ren Schluß schon gefasset, sie zu zwingen. Der Mittewochen ist der Tag: der gefährliche Tag. Vielleicht der unglückliche Tag? wollen sie so lan- ge warten, daß sie Frau Solmes werden? kann dieses doch noch zu guter letzte ihr Entschluß seyn?
Nein! nimmer nimmermehr will ich mich an den Mann geben. Aber ich will auch jetzt nicht mit ihnen gehen. Schleppen sie mich doch nicht so. Was unterstehen sie sich? Jch würde sie gar nicht gesprochen haben, wenn es nicht geschehen wäre, ihnen dieses zu sagen. Jch wäre nicht her- gekommen: allein ich furchte, daß sie sich verge- hen möchten. Ein vor alle mahl, ich will nicht mit ihnen gehen. Was wollen sie? - - unter dieser gantzen Unterredung wandte ich alle Kraft an, mich loszureissen.
Er ließ endlich meine Hand gehen, und sprach mit einer gelindern Stimme: ist mein Engel be- zaubert? nach so viel Kränckungen, die ihnen ih- re Anverwanten angethan haben; noch so heili- gen Versicherungen, nach einer so zärtlichen Liebe, die ich gegen sie gezeiget habe, können sie es über das Hertz bringen, mich durch einen solchen Bruch ihrer Worte zu tödten?
Alles das Reden hilft nichts, Herr Lovelace. Wenn ich mehr Zeit habe, so sollen sie die Ursa- chen erfahren. Jch kann nicht mitgehen. Jch sage es noch einmahl, dringen sie nicht weiter in mich. Jch kann mich ja nicht von allen Leuten zwingen lassen.
Jch
ren Schluß ſchon gefaſſet, ſie zu zwingen. Der Mittewochen iſt der Tag: der gefaͤhrliche Tag. Vielleicht der ungluͤckliche Tag? wollen ſie ſo lan- ge warten, daß ſie Frau Solmes werden? kann dieſes doch noch zu guter letzte ihr Entſchluß ſeyn?
Nein! nimmer nimmermehr will ich mich an den Mann geben. Aber ich will auch jetzt nicht mit ihnen gehen. Schleppen ſie mich doch nicht ſo. Was unterſtehen ſie ſich? Jch wuͤrde ſie gar nicht geſprochen haben, wenn es nicht geſchehen waͤre, ihnen dieſes zu ſagen. Jch waͤre nicht her- gekommen: allein ich furchte, daß ſie ſich verge- hen moͤchten. Ein vor alle mahl, ich will nicht mit ihnen gehen. Was wollen ſie? ‒ ‒ unter dieſer gantzen Unterredung wandte ich alle Kraft an, mich loszureiſſen.
Er ließ endlich meine Hand gehen, und ſprach mit einer gelindern Stimme: iſt mein Engel be- zaubert? nach ſo viel Kraͤnckungen, die ihnen ih- re Anverwanten angethan haben; noch ſo heili- gen Verſicherungen, nach einer ſo zaͤrtlichen Liebe, die ich gegen ſie gezeiget habe, koͤnnen ſie es uͤber das Hertz bringen, mich durch einen ſolchen Bruch ihrer Worte zu toͤdten?
