um sich einigen Leuten fürchterlich zu machen, und Unglück zu vermeiden. Er sey oft darin unglück- lich gewesen, daß er einige geschwinde Einfälle gleich heraus gesagt hätte: es würde ihm vieles nachge- redet, das er nie gesagt, und noch mehreres, das er nie gethan hätte. Manches gebe man ihm als eine That schuld, davon er nur (wie eben jetzt) ge- redet, und in einer Viertheil-Stunde nichts mehr davon gewußt hätte.
Es kann etwas hievon wahr seyn. Ein so junger Mensch kann nicht vollkommen so gottlos seyn, als man ihn abzumahlen pflegt. Allein was muß man nicht von einem solchen Mann gewärtig seyn, der der Anführer einer solchen Bande von drei- sten und bemittelten jungen Herren ist, und derglei- chen Dinge auszuführen im Stande ist, als ich schon leyder erfahren habe?
Eine seiner Entschuldigungen war, daß er sich nicht darum bekümmere, was andere Leute von ihm dächten. Gewiß eine schlechte Entschuldigung! Was für Zutrauen kann ein Frauenzimmer zu ei- nem Manne haben, der nichts auf seine Ehre hält? Diese muntern Köpfe können uns wol einmahl eine vergnügte Stunde machen: allein der, mit dem man wünschen kann seine Lebens-Zeit zuzubrin- gen, muß ein redliches und tugendhaftes Hertz ha- ben. Welche Frauens Person, die es ändern kann, wird es auf die bloße Höflichkeit eines solchen Man- nes, der allen Pflichten der Sitten-Lehre Trotz bie- tet, ankommen lassen, ober seine Pflicht gegen sie er- füllen, und ihr nicht gar zu übel begegnen wolle?
Was
um ſich einigen Leuten fuͤrchterlich zu machen, und Ungluͤck zu vermeiden. Er ſey oft darin ungluͤck- lich geweſen, daß er einige geſchwinde Einfaͤlle gleich heraus geſagt haͤtte: es wuͤrde ihm vieles nachge- redet, das er nie geſagt, und noch mehreres, das er nie gethan haͤtte. Manches gebe man ihm als eine That ſchuld, davon er nur (wie eben jetzt) ge- redet, und in einer Viertheil-Stunde nichts mehr davon gewußt haͤtte.
Es kann etwas hievon wahr ſeyn. Ein ſo junger Menſch kann nicht vollkommen ſo gottlos ſeyn, als man ihn abzumahlen pflegt. Allein was muß man nicht von einem ſolchen Mann gewaͤrtig ſeyn, der der Anfuͤhrer einer ſolchen Bande von drei- ſten und bemittelten jungen Herren iſt, und derglei- chen Dinge auszufuͤhren im Stande iſt, als ich ſchon leyder erfahren habe?
Eine ſeiner Entſchuldigungen war, daß er ſich nicht darum bekuͤmmere, was andere Leute von ihm daͤchten. Gewiß eine ſchlechte Entſchuldigung! Was fuͤr Zutrauen kann ein Frauenzimmer zu ei- nem Manne haben, der nichts auf ſeine Ehre haͤlt? Dieſe muntern Koͤpfe koͤnnen uns wol einmahl eine vergnuͤgte Stunde machen: allein der, mit dem man wuͤnſchen kann ſeine Lebens-Zeit zuzubrin- gen, muß ein redliches und tugendhaftes Hertz ha- ben. Welche Frauens Perſon, die es aͤndern kann, wird es auf die bloße Hoͤflichkeit eines ſolchen Man- nes, der allen Pflichten der Sitten-Lehre Trotz bie- tet, ankommen laſſen, ober ſeine Pflicht gegen ſie er- fuͤllen, und ihr nicht gar zu uͤbel begegnen wolle?
Was
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um ſich einigen Leuten fuͤrchterlich zu machen, und
Ungluͤck zu vermeiden. Er ſey oft darin ungluͤck-
lich geweſen, daß er einige geſchwinde Einfaͤlle gleich
heraus geſagt haͤtte: es wuͤrde ihm vieles nachge-
redet, das er nie geſagt, und noch mehreres, das
er nie gethan haͤtte. Manches gebe man ihm als
eine That ſchuld, davon er nur (wie eben jetzt) ge-
redet, und in einer Viertheil-Stunde nichts mehr
davon gewußt haͤtte.
Es kann etwas hievon wahr ſeyn. Ein ſo
junger Menſch kann nicht vollkommen ſo gottlos
ſeyn, als man ihn abzumahlen pflegt. Allein was
muß man nicht von einem ſolchen Mann gewaͤrtig
ſeyn, der der Anfuͤhrer einer ſolchen Bande von drei-
ſten und bemittelten jungen Herren iſt, und derglei-
chen Dinge auszufuͤhren im Stande iſt, als ich ſchon
leyder erfahren habe?
Eine ſeiner Entſchuldigungen war, daß er ſich
nicht darum bekuͤmmere, was andere Leute von
ihm daͤchten. Gewiß eine ſchlechte Entſchuldigung!
Was fuͤr Zutrauen kann ein Frauenzimmer zu ei-
nem Manne haben, der nichts auf ſeine Ehre haͤlt?
Dieſe muntern Koͤpfe koͤnnen uns wol einmahl eine
vergnuͤgte Stunde machen: allein der, mit dem
man wuͤnſchen kann ſeine Lebens-Zeit zuzubrin-
gen, muß ein redliches und tugendhaftes Hertz ha-
ben. Welche Frauens Perſon, die es aͤndern kann,
wird es auf die bloße Hoͤflichkeit eines ſolchen Man-
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fuͤllen, und ihr nicht gar zu uͤbel begegnen wolle?
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/219>, abgerufen am 18.12.2024.
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