ten, und die Welt glaubend zu machen, daß das nur ein kurtzes Misverständniß gewesen sey, was sonst leicht ein unauslöschlicher Fleck für eine un- glückliche Person seyn kann, der die Jhrigen seit einiger Zeit sehr unfreundlich begegnet sind, wenn ich die Sache mit dem gelindesten Worte ausdrü- cken soll.
Wenn Jhr demnach bey Ueberlegung aller Um- stände der Meinung seyd, daß ich einen Fehler begangen habe, so sucht ihn nur nicht zu vergrös- sern. Um Euer selbst willen, um meines Bru- ders willen, um der beyden Personen willen, die mich in dieses Unglück gestürtzt haben, um der gantzen Familie willen vergrößert ihn nicht, und machet den Bruch nicht weiter. Suchet nicht den guten Nahmen einer Schwester auf ewig zu be- flecken. Dieses bittet
Eure ergebenste Cl. Harlowe.
P. S. Jch werde es für eine große Gefälligkeit ansehen, wenn mir meine Kleider nebst den funf- zig Guineas, die ich in dem Schreib-Jisch zurück gelassen habe, sogleich geschickt werden. Den Schlüssel übersende ich hiebey. Jch wünsche auch meine geistlichen und gemischten Bücher zu haben, und (wenn sich meine Eltern dazu entschließen könnten) meine Juwelen. Die Addresse ist: abzugeben in Osgoods Hause, nicht weit von Soho-Squäre: mit Bitte den Brief zu behalten, bis er abgefodert wird.
Der
ten, und die Welt glaubend zu machen, daß das nur ein kurtzes Misverſtaͤndniß geweſen ſey, was ſonſt leicht ein unausloͤſchlicher Fleck fuͤr eine un- gluͤckliche Perſon ſeyn kann, der die Jhrigen ſeit einiger Zeit ſehr unfreundlich begegnet ſind, wenn ich die Sache mit dem gelindeſten Worte ausdruͤ- cken ſoll.
Wenn Jhr demnach bey Ueberlegung aller Um- ſtaͤnde der Meinung ſeyd, daß ich einen Fehler begangen habe, ſo ſucht ihn nur nicht zu vergroͤſ- ſern. Um Euer ſelbſt willen, um meines Bru- ders willen, um der beyden Perſonen willen, die mich in dieſes Ungluͤck geſtuͤrtzt haben, um der gantzen Familie willen vergroͤßert ihn nicht, und machet den Bruch nicht weiter. Suchet nicht den guten Nahmen einer Schweſter auf ewig zu be- flecken. Dieſes bittet
Eure ergebenſte Cl. Harlowe.
P. S. Jch werde es fuͤr eine große Gefaͤlligkeit anſehen, wenn mir meine Kleider nebſt den funf- zig Guineas, die ich in dem Schreib-Jiſch zuruͤck gelaſſen habe, ſogleich geſchickt werden. Den Schluͤſſel uͤberſende ich hiebey. Jch wuͤnſche auch meine geiſtlichen und gemiſchten Buͤcher zu haben, und (wenn ſich meine Eltern dazu entſchließen koͤnnten) meine Juwelen. Die Addreſſe iſt: abzugeben in Osgoods Hauſe, nicht weit von Soho-Squaͤre: mit Bitte den Brief zu behalten, bis er abgefodert wird.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><p><pbfacs="#f0134"n="120"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ten, und die Welt glaubend zu machen, daß das<lb/>
nur ein kurtzes Misverſtaͤndniß geweſen ſey, was<lb/>ſonſt leicht ein unausloͤſchlicher Fleck fuͤr eine un-<lb/>
gluͤckliche Perſon ſeyn kann, der die Jhrigen ſeit<lb/>
einiger Zeit ſehr unfreundlich begegnet ſind, wenn<lb/>
ich die Sache mit dem gelindeſten Worte ausdruͤ-<lb/>
cken ſoll.</p><lb/><p>Wenn Jhr demnach bey Ueberlegung aller Um-<lb/>ſtaͤnde der Meinung ſeyd, daß ich einen Fehler<lb/>
begangen habe, ſo ſucht ihn nur nicht zu vergroͤſ-<lb/>ſern. Um Euer ſelbſt willen, um meines Bru-<lb/>
ders willen, um der beyden Perſonen willen, die<lb/>
mich in dieſes Ungluͤck geſtuͤrtzt haben, um der<lb/>
gantzen Familie willen vergroͤßert ihn nicht, und<lb/>
machet den Bruch nicht weiter. Suchet nicht den<lb/>
guten Nahmen einer Schweſter auf ewig zu be-<lb/>
flecken. Dieſes bittet</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Eure ergebenſte<lb/><hirendition="#fr">Cl. Harlowe.</hi></hi></salute></closer><lb/><postscript><p><hirendition="#aq">P. S.</hi> Jch werde es fuͤr eine große Gefaͤlligkeit<lb/>
anſehen, wenn mir meine Kleider nebſt den funf-<lb/>
zig Guineas, die ich in dem Schreib-Jiſch zuruͤck<lb/>
gelaſſen habe, ſogleich geſchickt werden. Den<lb/>
Schluͤſſel uͤberſende ich hiebey. Jch wuͤnſche auch<lb/>
meine geiſtlichen und gemiſchten Buͤcher zu haben,<lb/>
und (wenn ſich meine Eltern dazu entſchließen<lb/>
koͤnnten) meine Juwelen. Die <hirendition="#aq">Addreſſe</hi> iſt:<lb/><hirendition="#fr">abzugeben in Osgoods Hauſe, nicht weit<lb/>
von Soho-Squaͤre: mit Bitte den Brief zu<lb/>
behalten, bis er abgefodert wird.</hi></p></postscript></body></floatingText></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[120/0134]
ten, und die Welt glaubend zu machen, daß das
nur ein kurtzes Misverſtaͤndniß geweſen ſey, was
ſonſt leicht ein unausloͤſchlicher Fleck fuͤr eine un-
gluͤckliche Perſon ſeyn kann, der die Jhrigen ſeit
einiger Zeit ſehr unfreundlich begegnet ſind, wenn
ich die Sache mit dem gelindeſten Worte ausdruͤ-
cken ſoll.
Wenn Jhr demnach bey Ueberlegung aller Um-
ſtaͤnde der Meinung ſeyd, daß ich einen Fehler
begangen habe, ſo ſucht ihn nur nicht zu vergroͤſ-
ſern. Um Euer ſelbſt willen, um meines Bru-
ders willen, um der beyden Perſonen willen, die
mich in dieſes Ungluͤck geſtuͤrtzt haben, um der
gantzen Familie willen vergroͤßert ihn nicht, und
machet den Bruch nicht weiter. Suchet nicht den
guten Nahmen einer Schweſter auf ewig zu be-
flecken. Dieſes bittet
Eure ergebenſte
Cl. Harlowe.
P. S. Jch werde es fuͤr eine große Gefaͤlligkeit
anſehen, wenn mir meine Kleider nebſt den funf-
zig Guineas, die ich in dem Schreib-Jiſch zuruͤck
gelaſſen habe, ſogleich geſchickt werden. Den
Schluͤſſel uͤberſende ich hiebey. Jch wuͤnſche auch
meine geiſtlichen und gemiſchten Buͤcher zu haben,
und (wenn ſich meine Eltern dazu entſchließen
koͤnnten) meine Juwelen. Die Addreſſe iſt:
abzugeben in Osgoods Hauſe, nicht weit
von Soho-Squaͤre: mit Bitte den Brief zu
behalten, bis er abgefodert wird.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/134>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.