Alles das Reden hilft nichts, Herr Lovelace. Wenn ich mehr Zeit habe, ſo ſollen ſie die Urſa- chen erfahren. Jch kann nicht mitgehen. Jch ſage es noch einmahl, dringen ſie nicht weiter in mich. Jch kann mich ja nicht von allen Leuten zwingen laſſen.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0024"n="10"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ren Schluß ſchon gefaſſet, ſie zu zwingen. Der<lb/>
Mittewochen iſt der Tag: der gefaͤhrliche Tag.<lb/>
Vielleicht der ungluͤckliche Tag? wollen ſie ſo lan-<lb/>
ge warten, daß ſie Frau <hirendition="#fr">Solmes</hi> werden? kann<lb/>
dieſes doch noch zu guter letzte ihr Entſchluß<lb/>ſeyn?</p><lb/><p>Nein! nimmer nimmermehr will ich mich an<lb/>
den Mann geben. Aber ich will auch jetzt nicht<lb/>
mit ihnen gehen. Schleppen ſie mich doch nicht<lb/>ſo. Was unterſtehen ſie ſich? Jch wuͤrde ſie gar<lb/>
nicht geſprochen haben, wenn es nicht geſchehen<lb/>
waͤre, ihnen dieſes zu ſagen. Jch waͤre nicht her-<lb/>
gekommen: allein ich furchte, daß ſie ſich verge-<lb/>
hen moͤchten. Ein vor alle mahl, ich will <hirendition="#fr">nicht</hi><lb/>
mit ihnen gehen. Was wollen ſie? ‒‒ unter<lb/>
dieſer gantzen Unterredung wandte ich alle Kraft<lb/>
an, mich loszureiſſen.</p><lb/><p>Er ließ endlich meine Hand gehen, und ſprach<lb/>
mit einer gelindern Stimme: iſt mein Engel be-<lb/>
zaubert? nach ſo viel Kraͤnckungen, die ihnen ih-<lb/>
re Anverwanten angethan haben; noch ſo heili-<lb/>
gen Verſicherungen, nach einer ſo zaͤrtlichen Liebe,<lb/>
die ich gegen ſie gezeiget habe, koͤnnen ſie es uͤber<lb/>
das Hertz bringen, mich durch einen ſolchen Bruch<lb/>
ihrer Worte zu toͤdten?</p><lb/><p>Alles das Reden hilft nichts, Herr <hirendition="#fr">Lovelace.</hi><lb/>
Wenn ich mehr Zeit habe, ſo ſollen ſie die Urſa-<lb/>
chen erfahren. Jch kann nicht mitgehen. Jch<lb/>ſage es noch einmahl, dringen ſie nicht weiter in<lb/>
mich. Jch kann mich ja nicht von allen Leuten<lb/>
zwingen laſſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[10/0024]
ren Schluß ſchon gefaſſet, ſie zu zwingen. Der
Mittewochen iſt der Tag: der gefaͤhrliche Tag.
Vielleicht der ungluͤckliche Tag? wollen ſie ſo lan-
ge warten, daß ſie Frau Solmes werden? kann
dieſes doch noch zu guter letzte ihr Entſchluß
ſeyn?
Nein! nimmer nimmermehr will ich mich an
den Mann geben. Aber ich will auch jetzt nicht
mit ihnen gehen. Schleppen ſie mich doch nicht
ſo. Was unterſtehen ſie ſich? Jch wuͤrde ſie gar
nicht geſprochen haben, wenn es nicht geſchehen
waͤre, ihnen dieſes zu ſagen. Jch waͤre nicht her-
gekommen: allein ich furchte, daß ſie ſich verge-
hen moͤchten. Ein vor alle mahl, ich will nicht
mit ihnen gehen. Was wollen ſie? ‒ ‒ unter
dieſer gantzen Unterredung wandte ich alle Kraft
an, mich loszureiſſen.
Er ließ endlich meine Hand gehen, und ſprach
mit einer gelindern Stimme: iſt mein Engel be-
zaubert? nach ſo viel Kraͤnckungen, die ihnen ih-
re Anverwanten angethan haben; noch ſo heili-
gen Verſicherungen, nach einer ſo zaͤrtlichen Liebe,
die ich gegen ſie gezeiget habe, koͤnnen ſie es uͤber
das Hertz bringen, mich durch einen ſolchen Bruch
ihrer Worte zu toͤdten?
Alles das Reden hilft nichts, Herr Lovelace.
Wenn ich mehr Zeit habe, ſo ſollen ſie die Urſa-
chen erfahren. Jch kann nicht mitgehen. Jch
ſage es noch einmahl, dringen ſie nicht weiter in
mich. Jch kann mich ja nicht von allen Leuten
zwingen laſſen.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/24>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.