald Hochzeit halten, und ihre neue Base nach M. - - Hall brin- gen möge. Eben dieses wünsche der Lord M. ihre Schwester, und alle Freunde der Familie. So bald dieser glückliche Tag vorüber ist, verspricht sie mich nach M. - - Hall abzuhohlen, wenn der Lord M. das Podagra noch eben so heftig haben sollte. Wenn es sich aber mit ihm bessert, so hält sie sich versichert, daß er mich selbst abhohlen, und uns eins von seinen Gütern überlassen werde, bis wir uns völlig eingerichtet hätten.
Allein die Fräulein sagt nichts zu ihrer Entschul- digung, daß sie nicht unterweges oder zu St. Alban mir Gesellschaft geleistet hat, dazu er mir doch Hoff- nung gemacht hatte. Doch meldet sie, daß sie un- paß gewesen ist. Auch bekräftiget ihr Brief seine Erzählung in dem Stück, daß der Lord M. das Podagra heftig gehabt habe.
Der
Er zeigte mir auch einen Theil von dem was die Fraͤulein Montague mit einer mehr munteren Feder geſchrieben hatte. Sie wuͤnſchten ihm Gluͤck zu dem Vertrauen, das ein ſo unvergleichliches Frau- enzimmer in ihn geſetzt habe. (Dieſes ſind ihre ei- genen Worte. Wie gefaͤllt Jhnen der Ausdruck: Vertrauen? Niemand wuͤrde es anders glauben, wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit ſagen duͤrfte. Sie ſehen, daß meine Flucht mit ihm der Fraͤulein Montague, und vermuthlich ſeiner gantzen Fami- lie, etwas ſonderbares und etwas unerwartetes zu ſeyn ſcheinet.) Sie wuͤnſchet, daß er bald Hochzeit halten, und ihre neue Baſe nach M. ‒ ‒ Hall brin- gen moͤge. Eben dieſes wuͤnſche der Lord M. ihre Schweſter, und alle Freunde der Familie. So bald dieſer gluͤckliche Tag voruͤber iſt, verſpricht ſie mich nach M. ‒ ‒ Hall abzuhohlen, wenn der Lord M. das Podagra noch eben ſo heftig haben ſollte. Wenn es ſich aber mit ihm beſſert, ſo haͤlt ſie ſich verſichert, daß er mich ſelbſt abhohlen, und uns eins von ſeinen Guͤtern uͤberlaſſen werde, bis wir uns voͤllig eingerichtet haͤtten.
Allein die Fraͤulein ſagt nichts zu ihrer Entſchul- digung, daß ſie nicht unterweges oder zu St. Alban mir Geſellſchaft geleiſtet hat, dazu er mir doch Hoff- nung gemacht hatte. Doch meldet ſie, daß ſie un- paß geweſen iſt. Auch bekraͤftiget ihr Brief ſeine Erzaͤhlung in dem Stuͤck, daß der Lord M. das Podagra heftig gehabt habe.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0265"n="251"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Er zeigte mir auch einen Theil von dem was<lb/>
die Fraͤulein <hirendition="#fr">Montague</hi> mit einer mehr munteren<lb/>
Feder geſchrieben hatte. Sie wuͤnſchten ihm Gluͤck<lb/>
zu dem Vertrauen, das ein ſo unvergleichliches Frau-<lb/>
enzimmer in ihn geſetzt habe. (Dieſes ſind ihre ei-<lb/>
genen Worte. Wie gefaͤllt Jhnen der Ausdruck:<lb/><hirendition="#fr">Vertrauen?</hi> Niemand wuͤrde es anders glauben,<lb/>
wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit ſagen duͤrfte.<lb/>
Sie ſehen, daß meine Flucht mit ihm der Fraͤulein<lb/><hirendition="#fr">Montague,</hi> und vermuthlich ſeiner gantzen Fami-<lb/>
lie, etwas ſonderbares und etwas unerwartetes zu<lb/>ſeyn ſcheinet.) Sie wuͤnſchet, daß er bald Hochzeit<lb/>
halten, und ihre neue Baſe nach <hirendition="#fr">M. ‒‒ Hall</hi> brin-<lb/>
gen moͤge. Eben dieſes wuͤnſche der Lord <hirendition="#fr">M.</hi> ihre<lb/>
Schweſter, und alle Freunde der Familie. So bald<lb/>
dieſer gluͤckliche Tag voruͤber iſt, verſpricht ſie mich<lb/>
nach <hirendition="#fr">M. ‒‒ Hall</hi> abzuhohlen, wenn der Lord<lb/><hirendition="#fr">M.</hi> das Podagra noch eben ſo heftig haben ſollte.<lb/>
Wenn es ſich aber mit ihm beſſert, ſo haͤlt ſie ſich<lb/>
verſichert, daß er mich ſelbſt abhohlen, und uns eins<lb/>
von ſeinen Guͤtern uͤberlaſſen werde, bis wir uns<lb/>
voͤllig eingerichtet haͤtten.</p><lb/><p>Allein die Fraͤulein ſagt nichts zu ihrer Entſchul-<lb/>
digung, daß ſie nicht unterweges oder zu St. <hirendition="#fr">Alban</hi><lb/>
mir Geſellſchaft geleiſtet hat, dazu er mir doch Hoff-<lb/>
nung gemacht hatte. Doch meldet ſie, daß ſie un-<lb/>
paß geweſen iſt. Auch bekraͤftiget ihr Brief ſeine<lb/>
Erzaͤhlung in dem Stuͤck, daß der Lord <hirendition="#fr">M.</hi> das<lb/>
Podagra heftig gehabt habe.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[251/0265]
Er zeigte mir auch einen Theil von dem was
die Fraͤulein Montague mit einer mehr munteren
Feder geſchrieben hatte. Sie wuͤnſchten ihm Gluͤck
zu dem Vertrauen, das ein ſo unvergleichliches Frau-
enzimmer in ihn geſetzt habe. (Dieſes ſind ihre ei-
genen Worte. Wie gefaͤllt Jhnen der Ausdruck:
Vertrauen? Niemand wuͤrde es anders glauben,
wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit ſagen duͤrfte.
Sie ſehen, daß meine Flucht mit ihm der Fraͤulein
Montague, und vermuthlich ſeiner gantzen Fami-
lie, etwas ſonderbares und etwas unerwartetes zu
ſeyn ſcheinet.) Sie wuͤnſchet, daß er bald Hochzeit
halten, und ihre neue Baſe nach M. ‒ ‒ Hall brin-
gen moͤge. Eben dieſes wuͤnſche der Lord M. ihre
Schweſter, und alle Freunde der Familie. So bald
dieſer gluͤckliche Tag voruͤber iſt, verſpricht ſie mich
nach M. ‒ ‒ Hall abzuhohlen, wenn der Lord
M. das Podagra noch eben ſo heftig haben ſollte.
Wenn es ſich aber mit ihm beſſert, ſo haͤlt ſie ſich
verſichert, daß er mich ſelbſt abhohlen, und uns eins
von ſeinen Guͤtern uͤberlaſſen werde, bis wir uns
voͤllig eingerichtet haͤtten.
Allein die Fraͤulein ſagt nichts zu ihrer Entſchul-
digung, daß ſie nicht unterweges oder zu St. Alban
mir Geſellſchaft geleiſtet hat, dazu er mir doch Hoff-
nung gemacht hatte. Doch meldet ſie, daß ſie un-
paß geweſen iſt. Auch bekraͤftiget ihr Brief ſeine
Erzaͤhlung in dem Stuͤck, daß der Lord M. das
Podagra heftig gehabt habe.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/265>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.