betrübtes Leben ist das für ein Hertz, das so wenig zum Argwohn geneigt ist, als das meinige?
Jch bin dem Herrn Hickman sehr verbunden, daß er unsern Briefwechsel so willig und so gütig befördert. Er scheint so wenig Hoffnung zu ha- ben, daß ihm die Tochter diesen Dienst dancke, daß ich sehr bekümmert bin, wenn er die Gunst der Mutter darüber verlieren sollte.
Jch bin jetzt in den Umständen, daß ich andern muß verbunden seyn. Jch muß mich in das schi- cken, was ich nicht ändern kann. Wo habe ich Gelegenheit, die mir sonst so angenehme Gelegen- heit, andern eine Gefälligkeit zu erzeigen? Jch will das sagen: ich fürchte, daß ich jetzt nicht mehr so viel bey Jhnen gelten kann als sonst, nachdem ich mich so sehr übereilet habe. Jch will dem ohngeachtet aber mich nicht selbst herunter setzen, noch mich freywillig des Rechts begeben, das Sie mir sonst zu gestatten pflegten, Jhnen das zu ent- decken, was ich an Jhnen auszusetzen habe.
Sie müssen mir erlauben, so hart auch Jhre Frau Mutter gegen meine unvorsätzliche Schuld ist, dennoch zu sagen, daß ich Sie wegen Jhrer Hef- tigkeit gegen Jhre Frau Mutter nicht entschuldigen kann. Jch will an eine andere Sache jetzt nicht ein- mahl gedencken, die mir aber dennoch gewiß sehr na- he gehet, nehmlich wie Sie sich von den Meinigen fast ohne einigen Unterscheid ausdrücken.
Wenn Sie um Jhrer selbst willen mit den em- pfindlichen Reden Jhrer Mutter nicht Geduld ha- ben wollen, so thun Sie es doch um meinet willen.
Denn
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betruͤbtes Leben iſt das fuͤr ein Hertz, das ſo wenig zum Argwohn geneigt iſt, als das meinige?
Jch bin dem Herrn Hickman ſehr verbunden, daß er unſern Briefwechſel ſo willig und ſo guͤtig befoͤrdert. Er ſcheint ſo wenig Hoffnung zu ha- ben, daß ihm die Tochter dieſen Dienſt dancke, daß ich ſehr bekuͤmmert bin, wenn er die Gunſt der Mutter daruͤber verlieren ſollte.
Jch bin jetzt in den Umſtaͤnden, daß ich andern muß verbunden ſeyn. Jch muß mich in das ſchi- cken, was ich nicht aͤndern kann. Wo habe ich Gelegenheit, die mir ſonſt ſo angenehme Gelegen- heit, andern eine Gefaͤlligkeit zu erzeigen? Jch will das ſagen: ich fuͤrchte, daß ich jetzt nicht mehr ſo viel bey Jhnen gelten kann als ſonſt, nachdem ich mich ſo ſehr uͤbereilet habe. Jch will dem ohngeachtet aber mich nicht ſelbſt herunter ſetzen, noch mich freywillig des Rechts begeben, das Sie mir ſonſt zu geſtatten pflegten, Jhnen das zu ent- decken, was ich an Jhnen auszuſetzen habe.
Sie muͤſſen mir erlauben, ſo hart auch Jhre Frau Mutter gegen meine unvorſaͤtzliche Schuld iſt, dennoch zu ſagen, daß ich Sie wegen Jhrer Hef- tigkeit gegen Jhre Frau Mutter nicht entſchuldigen kann. Jch will an eine andere Sache jetzt nicht ein- mahl gedencken, die mir aber dennoch gewiß ſehr na- he gehet, nehmlich wie Sie ſich von den Meinigen faſt ohne einigen Unterſcheid ausdruͤcken.
Wenn Sie um Jhrer ſelbſt willen mit den em- pfindlichen Reden Jhrer Mutter nicht Geduld ha- ben wollen, ſo thun Sie es doch um meinet willen.
Denn
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betruͤbtes Leben iſt das fuͤr ein Hertz, das ſo wenig
zum Argwohn geneigt iſt, als das meinige?
Jch bin dem Herrn Hickman ſehr verbunden,
daß er unſern Briefwechſel ſo willig und ſo guͤtig
befoͤrdert. Er ſcheint ſo wenig Hoffnung zu ha-
ben, daß ihm die Tochter dieſen Dienſt dancke,
daß ich ſehr bekuͤmmert bin, wenn er die Gunſt
der Mutter daruͤber verlieren ſollte.
Jch bin jetzt in den Umſtaͤnden, daß ich andern
muß verbunden ſeyn. Jch muß mich in das ſchi-
cken, was ich nicht aͤndern kann. Wo habe ich
Gelegenheit, die mir ſonſt ſo angenehme Gelegen-
heit, andern eine Gefaͤlligkeit zu erzeigen? Jch
will das ſagen: ich fuͤrchte, daß ich jetzt nicht mehr
ſo viel bey Jhnen gelten kann als ſonſt, nachdem
ich mich ſo ſehr uͤbereilet habe. Jch will dem
ohngeachtet aber mich nicht ſelbſt herunter ſetzen,
noch mich freywillig des Rechts begeben, das Sie
mir ſonſt zu geſtatten pflegten, Jhnen das zu ent-
decken, was ich an Jhnen auszuſetzen habe.
Sie muͤſſen mir erlauben, ſo hart auch Jhre
Frau Mutter gegen meine unvorſaͤtzliche Schuld
iſt, dennoch zu ſagen, daß ich Sie wegen Jhrer Hef-
tigkeit gegen Jhre Frau Mutter nicht entſchuldigen
kann. Jch will an eine andere Sache jetzt nicht ein-
mahl gedencken, die mir aber dennoch gewiß ſehr na-
he gehet, nehmlich wie Sie ſich von den Meinigen
faſt ohne einigen Unterſcheid ausdruͤcken.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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